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Geliebte Fälscherin (German Edition)

Geliebte Fälscherin (German Edition)

Titel: Geliebte Fälscherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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Sie hatte jeden Abend bei ihnen im großen Salon gesessen, wenn Cara Netta Klavier gespielt hatte und sie Cordinas Nachspeise genossen hatten.
    Er stand auf, schob seinen Stuhl unter den Tisch und versuchte, Adelicias Aufmerksamkeit zu erregen. Aber sie und Madame LeVert waren in ein lebhaftes Gespräch vertieft. Cara Netta konnte er schlecht fragen. Sich bei Diddie zu erkundigen, die während des Essens ungewöhnlich ruhig gewesen war, erschien ihm auch nicht als eine so gute Idee.
    Er sah, dass Claire sich mit Claude und Pauline unterhielt und sich dabei langsam in Richtung Tür bewegte.
    „Claire?“
    Sie drehte sich um und schaute ihn mit vorsichtiger Miene an. „Ja, Sutton?“
    Das Formelle in ihrem Tonfall machte ihn fast wütend. „Ich wollte fragen, ob …“ Was würde er tun, wenn sie seine Frage mit „Nein“ beantwortete? Das hatte er vorher nicht genau durchdacht. „Ob du heute Abend mit uns zur Oper kommst?“
    Ihr Lächeln war schnell und verräterisch. „Nein. Ich habe hier so viel zu tun. Es ist wirklich besser, dass ich hierbleibe und einiges abarbeite.“
    Ärger regte sich in ihm. Wie konnte Madame LeVert – oder wer auch immer die Opernkarten organisiert hatte – vergessen, sie mit einzubeziehen? „Du könntest meine Karte haben, Claire. Du weißt, wie es mir mit der Oper geht, und …“
    „Nein, Sutton.“ Sie schüttelte den Kopf und wiederholte mit fester Stimme: „Nein.“
    „Oh, Diddie, sag, dass das nicht wahr ist!“, sagte Madame LeVert hinter ihnen. „Wie enttäuschend. Und du hast dich die ganze Woche so darauf gefreut.“
    Sutton drehte sich um und sah, dass die Frauen zusammenstanden und die kleine Pauline jetzt auch bei ihnen war. „Was ist los?“, fragte er.
    „Diddie fühlt sich nicht gut“, antwortete Mrs Acklen. „Sie kann uns deshalb heute Abend nicht begleiten.“
    Sutton warf einen Blick auf Diddie, deren Gesichtsfarbe ziemlich grünlich aussah. Aber er sah die Gelegenheit und ergriff sie. „Es tut mir leid, dass du dich nicht gut genug fühlst, um in die Oper zu gehen, Diddie. Aber damit deine Karte nicht ungenutzt bleibt, könnten wir vielleicht Miss Laurent überreden, deinen Platz einzunehmen. Wenn sie einverstanden ist.“ Er drehte sich wieder um und sah ein Leuchten in Claires Augen. Sie lächelte und nickte, und für eine Sekunde schien alles auf der Welt in bester Ordnung zu sein.
    „Sutton“, sagte Cara Netta mit süßer Stimme von der anderen Seite des Zimmers. „Das ist sehr umsichtig von dir, aber ich habe schon Miss Cenas gebeten, an Diddies Stelle mitzukommen. Sie holt gerade ihr Tuch und ihre Handtasche.“
    Suttons Brustkorb zog sich zusammen, besonders da er ahnte, dass Cara Netta genau wusste, was sie damit getan hatte. Sie wollte nicht, dass Claire mitkam. Claire lächelte tapfer, als wäre das Durcheinander für sie von wenig Belang. Ein starker Beschützerinstinkt regte sich in ihm.
    Aber am meisten ärgerte ihn, dass er derjenige war, der Claire in diese peinliche Situation gebracht hatte. „Es tut mir leid, Claire“, flüsterte er.
    „Es besteht kein Grund, dich zu entschuldigen, Sutton. Ich bleibe wirklich lieber hier.“ Ihr perfektes Lächeln hätte jeden anderen überzeugt. Aber er kannte sie besser.
    Und er nahm sich vor, das irgendwie wiedergutzumachen.

30
    C laire klopfte leise an die Tür zum kleinen Salon. Als sie keine Antwort hörte, schlüpfte sie hinein und schloss die Tür geräuschlos hinter sich. Sie schlich seit zwei Wochen jeden Tag früh am Morgen in dieses Zimmer, um die Bibel zu lesen. Wenn sie etwas anderes lesen würde, hätte sie vielleicht Schuldgefühle.
    Seit dem Abend, an dem sie zusammengebrochen war – wenigstens nannte sie selbst es so –, und vor Sutton so hemmungslos geweint hatte, hatte sie eine Sehnsucht nach den Versen entwickelt, die ihrer Mutter in ihren letzten Stunden so viel Trost und Hoffnung geschenkt hatten.
    Die Familienbibel der Acklens lag auf dem Tisch vor dem Kamin. Claire schob einen Stuhl näher heran. Mrs Acklen hatte ihr gegenüber einmal erwähnt, dass die Bibel nie dieses Zimmer verließ, aber sie hatte nicht gesagt, dass sie sie nicht lesen dürfe. Deshalb nahm Claire an, dass es in Ordnung sei. Immerhin war es die Bibel.
    Aber da sie Mrs Acklen kannte, war sie übervorsichtig und hatte die Bibel nie vom Tisch genommen. Sie schlug einfach die Seiten auf und las. Wenn sie fertig war, achtete sie streng darauf, dass das in Leder gebundene Buch wieder genauso dalag wie

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