Geliebte Fälscherin (German Edition)
Madam. Danke.“ Sie warf einen vorsichtigen Blick auf den Herrn, der Mrs Acklen mit unverhohlener Aufmerksamkeit beobachtete.
„Nun, es freut mich, das zu hören. Denn am Montagmorgen …“ Mrs Acklen bedachte sie mit einem vielsagenden Blick. „… wartet viel Arbeit auf uns.“
Claire schaute sie an und fragte sich, ob Mrs Acklen das meinte, was sie glaubte. „Wo-wollen Sie damit sagen, dass ich …“
„Ja, Miss Laurent. Meinen Glückwunsch. Sie haben die Stelle.“
Obwohl sie gehofft und gebetet hatte, dass sie diese Worte hören würde, konnte Claire es jetzt kaum glauben. Aus Mrs Rouths versteinerter Miene schloss sie, dass es ihr genauso ging. „Danke, Mrs Acklen. Ich verspreche Ihnen, dass ich jeden Tag fleißig arbeiten und mein Bestes geben werde.“
„Ja, ja, Miss Laurent.“ Mrs Acklen nickte. „Weniger erwarte ich auch nicht. Jetzt holen Sie sich etwas zu essen. Cordina sagte, sie wollte Ihnen einen Teller neben den Herd stellen.“
Claire schwebte fast in die Küche hinab und holte sich ihren Teller und ein Glas Milch. Dann huschte sie in ihr Zimmer zurück. Sie wünschte, sie könnte Sutton diese gute Neuigkeit erzählen, vermutete aber, dass er es bereits wusste.
Sie verspeiste hungrig das Schweinekotelett, die Süßkartoffeln und die Bohnen und aß jeden Krümel des Maisbrots, das Cordina mit Butter bestrichen hatte. Sie leckte sich die geschmolzene Butter von den Fingern und war sicher, dass sie noch nie etwas Besseres gegessen hatte.
Voll und satt, wie sie Eli sagen gehört hatte, schlüpfte sie in ihr Nachthemd und blies das Licht aus und wünschte wieder, sie könnte noch einmal mit Sutton sprechen, bevor sie ins Bett schlüpfte. Als sie ans Fenster trat, um die Vorhänge zu schließen, erstarrte sie.
Unter ihr, an derselben Stelle, an der sie Zeke graben gesehen hatte, kniete jemand und grub genauso, wie es Zeke gemacht hatte. Sie schlich näher ans Fenster und war froh, dass sie ihre Lampe schon gelöscht hatte. Sie schaute dem Mann da draußen zu und wartete atemlos.
Wer auch immer es war, er ließ sich Zeit zu graben und dann die Erde wieder glatt zu streichen. Dann erst begriff sie es. Der Mann dort unten grub nicht etwas aus. Er vergrub etwas. Schließlich stand er auf, woraufhin Claire ihn fassungslos anstarrte. Sutton! Sie erkannte ihn an seiner Haltung, an seinem Gang.
Er ging ein paar Schritte weiter und wiederholte den ganzen Vorgang, den sie soeben beobachtet hatte. Ihre Gedanken wanderten zu Zeke und wie der Junge ihr erzählt hatte, dass er dort aus der Erde unter anderem Münzen ausgegraben hatte.
Sie schaute zu, wie Sutton in seine Tasche griff und dann etwas – eine Münze, vermutete sie – in das Loch fallen ließ, dann die Erde darüber wieder glatt strich und sich dabei nach allen Seiten umschaute. Wer hätte das gedacht?
Wie sich herausstellte, war Sutton offenbar die Inspiration hinter ihrer brillanten Idee für das Thema zu Williams Feier. Mit einem Lächeln schüttelte sie den Kopf und schlüpfte unter ihre Decke, um sich zu wärmen.
Silberne Streifen des Mondlichts fielen durch die halb geöffneten Vorhänge und bewegten sich mit den Zweigen vor ihrem Fenster, die sich im Wind bogen und schaukelten. Sie wünschte, sie könnte Sutton die Wahrheit sagen. Im selben Atemzug wünschte sie – so dumm das selbst in ihren eigenen Ohren klang –, er würde sich aus ihr genauso viel machen wie sie sich aus ihm. Natürlich wusste sie, dass sie das nicht sollte.
Denn es würde zu nichts führen. Wie konnte man einen Menschen lieben, den man nicht kannte? Und Sutton kannte sie nicht. Nicht wirklich. Und falls er sie doch kennen würde, würde ihm nicht gefallen, was er sähe. Denn alles, wofür er stand – Anstand, Ehre, Recht –, hatte sie mit Füßen getreten.
Sie hatte nicht offen gelogen. Aber sie hatte auch nicht die Wahrheit gesagt. Waren eine Lüge und nicht die ganze Wahrheit zu sagen das Gleiche? Sie wusste es nicht. Aber im Moment fühlte es sich ganz genauso an.
Denn wenn sie Sutton die Wahrheit über ihre Vergangenheit sagen würde und über die Gemälde, die sie gefälscht hatte, und über die Galerie ihrer Familie, in der sie die Fälschungen verkauft hatten, würde er es so sehen, dass sie ihn und Mrs Acklen angelogen hatte. Und er hätte recht. Und sie müsste gehen.
Fort von Belmont . Fort von ihm. Fort von dem Beginn eines neuen Lebens.
Nein, die Wahrheit zu sagen wäre mit einem zu hohen Preis verbunden. Außerdem lag dieses Leben
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