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Geliebte Fälscherin (German Edition)

Geliebte Fälscherin (German Edition)

Titel: Geliebte Fälscherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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spielen soll?“
    „Sie nimmt Wünsche entgegen“, fügte Diddie hinzu. „Und wir sollten sie vor schwere Aufgaben stellen!“
    Eine Komposition kam Claire sofort in den Sinn, und der Titel kam über ihre Lippen, bevor sie es sich richtig überlegt hatte.
    „Die Mondscheinsonate?“, wiederholte Cara Netta und schaute Claire über die Schulter an. „Ich nehme an, damit meinen Sie den ersten Satz von Beethovens Sonate in cis-moll. Ein schönes Stück. Aber … wohl kaum eine Herausforderung, Miss Laurent.“
    „Nein, wahrscheinlich nicht“, sagte Claire leise und fühlte die Blicke aller im Raum auf sich. „Aber vielleicht liegt die wahre Prüfung für das Können eines Pianisten nicht darin, das Schwere zu meistern, sondern auch das Einfache.“
    Cara Netta schmunzelte. „Und warum sollte das so sein, Miss Laurent?“
    Claire wog ihre Antwort genau ab. „Einfache Musik kann sich vielleicht als komplexer erweisen, weil man sich mehr anstrengen muss, die beabsichtigten Gefühle einzufangen. Denn schon Beethoven sagte: ‚Ohne Leidenschaft zu spielen …‘“
    „‚... ist unentschuldbar‘“, beendete Cara Netta mit undurchdringlicher Miene den Satz für sie. Dann drehte sie sich um und begann zu spielen. Zuerst langsam, dann aufbauend. Jedes Arpeggio war so schön, die melancholischen Akkorde waren so perfekt. Und das Tempo … einfach meisterhaft. Claire schloss die Augen und ließ die Musik und die Erinnerungen, die die Töne bei ihr wachriefen, auf sich wirken. Cara Netta beendete das Stück, und der letzte Akkord schwang schwer und leise wie ein Gebet in der Stille nach.
    Als der letzte Ton verebbt war, legte sich Stille über den Raum.
    „Dieses Stück hat eine besondere Bedeutung für Sie, Miss Laurent“, bemerkte Mrs Acklen schließlich.
    Claire nickte. „Ja, Madam“, flüsterte sie und wischte sich die Tränen ab. „Es war das Lieblingsstück meiner Mutter.“ Claire schaute wieder zu Cara Netta. Mit weitaus weniger Mühe, als sie in den letzten Tagen gedacht hätte, lächelte sie die junge Frau ohne die geringste Heuchelei an. „Danke, Miss LeVert. Das war exquisit .“
    Einen langen Moment erwiderte Cara Netta ihren Blick, dann neigte sie den Kopf. „Es ist mir eine Freude, Miss Laurent. Danke, dass Sie es sich gewünscht haben. Es ist schon lange ein Lieblingsstück von mir. Auch wenn es sehr einfach ist.“
    Die Sekunden verstrichen.
    Cara Netta räusperte sich in dem offensichtlichen Versuch, die Stimmung aufzuhellen. „Und jetzt“, sagte sie an alle gewandt, „möchte ich euch auf die Probe stellen!“ Sie drehte sich wieder um und begann erneut zu spielen. Eine leichtere Melodie mit einem lebhafteren Tempo erklang.
    Claude sprang vom Sofa. Seine kleine Schwester folgte ihm sofort. „Das ist leicht!“, sagte er. „Wait for the Wagon! Dieses Lied kennen wir von Miss Cenas!“ Claude und Pauline stellten sich mit Diddie um die Klavierbank herum. Sogar William trat näher, um zuzuhören.
    Claire nutzte diese Gelegenheit, um ebenfalls aufzustehen. Es war noch früh am Abend und draußen noch hell. Vielleicht würde sie Papier und Stift einpacken und ein wenig skizzieren. Diese Idee war verlockend.
    Madame LeVert wünschte allen eine gute Nacht, und Claire dankte Mrs Acklen noch einmal für die Kleider. Sie merkte, dass Sutton neben sie trat.
    „Ihre Großzügigkeit ist überwältigend, Mrs Acklen. Es sind die schönsten Kleider, die ich je besessen habe, Madam. Ich bin Ihnen sehr dankbar.“
    „Gern geschehen, Miss Laurent.“ Mrs Acklen schien sich ehrlich zu freuen. „Als meine persönliche Privatsekretärin spiegeln Sie jetzt auch mich wider. Deshalb sind mit dieser Rolle bestimmte … Erwartungen verbunden, wie Ihnen sicher bewusst ist. Seit Williams Geburtstagsfeier sehen die Leute, wenn sie Sie sehen, auch mich.“
    Claire hatte sich bis jetzt nicht in diesem Licht gesehen. Als Angestellte, ja. Aber als jemand, der Adelicia Acklen widerspiegelte ? Diese Bemerkung ehrte sie. Und machte ihr zugleich Angst.
    „Als Sie vor Kurzem in der Stadt waren“, sprach Mrs Acklen weiter, „und Malutensilien bestellt haben …“
    Claire kramte in ihren Erinnerungen und überlegte, ob sie sich Sorgen machen müsse.
    „… hat Mrs Worthington Ihr Gespräch mit der Verkäuferin gehört und mir und Madame LeVert beim Tee letzte Woche erzählt, wie freundlich und höflich Sie zu dem jungen Mädchen waren. Selbst als das Mädchen Probleme hatte, Ihre Bestellung anzunehmen, und Ihnen dann

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