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Geliebte Fälscherin (German Edition)

Geliebte Fälscherin (German Edition)

Titel: Geliebte Fälscherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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rieb sich den Nacken und hielt sich dann die Hand vor den Mund, als sie gähnte. „… wir haben in der Bibliothek noch mehr Aktenordner. Wenn nicht, hat Mr Monroe in der Kunstgalerie einen Vorrat. Da fällt mir ein …“
    Claire ahnte, dass das nächste Projekt bald auf sie zukäme.
    „Ich wollte mit Ihnen über die Kunstgalerie sprechen.“
    Claire hörte auf, die Briefe in ihrer Hand zu sortieren, und widmete Mrs Acklen ihre ganze Aufmerksamkeit.
    „Ich habe die Kunstwerke auf Belmont , sowohl im Haus als auch in der Kunstgalerie, nie richtig katalogisieren lassen. Mr Monroe lässt mir schon eine ganze Weile keine Ruhe damit und sagt, dass ich das machen lassen sollte, aber …“ Mrs Acklen rieb sich die Schläfen und kniff die Augen zusammen. „Ich habe es nie als besonders dringend erachtet. Jedoch mit Ihrer Hilfe …“ Sie legte den Kopf in ihre Hände.
    „Mrs Acklen, geht es Ihnen gut?“
    Sie blickte nicht auf. „Mir geht es gut. Das kommt manchmal vor.“
    „Das?“
    „Kopfschmerzen.“ Sie seufzte. „Sie setzen hier ein …“ Sie rieb sich die Stirn. „Und gehen dann nach hinten weiter.“
    Claire verzog mitfühlend das Gesicht. „Vom vielen Lesen vielleicht?“
    „Dr. Denard spricht von einer Neuralgie.“ Mrs Acklen hob langsam den Kopf. Ihre Augen wirkten müde, und sie kniff sie zusammen, als schmerzte sie das weiche Spätnachmittagslicht, auch wenn es weich in den Raum fiel. „Miss Laurent, würden Sie bitte das alles in Ihr Zimmer mitnehmen und dort weitermachen? Ich glaube, wir haben genug für Madame LeVerts Buch. Meinen Sie nicht auch?“
    „Ja, Madam. Mehr als genug.“ Claire stand auf. Sie sammelte die zahlreichen Stapel ein, die im Zimmer verteilt waren, und achtete genau darauf, sie nicht durcheinanderzubringen, als sie sie in die Schachteln räumte und auf den Flur hinaustrug. „Kann ich noch irgendetwas für Sie tun, Madam, bevor ich gehe?“
    Mrs Acklen war zum Bett gegangen und hatte sich niedergelegt. „Ich habe ein Pulver, das Dr. Denard mir gegeben hat. Es ist in einer Schale auf meinem Ankleidetisch, gleich dort hinten.“
    Claire öffnete die Tür zu einem begehbaren Schrank, der in Wirklichkeit ein riesengroßer Raum war. Er war gefüllt mit Kleidern und Kleidertruhen. Sie trat zum Ankleidetisch und entdeckte eine Kristallschale mit zusammengefalteten Arzneiblättchen, die ähnlich aussahen wie die, in denen sich die Medikamente ihrer Mutter befunden hatten. Sie zog ein durchsichtiges Tütchen heraus und fühlte das Pulver, das sich darin befand.
    Sie nahm es vorsichtig und wandte sich zum Gehen, als ihr Blick auf ein Porträt an der Wand fiel. Claire erstarrte.

36
    D rei engelsgleiche Gesichter schauten Claire an. Ihr sanfter Gesichtsausdruck war so süß, so hoffnungsvoll und verheißungsvoll. Sie waren weiß gekleidet und hatten die gleichen dunklen Haare und die gleichen schokoladenbraunen Augen. Ein ähnliches Lächeln lag auf ihren rosigen kleinen Lippen und entfachte ein schelmisches Funkeln in ihren schönen, herzförmigen Gesichtern. Für Claire bestand kein Zweifel.
    Schwestern.
    Claire schaute hinter sich zur offenen Tür, die zum Schlafzimmer führte, und dann wieder langsam auf das Gemälde. Ein messerscharfer Schmerz durchbohrte ihre Brust. Sie legte eine Hand auf ihr Herz, als ihr Gedächtnis sie zwang, zu dem Tag zurückzukehren, an dem sie und Mrs Acklen ausgeritten waren. Bruchstücke und Sätze aus ihren Gesprächen rollten in einer furchtbaren Welle auf sie zu. „Sie glauben, ich wüsste nicht, wie es ist, in Ihrem Alter seine Eltern zu verlieren. Und es stört Sie, dass ich so etwas andeute.“
    Claire schloss die Augen, als sie sich an ihre eigene, bittere, egoistische Antwort erinnerte, die sie Mrs Acklen gegeben hatte, an ihre unmissverständliche Andeutung, dass Mrs Acklen nicht verstehen könne, wie tief ihr Verlust war. Wie Mrs Acklen sie angeschaut hatte … Claire hatte an jenem Tag gespürt, dass sie noch etwas hatte sagen wollen, und jetzt wusste sie es.
    Denn jetzt sah sie, was Mrs Acklen nicht gesagt hatte: dass Mrs Acklen nicht nur ihren Vater und ihren Mann verloren hatte, sondern auch zwei Töchter. Die hübsche kleine Pauline war als einziges Mädchen geblieben. Der Tod machte vor keinem Alter Halt, das wusste Claire. Kinder starben. Eltern starben. Schmerzliche Verluste waren nichts Seltenes. Besonders in diesen Tagen. Bis es einen selbst traf. Dann war es ganz anders.
    Aus irgendeinem Grund hatte sie wie selbstverständlich

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