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Geliebte Fälscherin (German Edition)

Geliebte Fälscherin (German Edition)

Titel: Geliebte Fälscherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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angenommen, dass Mrs Acklens Reichtum sie vor solchen Verlusten abschirmen würde.
    Sie trat näher an das Porträt heran. So nahe, dass sie die Pinselstriche der Ölfarben auf der Leinwand sehen konnte. Meisterhaft , wie winzig kleine Farbpunkte – kunstvolle Tupfer, die mit den Borsten eines Pinsels verteilt wurden –, wenn sie richtig zusammengefügt wurden, so starke Gefühle hervorrufen konnten. Und ein so großes Bedauern.
    „Miss Laurent, haben Sie das Pulver gefunden?“
    „Ja, Madam“, antwortete Claire schnell. „Ich habe es.“
    Sie senkte den Blick, als sie Mrs Acklens Teetasse holte und sie zur Hälfte mit lauwarmem Wasser aus der Teekanne füllte. Sie gab das Pulver hinein und rührte um, bis das Pulver sich aufgelöst hatte. Sie half Mrs Acklen beim Trinken. Diese Szene kam ihr viel zu bekannt vor.
    Mrs Acklen legte sich auf mehrere Kissen zurück. „Stimmt etwas nicht, Miss Laurent?“
    Claire schüttelte den Kopf. „Nein, Madam. Alles ist in Ordnung.“
    Mrs Acklen runzelte die Stirn. „Ist es wegen Ihrer Maman ?“, flüsterte sie mit einem fragenden Unterton in der Stimme.
    Obwohl sie wusste, dass das nur zum Teil für ihre aufgewühlten Gefühle verantwortlich war, nickte Claire.
    „Es tut mir so leid, dass Sie sie verloren haben, Miss Laurent.“
    Claire biss sich wieder auf die Lippe und versuchte, die Worte hinunterzuschlucken, die sich selbständig machen wollten. „Es tut mir auch leid …“ Sie warf einen kurzen Blick zum Ankleideraum und konnte das Bild von den engelsgleichen Gesichtern nicht aus ihrem Kopf bringen. „… dass Sie Ihre Töchter verloren haben.“
    Mrs Acklens Miene verdüsterte sich einen Moment. „Ah …“ Sie seufzte. „Das Porträt.“
    Claire atmete zittrig aus. „Und es tut mir leid, was ich an dem Tag, an dem wir ausgeritten sind, zu Ihnen gesagt habe. Wie ich mich benommen habe …“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe es nicht geahnt“, flüsterte sie mit Tränen in der Stimme. „Ich habe einfach nichts geahnt.“
    Mrs Acklens Augen wurden feucht. „Das konnten Sie auch nicht, Miss Laurent. Es ist lange her.“
    Claire nickte kurz, dachte dann aber an Pauline. „So lange auch wieder nicht. So alt ist Pauline noch nicht.“
    Mrs Acklen schloss kurz die Augen. „Pauline ist nicht auf diesem Porträt, Miss Laurent. Das Bild ist von meinen Töchtern Victoria, Adelicia und Emma.“ Es sah aus, als schmerze es sie, allein schon die Namen auszusprechen. „Das Porträt wurde vor über zwanzig Jahren gemalt.“ Sie zwang sich zu einem schwachen Lächeln. „Bevor Sie geboren wurden. Aber zugegeben, es gibt Tage …“ Sie atmete scharf ein. „… an denen mir diese Jahre vorkommen wie Tage.“
    Claire starrte sie an. Drei Töchter. Alle tot. „Sie waren so schön.“
    „Sie waren Engel. Alle drei. Victoria war sechs und Adelicia vier, als sie starben. Im Abstand von drei Tagen. An Bronchitis und Krupp. Emma war damals erst eineinhalb Jahre alt.“ Mrs Acklen schloss kurz die Augen, und Claire fragte sich, ob das auf die Wirkung der Medikamente zurückzuführen sei oder ob die Erinnerungen sie überwältigten. „Emma starb neun Jahre später an Diphterie.“
    „Sie müssen sehr um sie getrauert haben. Und Ihr Mann …“
    Mrs Acklen schaute zu ihr herüber. „Ja, Joseph hat mit mir getrauert. Er liebte Emma sehr. Und Emma liebte ihn. Aber er war nicht ihr Vater und auch nicht Victorias und Adelicias Vater.“ Sie deutete zu einem Seitentisch.
    Claire nahm das gerahmte Miniaturbild von einem älteren Mann in die Hand. Sie kannte diesen Mann nicht. Er war eindeutig nicht derselbe Mann wie auf dem Porträt in der Eingangshalle.
    „Das war mein erster Mann, Isaac Franklin. Wir heirateten, als ich zweiundzwanzig war.“ Sie nahm das Bild und fuhr mit den Fingerspitzen über den Rahmen. „Wir waren damals das Gesprächsthema der ganzen Stadt. Er war achtundzwanzig Jahre älter als ich.“
    Claire rechnete schnell nach.
    „Wir hatten vier Kinder und sieben wunderbare gemeinsame Jahre. Unser drittes Kind, ein Sohn, lebte nur wenige Stunden.“ Sie schaute Mr Franklins Gesicht mit einer stillen, fernen Liebe in den Augen an. „Er starb sechs Wochen, bevor Victoria und Adelicia starben.“
    Claire suchte nach etwas Passendem, das sie sagen könnte. Aber alle Worte waren angesichts dieses schweren Verlustes belanglos.
    „Im Laufe der Jahre habe ich überlegt, Miss Laurent, wie viel uns durch Gottes Güte geschenkt wird.“ Mrs Acklens Stimme war

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