Geliebte Fälscherin (German Edition)
und fragte sich, warum Mrs Acklen den Brief selbst geschrieben hatte, statt sie zu bitten, ihn zu schreiben.
„Ja, er ist versiegelt, Miss Laurent. Was darauf schließen lässt, dass sein Inhalt allein für Mrs Perrys Augen bestimmt ist.“
Claire wurde bewusst, was Mrs Routh damit andeuten wollte, und ihr Gesicht begann zu glühen. „Das ist mir klar, Mrs Routh. Ich habe mich nur gefragt, warum …“ Als sie das Misstrauen in den Augen ihres Gegenübers sah, wusste Claire, dass sie sagen könnte, was sie wollte. Es würde nichts ändern. „Ich gebe Mrs Perry den Umschlag. Guten Tag, Mrs Routh.“
Claire eilte zur Kutsche hinaus und fragte sich wieder, warum diese Frau scheinbar so fest entschlossen war, ihr zu misstrauen. Mrs Rouths Abneigung war fast greifbar, und das verletzte sie mehr, als sie zugeben wollte.
* * *
Die drei Kilometer lange Fahrt in die Stadt kam ihr doppelt so lang vor wie sonst. Diddie übernahm den größten Teil der Unterhaltung und war sehr aufmerksam gegenüber Claire, aber diese zweifelte keine Sekunde daran, dass die ältere Schwester wusste, was die jüngere von ihr hielt.
Als die Kutsche vor der Boutique vorfuhr, stieg Claire mit Armsteads Hilfe aus und war überrascht, als die Schwestern ihr folgten.
„Mrs Perry stand ganz oben auf unserer Liste der Geschäfte, die wir heute besuchen wollen“, erklärte Diddie. „Schließlich hat sie die schönsten Kleider in der Stadt.“
„Und die teuersten“, hätte Claire am liebsten hinzugefügt, unterließ es aber. Sie lächelte und ließ die Damen vor sich eintreten. Sie hoffte, Mrs Acklens Auftrag würde sie nicht zu lang aufhalten. Sie freute sich bereits darauf, nach Belmont zurückzukehren. Zu Fuß. Und allein. Falls die grauen Wolken ihre Schleusentore nicht öffneten.
Als sie den Laden betraten, bediente Mrs Perry gerade eine Kundin. Deshalb wartete Claire im Hintergrund, während Diddie und Cara Netta sich die Kleider anschauten. Über die Hälfte der Kleider in der Boutique hatten eher eine dunklere Farbe: verschiedene Grautöne wie das Kleid, das sie sich gekauft hatte, und Mitternachtsschwarz und auch dunklere Blautöne. Farben der Trauer. Farben des Krieges.
„Entschuldigen Sie, dass ich Sie warten ließ.“ Mrs Perry trat zu ihnen und begrüßte Diddie und Cara Netta mit Namen. „Und Miss Laurent, es ist mir eine Freude, Sie wiederzusehen. Und das so bald nach Ihrem letzten Besuch. Sind Sie wegen eines weiteren Kleides gekommen? Gestern kam ein Kleid, das hübsch an Ihnen aussehen würde.“
„Guten Morgen, Mrs Perry. Ich bedaure, aber ich bin nicht wegen eines neuen Kleides für mich gekommen.“ Claire reichte ihr den Umschlag. „Ich bin in Mrs Acklens Auftrag hier. Sie bat mich, Ihnen das zu bringen und auf Ihre Antwort zu warten.“
Mrs Perry las den Brief und blickte dann auf. „Sie haben diesen Brief nicht gelesen, nehme ich an?“
Claire schaute sie an und dachte wieder an Mrs Rouths unverhüllte Andeutung. „Nein, Madam. Natürlich nicht. Der Brief war versiegelt.“
Mrs Perry steckte den Brief in den Umschlag zurück, während ihr Gesicht strahlte. „Dann darf ich die Überbringerin der guten Nachricht sein, Miss Laurent. Ich glaube, ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass dieses Jahr Weihnachten sehr früh für Sie gekommen ist, meine Liebe.“
31
C laire konnte kaum glauben, was Mrs Acklen für sie getan hatte. Sechs Kleider! Sechs! Und jedes einzelne hübscher als alle Kleider, die sie je zuvor besessen hatte. Mrs Perry hatte auch ein Sortiment Spitzenunterwäsche eingepackt – Unterhemden, Unterröcke, lange Unterhosen, Strümpfe – alles in separaten rosafarbenen Schachteln, die mit Papier ausgelegt waren. Dazu ein Wollmantel für den kommenden Winter und ein Paar glänzende, schwarze Stiefel in einer anderen Schachtel.
Claire hatte noch nie so schöne Sachen besessen und sie war auch noch nie so königlich behandelt worden. Sie stand an der Tür der Boutique und schaute in den herabstürzenden Regen hinaus, war aber fest entschlossen, sich nach dieser wunderbaren, unerwarteten Überraschung nicht die gute Laune verderben zu lassen.
Die Anproben hatten länger gedauert, als sie gedacht hatte, und Mrs Perry hatte ihr großzügig ein Mittagessen bringen lassen. Diddie und Cara Netta waren vor zwei Stunden aufgebrochen und hatten versprochen, sie mit der Kutsche wieder abzuholen. Also wartete sie.
Ihr schoss durch den Kopf, dass sie sich vielleicht von dem, was Mrs Acklen getan
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