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Geliebte Fälscherin (German Edition)

Geliebte Fälscherin (German Edition)

Titel: Geliebte Fälscherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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vorher.
    Sie kontrollierte ihre Hände, um sich zu vergewissern, dass alle Frühstücksspuren verschwunden waren. Seit die LeVerts zu Besuch waren, hatte sie sich angewöhnt, unten in der Küche bei Cordina und den anderen Dienstboten ihre Mahlzeiten einzunehmen, statt im Esszimmer mit der Familie und den Gästen. So war es einfacher.
    Claire beugte sich dicht über das Buch und atmete den Duft des handgeölten Leders und des alten Papiers ein. Die Seiten knisterten, als sie sie umblätterte.
    Genesis, Exodus … Sie überflog die nächsten Bücher und suchte den richtigen Namen. Ester, Hiob, Psalter …
    Aus den Psalmen hatte sie Maman am meisten vorgelesen. Claire hatte letzte Woche alle noch einmal gelesen, bevor sie sich den anderen Büchern zugewandt hatte. Wenn sie das nächste Mal in die Stadt ging, wollte sie sich eine eigene Bibel kaufen. Sie kam aber nicht oft in die Stadt. Obwohl einige Zeit vergangen war und die Wahrscheinlichkeit, dass sie Antoine DePaul begegnen würde, äußerst gering war, graute ihr immer noch davor, dass das passieren könnte. Wie schnell könnte ihr alles, was sie sich auf Belmont erarbeitet hatte, wieder genommen werden.
    Da war es. Das Buch Jesaja.
    Sie hatte angefangen, Jesaja zu lesen, weil Pastor Bunting am letzten Sonntag daraus zitiert hatte. Was sie gehört hatte, hatte sie tief berührt. Aber sie fand schnell heraus, dass die ersten fünf Kapitel bei Weitem nicht so erbaulich waren wie der Teil, den er zitiert hatte.
    Trotzdem war sie fest entschlossen, es weiter zu versuchen.
    „Kapitel sechs …“ Sie fand die Seite und begann zu lesen, dann fiel ihr etwas ein und sie senkte den Kopf. „Danke, Herr, dass du das Brot des Lebens bist und dass du mir mein tägliches Brot, dein Wort, gibst.“ Sie hob den Blick und kam sich wie ein Dichter vor. Jedoch stammten diese Worte nicht von ihr. Nicht ursprünglich. Sie hatte sie von einem Mann geborgt, den sie in der Kirche laut beten gehört hatte.
    Sie las mit leiser Stimme: „,Es war in dem Jahr, als König …‘“ Sie buchstabierte den Namen erst lautlos, bevor sie ihn laut aussprach. „,… Usija starb. Da sah ich den Herrn auf einem hohen, gewaltigen Thron sitzen. Der Saum seines Gewandes füllte den ganzen Tempel aus.‘“ Das war sehr majestätisch und eindrucksvoll beschrieben. „,Er war umgeben von mächtigen Engeln …‘“
    Während sie las, nahmen Bilder von Engeln und einem Tempel vor ihr Gestalt an, und sie stellte sich die Szene auf einer Leinwand in Öl vor. Dieses Bild würde sie gern irgendwann malen. „,Ihre Stimme ließ die Fundamente des Tempels erbeben, und das ganze Heiligtum war voller Rauch. Entsetzt rief ich: ‚Ich bin verloren!‘“
    Schon wieder dieses Wort! Und ein Gefühl, das sie nur allzu gut kannte.
    „‚Ich bin verloren!‘“, wiederholte sie leise. „‚Denn ich bin ein Sünder und gehöre zu einem Volk von Sündern. Mit jedem Wort, das über unsere Lippen kommt, machen wir uns schuldig!‘“ Sie runzelte die Stirn, da ihr auch diese Formulierung auf traurige Weise bekannt war. „,Mit jedem Wort, das über unsere Lippen kommt, machen wir uns schuldig‘“, las sie noch einmal, während die Worte in ihr widerhallten.
    Sie las weiter und zuckte zurück, als hätte der Engel, der eine glühende Kohle vom brennenden Altar genommen hatte, ihre eigenen statt Jesajas Lippen berührt. „‚Er berührte damit meinen Mund‘“, las sie, „‚und sagte: Die glühende Kohle hat deine Lippen berührt. Deine Schuld ist jetzt weggenommen, dir sind deine Sünden vergeben.‘“
    Eine Bewegung vor dem Fenster erregte ihre Aufmerksamkeit.
    Diddie und Cara Netta gingen vorbei. Sie kamen zweifellos vom Frühstück.
    Claire musste an die „Sache“ denken, bei der Cara Netta ihre Hilfe angefordert hatte. Sie hatte ihr helfen sollen, aus Souvenirs und Broschüren von der Europareise der Familie ein Album zu erstellen. Aber Claire erkannte den wahren Grund hinter Cara Nettas Bitte: Sie wollte sie auf ihren rechtmäßigen Platz als Angestellte auf Belmont verweisen und ihr vor Augen halten, was sie und Sutton alles gemeinsam erlebt hatten.
    Die Erinnerungen an den Opernabend vor über einer Woche waren immer noch frisch. Sie hatte an jenem Abend, als alle das Haus verlassen hatten, wieder ein paar Tränen geweint. Dann hatte sie beschlossen: „Es reicht.“ Was geschehen war, war geschehen, und sie beschloss, das zu ändern, was sie ändern konnte, statt zu versuchen, das Unmögliche zu

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