Geliebte Fälscherin (German Edition)
ändern.
Sie hatte jede Menge Arbeit – Projekte für Mrs Acklen und jetzt auch für Madame LeVert, dazu die Unterrichtsstunden mit Pauline, die ihnen beiden viel Freude machten. Sie hoffte, sie fände an diesem Nachmittag ein wenig Zeit, selbst einige Skizzen zu erstellen und anzufangen, an ihrem Gemälde für die Auktion zu arbeiten.
Sie schaute aus dem Fenster und wartete, ob Sutton die LeVert-Schwestern begleitete. Aber offenbar tat er das nicht.
Er hatte sich in den letzten Tagen rargemacht. Vermutlich hatte er viel mit dem Prozess zu tun, an dem er arbeitete, und mit Arbeit für Mrs Acklen. Sie fragte sich, wie die Beziehung zwischen ihm und Cara Netta lief. Sie sah sie oft miteinander spazieren gehen und sah sie natürlich beim Essen, aber abgesehen davon vermied sie es, soweit wie möglich, ihnen zu begegnen.
Ihr war es so lieber, aber sie wusste, dass auch Cara Netta so empfand. Daraus konnte sie der jungen Frau natürlich keinen Vorwurf machen. Ihr würde es genauso gehen, wenn sie an Cara Nettas Stelle wäre. Claire blätterte gedankenverloren ein paar Seiten um. Sie stellte sich vor, dass sie unter anderen Umständen Cara Netta wahrscheinlich gemocht hätte, wenn Cara Netta nicht in Sutton verliebt gewesen wäre. Und er in sie.
Sie konzentrierte ihre Gedanken wieder auf die Bibel und versank bald wieder in dem Text.
„Guten Morgen, Miss Laurent.“
Bei der Stimme hinter sich fuhr Claire in die Höhe und drehte sich schnell um. „Mrs Acklen! Guten Morgen, Madam.“ Claire warf einen Blick auf die aufgeschlagene Bibel und wünschte jetzt, sie hätte vorher um Erlaubnis gefragt. „Ich habe Sie nicht kommen hören.“
„Ja, das habe ich gemerkt.“ Mrs Acklens Blick wanderte zwischen der Bibel und Claire hin und her. „Was lesen Sie da?“
Claire beschloss, nicht die Antwort zu geben, die offensichtlich war. „Jesaja, Madam.“
„Haben Sie dieses Buch schon früher gelesen?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Jesaja ist eines meiner Lieblingsbücher. An manchen Stellen ist es zwar schwer zu verstehen. Aber es lohnt sich, es zu lesen.“ Mrs Acklens Blick zog sich zusammen. „Haben Sie keine eigene Bibel, Miss Laurent?“
„Nein, Madam. Ich …“ Zuzugeben, dass sie keine eigene Bibel besaß, würde kein gutes Licht auf sie werfen. Aber was konnte sie als Antwort auf diese Frage sagen? „Meine Bibel war in meinem Gepäck. Deshalb beschloss ich, mir Ihre zu borgen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.“ Das war die Wahrheit.
„Ihre Koffer sind immer noch nicht eingetroffen, Miss Laurent?“
Claire biss sich innen in die Wange. „Meines Wissens nicht, Madam.“
„Nun, da müssen wir sofort etwas unternehmen. Geben Sie Mr Monroe Ihre frühere Adresse. Er soll einem Kollegen in New Orleans ein Telegramm schicken und ihn bitten, sich nach Ihrem Gepäck zu erkundigen. Wir lassen es direkt nach Belmont schicken.“
„Bitte, Mrs Acklen, ich will Ihnen keine Mühe machen.“
„Es handelt sich um Ihre Koffer, Miss Laurent. Um Ihre Kleider, Ihre persönlichen Sachen. Sie haben ein Recht darauf, sie zurückzubekommen. Sie können nicht einfach zulassen, dass jemand, in diesem Fall ein inkompetenter Angestellter bei der Eisenbahn, sie Ihnen wegnimmt . Ist Ihnen das nicht bewusst?“
Claire unterdrückte ein Seufzen. „Doch, Madam. Das ist mir natürlich bewusst.“
„Sehr gut. Und wenn Sie hier drinnen fertig sind, kommen Sie bitte ins Arbeitszimmer. Ich habe mehrere Bibeln. Ich gebe Ihnen gerne eine. Ich habe außerdem heute einen Auftrag für Sie.“
Beim Gedanken, dass sie Sutton ihre Adresse in New Orleans geben sollte, fühlte sich Claire mit jeder Sekunde schlechter. „Ja, Mrs Acklen. Ich komme sofort. Und … danke, Madam.“
Mrs Acklen schloss die Tür. Claire sank wieder auf den Stuhl zurück. Sie starrte die aufgeschlagene Bibel an. So viel dazu, dass sie Hoffnung und Trost finden wollte!
* * *
„Die Bibel liegt hier, Miss Laurent“, sagte Mrs Acklen und stand mit dem Rücken zu Claire, während sie etwas in einem Bücherregal suchte. „In der Ecke auf dem Schreibtisch.“
Claire sah die Bibel, die auf einem Poststapel lag. Irgendwo ziemlich weit unten schaute eine Ausgabe des New Orleans Picayune hervor. Sie hatte jede Ausgabe kontrolliert, seit sie den Artikel über ihren Vater entdeckt hatte, aber zu ihrer Erleichterung war Papa oder die Galerie mit keinem Wort mehr erwähnt worden.
„Sehen Sie sie, Miss Laurent?“
„Ja, Madam.“ Claire nahm die hellbraune
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