Geliebte Fälscherin (German Edition)
würden er und Cara Netta führen, falls er weiterhin an dieser Beziehung festhielt? Diese Frage ließ sich nicht so leicht beantworten. Aber was ihn viel mehr störte und was er nicht leugnen konnte, sosehr er es auch versuchte, war das Wissen, dass er jetzt nicht hier stünde und sich so sehr bemühen würde, seine Gefühle für Cara Netta zu rechtfertigen, wenn Claire mehr als nur Freundschaft für ihn empfinden würde.
Die Wahrheit rüttelte ihn schmerzlich auf.
„Cara Netta.“ Wie konnte er ihr sein Zögern eingestehen, ohne ihr wehzutun, ohne dass sie dachte, es wäre ihre Schuld? „Wir beide sind schon sehr lange Freunde, und ich will nicht sagen, dass wir nicht …“
Sie ergriff seine Hand und drückte sie fest. „Habe ich dir je erzählt, was mein Vater am Abend, bevor er starb, über dich sagte?“
Er schüttelte überrascht den Kopf.
„Er hat mir gesagt, dass er dich für den besten Mann hält, den er je gekannt hat. Und dass du genau der Mann bist, den er für mich ausgewählt hätte.“
Sutton blinzelte und hatte das Gefühl, ein Vorhang werde vor seinen Augen weggezogen. Er hörte die Antwort – wenigstens einen Teil davon – auf seine Frage, warum sie ihn unbedingt heiraten wollte. Die Wahrheit war: Sie selbst wollte das gar nicht. Henry LeVert hatte diese Entscheidung für sie getroffen. Cara Netta befolgte nur die Wünsche ihres Vaters und nicht die Wünsche ihres eigenen Herzens.
Das erklärte sehr viel.
„Danke, Cara Netta“, flüsterte er. „Ich weiß, dass du deinen Vater sehr geliebt hast.“
Sie nickte und verstärkte ihren Griff um seine Hände.
„Und du tust das, wovon du glaubst, dass er das von dir gewollt hätte.“
Sie nickte wieder. Ihr Blick wurde abwägend.
Sutton berührte ihre Wange und sah, wie in ihren Augen eine Erkenntnis einzog. „Aber du musst in dieser Sache deine eigene Entscheidung treffen. Du musst auf das hören, was dein Herz dir sagt.“ Genauso wie er.
„Ich höre ja darauf. Und es sagt mir, dass wir ein großartiges Paar abgeben, Sutton.“ Tränen traten in ihre Augen. „Und dass wir ein gutes gemeinsames Leben führen würden. Ein glückliches Leben.“
Sutton dachte über diese Worte nach und stellte fest, dass sie der Wahrheit entsprachen. Er und Cara Netta waren verschieden, aber sie ergänzten sich auch in vielen Bereichen. Mehr als viele Paare, die er kannte. Er schätzte Madame LeVert sehr, und Diddie war die Schwester, die er nie gehabt hatte. Trotzdem weigerte sich etwas in ihm, ihr zuzustimmen.
Eine Essensglocke ertönte in der Ferne, und sie drehten sich um und sahen, dass Cordina vom Haus aus winkte. Er bot Cara Netta seinen Arm an. Sie hakte sich bei ihm unter, als sie den Rückweg antraten.
„Cara Netta, zu dem, worüber wir gerade gesprochen haben: Ich denke, es wäre klug, wenn wir uns Zeit lassen würden, um …“
Sie drehte sich zu ihm herum und drückte eine Hand auf seine Brust. „Sprechen wir jetzt nicht darüber, Sutton. Du hattest einen vollen Tag und eine noch vollere Woche. Dich beschäftigen zurzeit viele Dinge. Und ich gebe dir recht. Lassen wir uns Zeit.“ Ihr Lächeln war fast überzeugend. „Genießen wir es einfach, dass wir zusammen sind, und sprechen wir über das alles später.“
Er wusste, dass sie das Gespräch beenden mussten, aber er brauchte Zeit, um für sich die Dinge zu klären. Und er würde alles tun, um sie nicht absichtlich zu verletzen. Er wollte nur das Beste für sie beide, was auch immer das war.
Als sie die Haustür erreichten, drehte sie sich zu ihm herum. Ihre Miene strahlte wieder Freude und Optimismus aus, als hätte es ihr Gespräch bei den Ställen nie gegeben. „Ich bin wegen heute Abend so aufgeregt“, sagte sie, während sie vor ihm die Eingangshalle betrat.
„Heute Abend?“
Sie tätschelte lächelnd seinen Arm. „Wir gehen alle in die Oper. Mutter hat das arrangiert. Hast du das vergessen?“
Sein Magen zog sich bei diesem Gedanken zusammen. „Nein“, sagte er schnell. „Natürlich nicht.“
Sie schaute ihn an.
„Also gut, ja. Ich hatte es vergessen.“
Kurz bevor sie das Esszimmer betraten, schob sie ihre Hand in seine. Alle anderen saßen schon am Tisch und drehten sich zu ihnen um. Bei dem Bild vom „glücklichen Liebespaar“, das sie zweifellos abgaben, fühlte er sich unwohl.
Besonders, als er Claires Blick begegnete.
* * *
Erst als das Abendessen vorbei war, kam ihm der Gedanke: War Claire auch zur Oper eingeladen worden? Sutton vermutete es.
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