Geliebte Fälscherin (German Edition)
jetzt hinter ihr. Doch war ihr Vorsatz, neu anzufangen, sich zu bessern, nie zu stehlen oder zu lügen und nie wieder etwas zu fälschen, genug?
23
„S ind Sie sicher, dass ich heute Morgen nicht zu schnell spreche, Miss Laurent? Kommen Sie mit?“ Mrs Acklen schritt durch das Arbeitszimmer zum Schreibtisch und schaute Claire prüfend an.
„Ja, Madam. Ich habe alles aufgeschrieben. Einschließlich des Weihnachtsmenüs und der Mengen und was ich von welcher Firma bestellen soll.“ Claire hielt ihr die Seiten zur Überprüfung hin, da sie es gewohnt war, dass Mrs Acklen alles noch einmal kontrollieren wollte. Ihre Hand schmerzte, da sie den ganzen Vormittag geschrieben hatte, auch wenn die Füllfeder die schönste war, die sie je benutzt hatte. Die Tinte glitt gleichmäßig auf die Seite.
Ein leises Klopfen ertönte.
„Herein“, rief Adelicia und wandte sich um, als die Tür aufging. „Ah! Miss Cenas, wie geht es Ihnen?“
Claire blickte auf, als die Hauslehrerin der Kinder eintrat, und erwiderte ihren Gruß mit einem stummen „Guten Morgen“. Sie hatte die Lehrerin Anfang dieser Woche kennengelernt. Einem so gut organisierten Menschen wie ihr war sie noch nie in ihrem Leben begegnet.
Miss Heloise Cenas wirkte bei den Kindern und ihrem Schulstoff wahre Wunder. Ohne je ein böses Wort zu sagen oder die Stimme erheben zu müssen, vermittelte die ruhige, selbstbewusste Lehrerin ihre Lektionen so, dass auch Claire gelegentlich gern neben dem Schulzimmer zuhörte, das praktischerweise in einem ansonsten unbenutzten Zimmer neben dem großen Salon lag.
Miss Cenas blieb an der Tür stehen. „Mir geht es sehr gut, Mrs Acklen, danke. Und ich bin so froh, dass ich wieder auf Belmont zurück bin. Verzeihen Sie die Störung, Madam, aber ich wollte Sie daran erinnern, dass die Kinder und ich heute wegfahren. Wir fahren auf die andere Seite der Stadt und besuchen Joseph. Wir werden mit ihm zu Mittag essen und uns seine neuen Unterkünfte in der Schule ansehen.“
„Sehr gut, Miss Cenas. Bitte vergessen Sie nicht, den Korb mit Leckereien mitzunehmen, den Cordina heute Morgen für ihn zusammengestellt hat. Und ich habe ihm einen langen Brief geschrieben, bevor ich gestern Abend schlafen ging. Er liegt im Salon auf dem Seitentisch, es sei denn, Mrs Routh hat ihn schon in den Korb gesteckt …“ Mrs Acklen brach ab und wandte sich an Claire. „Entschuldigen Sie mich einen Moment, Miss Laurent. Ich möchte mich vergewissern, dass für Joseph alles so ist, wie es sein sollte.“
Mrs Acklen rauschte aus dem Zimmer. Mit einem weiteren kurzen Kopfnicken schloss Miss Cenas die Tür hinter ihnen. Claire war für diesen stillen Moment dankbar.
Sie dehnte ihren Rücken und ihre Schultern und schaute aus dem Fenster. Belmonts Gärtner waren an der Arbeit. Die Männer arbeiteten jeden Tag von morgens bis abends. Kein Wunder, dass die Gärten immer so gepflegt und ordentlich waren.
Sie setzte sich aufs Sofa und blätterte in einer alten Ausgabe von Godey’ s Lady ’ s Book.
Von den fünf letzten Vormittagen hatten sie und Mrs Acklen sich mit Ausnahme des Sonntags an vier Tagen in diesem Zimmer verbarrikadiert. Mrs Acklen diktierte und sie schrieb mit. Alles von Briefen an Bekannte über Antworten an Geschäftspartner zu Listen über Listen mit Projekten, die fertiggestellt werden mussten, wozu unter anderem die Bestellung von frischen Austern aus New Orleans für das Weihnachtsessen gehörte.
Am Sonntagmorgen hatte die ganze Familie, Claire eingeschlossen, den Gottesdienst besucht. Offenbar erwartete Mrs Acklen jetzt von ihr, da sie fest angestellt war, dass sie sie zur Kirche begleitete. Claire hatte nichts dagegen. Ihr hatte der Gottesdienst gefallen, besonders Pastor Buntings Predigt. Und obwohl der Gottesdienstbesuch bedeutete, dass sie in die Stadt fahren musste, war die Kirche mit Sicherheit der letzte Ort, an dem sie Antoine DePaul begegnen würde.
Das Einzige, was ihr bei diesem Ausflug nicht besonders gefallen hatte, war die Entdeckung gewesen, dass sie in der Nacht, die sie in der Kirche verbracht hatte, ausgerechnet auf Mrs Acklens persönlicher Kirchenbank geschlafen hatte. Wieder war sie verlegen, als sie sich an Suttons leise Bemerkung erinnerte, mit der er die Kirche verlassen hatte. „Mir ist das bis heute gar nicht aufgefallen, aber diese Kirchenbank ist fast so bequem, dass man darauf schlafen könnte.“
Sie lächelte bei sich. Dieser Schurke.
Aber er hatte diese Bemerkung mehr als wettgemacht, als
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