Geliebte Fälscherin (German Edition)
Denn sie wusste, dass er nicht bereit war, mehr zu geben.
„Freunde.“ Er sagte dieses Wort, als wäre er nicht sicher, ob er das für sie noch sein konnte. Sie bezweifelte das auch, wenn sie daran dachte, wie Cara Netta sie behandelte.
Langsam ließ er sie los und biss entschlossen die Zähne zusammen. „Kommst du zurecht?“
Sie wischte sich die Wangen ab. „Ja, ich komme schon zurecht. Ich komme nach dem Essen wieder zu euch. Ich brauche … nur ein paar Minuten allein.“
Er schaute auf die Schachtel mit den Spitzentaschentüchern in seiner Hand hinab und hielt sie ihr hin. Sie nahm sie entgegen und spürte, wie ihr erneut die Tränen kamen. Sie ging zu ihrer Zimmertür, blieb jedoch noch einmal stehen und drehte sich zu ihm um. „Sutton?“
Er schaute sie an.
„Danke“, flüsterte sie. „Für … alles. Dass du mir geholfen hast.“
Die Schatten auf dem Gang verbargen seine genauen Gesichtszüge, aber sie glaubte, ihn lächeln zu sehen. „Gern geschehen, Claire. Dafür sind Freunde doch da, nicht wahr?“
* * *
„Wenn Sie erlauben, Mr Monroe, würde ich Ihnen gern eine ziemlich persönliche und kühne Frage stellen.“
Sutton betrachtete Adelicia, die ihm gegenüber in der Kutsche saß, und fragte sich, was sie ihn jetzt, da sie ungestört waren, fragen wollte. Seit der Ankunft der LeVerts waren sie selten allein. „Ich bin Ihre Offenheit gewohnt, Mrs Acklen. Und ich bezweifle aufrichtig, dass ich Sie davon abhalten könnte, eine Frage zu stellen, die Sie sich vorgenommen haben.“
Sie lächelte ihn an. „Das verstehe ich als Ja.“ Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Fenster, und Sutton sah, dass vor ihnen die Abbiegung nach Belmont lag. „Haben Sie und Cara Netta schon über Heiratspläne gesprochen, Mr Monroe?“
Er fühlte sich, als hätte ihm jemand einen Boxhieb in den Magen versetzt. „Wie bitte?“
„Ich habe Sie gewarnt, dass es eine kühne Frage ist.“
„Allerdings.“
Eine dünne, schwarze Braue zog sich leicht nach oben. „Bitte verstehen Sie den Grund hinter meiner Frage. Sie sind für mich mehr als nur ein Angestellter, Mr Monroe. Sie waren der Protegé meines verstorbenen Mannes und Sie umwerben die Tochter meiner liebsten Freundin. Ich glaube, das gibt mir in dieser Hinsicht eine gewisse Berechtigung zu meiner Frage.“
Sutton zwang sich zu einer Geduld, die ihm völlig fehlte, und er betete um Weisheit, die ihm ebenso fern war. „Ich muss betonen, Mrs Acklen, dass ich Cara Netta nicht offiziell umwerbe. Wir haben eine Art Einvernehmen, aber wir haben nicht …“
„Wie genau definieren Sie umwerben, Mr Monroe?“
Hitze stieg von seinem Hals zu seinem Gesicht hinauf. „Aber nein “, sprach er weiter, „wir haben nicht über Heiratspläne gesprochen. Ich …“ Er zögerte und fragte sich, wie viel er ihr verraten sollte und ob sie die Wahrheit über seine Gefühle für Claire bereits ahnte. Adelicia war eine Frau, der selten etwas entging und die andere gut überreden konnte. Angesichts dieser Eigenschaft beschloss er, ihre Frage aus einer anderen Richtung anzugehen.
„Ich will Cara Netta zu keiner Entscheidung drängen. Schließlich war Europa …“ Er suchte nach den richtigen Worten.
„Eine ganz andere Welt?“, ergänzte sie.
„Ja“, sagte er. Ihm entging nicht, dass sie ihn mit Adleraugen beobachtete. „Ich zweifle zwar nicht im Geringsten an ihrem Charakter oder ihrer Person, aber ich glaube, sie verdient mehr Zeit, um sich über meine Situation Gedanken zu machen.“
Adelicia runzelte die Stirn. „Sprechen Sie nicht so gering von sich, Mr Monroe. Es stimmt zwar, dass Ihre finanzielle Stellung dieser Tage unsicherer ist, aber Ihr tadelloser Charakter und die Eigenschaften, die am meisten zählen, bleiben davon unbeeinflusst. Davon sind die LeVerts fest überzeugt. Das weiß ich.“
Ihre Bemerkung verstärkte bei ihm den Eindruck, dass sie und Madame LeVert hinter verschlossenen Türen über ihn und Cara Netta gesprochen hatten. Das überraschte ihn zwar nicht, aber es störte ihn trotzdem.
Die Kutsche bog um die Ecke, und Adelicia richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das, was vor dem Fenster lag. Sutton schaute ebenfalls aus dem Fenster. Er war in letzter Zeit gereizt – wegen Adelicia, wegen anderen, sogar wegen sich selbst. Die Gründe waren verschieden und lagen größtenteils außerhalb seiner Kontrolle. Das machte die Sache nur noch schlimmer.
Bis jetzt hatte er kein Wort vom Untersuchungsausschuss der Unionsarmee
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