Geliebte Fälscherin (German Edition)
Appetit zurückgekehrt. Trotzdem schaffte sie nicht einmal die Hälfte des Essens auf ihrem Teller.
Das Feuer im Kamin knisterte und knackte, und die Uhr auf dem Kaminsims tickte. Claire ließ die Stille auf sich wirken, bis ihr Wunsch nach Stille mehr als gedeckt war. Sie nahm ihren Teller und ihr Glas und ging in die Küche hinab. Sie roch den würzigen Duft des frischen Brotes, noch bevor sie die Tür aufstieß.
„Guten Abend, Miss Laurent!“ Eli begrüßte sie und nahm ihr den Teller ab. Als er auch noch ihr Glas nehmen wollte, hielt Claire es fest.
„Ich gebe Ihnen das Glas nur, wenn ich noch etwas von der Limonade Ihrer Frau haben kann. Falls noch genug da ist.“
Er grinste und warf einen Blick durch die Küche auf seine Frau, die sich mit drei anderen Frauen unterhielt. „Wir haben immer süße Limonade da, Miss Laurent. Auf Mrs Acklens Anweisung.“ Er beugte sich näher zu ihr vor. „Und auch auf Anweisung meiner lieben Frau.“
Claire lächelte. So überrascht sie auch gewesen war, als sie erfahren hatte, dass Eli und Cordina miteinander verheiratet waren, konnte sie sich die beiden jetzt, da sie sie besser kennengelernt hatte, nicht ohne den anderen vorstellen.
Er kam mit ihrem gefüllten Glas zurück. Auf seinem kahlrasierten Kopf glänzte der Schweiß. Genau wie Cordina gesagt hatte, war es in der Küche sehr warm. Claire dankte ihm und trank einen großen Schluck. Dann deutete sie auf die Brotlaibe, die die Holztische bedeckten. Es war genug Brot für eine kleine Armee. „Wofür ist das ganze Brot?“
„Es ist für ein Waisenhaus auf der anderen Seite der Stadt. Mrs Acklen bringt den Kindern jeden Monat Essen. Cordina hat vorgeschlagen, dass wir dieses Mal etwas von ihrem Brot mitnehmen, und Mrs Acklen fand diesen Vorschlag gut.“
Ein Waisenhaus. Claire konnte sich nicht erinnern, dass Mrs Acklen jemals ein Waisenhaus erwähnt hatte. Und bis heute Nachmittag hätte sie gesagt, dass sie ihre Arbeitgeberin ziemlich gut kannte.
Sie ging wieder die Treppe hinauf und trat vor die Haustür, wo sie von einem kühlen, aber angenehmen Spätoktoberwind begrüßt wurde. Nach der Hitze in der Küche war sie dafür dankbar. Die Blätter an den Ahornbäumen auf den Hügeln wurden immer bunter. In wenigen Tagen würde das Laub in den schönsten Farben leuchten. Sie dachte an die gerade eingetroffenen Leinwände und Farben in ihrem Zimmer, und ihre rechte Hand juckte fast, so sehr sehnte sie sich danach, wieder einen Pinsel zu halten. Bald …
Sie ging den Hang bis zum dritten Garten hinab. Dort blieb sie stehen und malte sich den Abend aus, an dem der Empfang für Madame LeVert mit über tausend Menschen stattfinden würde, die alle in ihrer elegantesten Kleidung kämen und durch die Gärten und über das Gelände schlenderten, bevor sie sich im großen Salon und in den anderen Räumen versammelten. Das Fest sollte um zwanzig Uhr beginnen. So viel stand schon fest. Und obwohl eine schwache goldene Sonne an diesem Abend immer noch ihr Licht über das Land warf, wusste sie, dass es Mitte Dezember ganz anders aussehen würde.
Claire ging weiter den Hang hinab und wünschte jetzt, sie hätte ein Tuch mitgenommen. Sie fröstelte aber nicht so sehr, dass sie umkehren und ins Haus zurückgehen wollte.
Vor ihrem geistigen Auge konnte sie Laternen sehen, die in gleichmäßigen Abständen entlang der sich windenden Straße zum Herrenhaus hinauf angebracht waren, die den Weg in goldenem Licht badeten und die Besucher begrüßten. Und vielleicht eine kleine Musikkapelle in der Laube neben dem Haus, damit die Gäste von festlichen Klängen begrüßt wurden, und …
Sie entdeckte einen Reiter, der die Straße heraufkam. Ohne zweimal hinschauen zu müssen, ging sie zum Rand des Weges, um ihn zu begrüßen.
„Endlich“, sagte sie und lächelte zu Sutton hinauf, als er neben ihr zum Stehen kam. „Der verlorene Sohn kehrt heim.“ Sie hatte die ganze Woche darauf gewartet, diese Formulierung anwenden zu können, die sie letzte Woche in Pastor Buntings Predigt gehört hatte.
„Guten Abend, Claire.“
Guten Abend, Claire? Das war gewiss nicht die liebevolle Antwort, die sie erwartet hatte. Sie war so formell. Trotz des gezwungenen Lächelns bemerkte sie die Härte in seinem Gesicht, und seinen Augen fehlte ihre gewohnte Wärme. „Ist alles in Ordnung, Sutton?“
Er wandte den Blick ab. „Ja, es war nur ein langer Tag.“
Sie trat näher. „Wenn du Hunger hast, kann ich dir gern einen Teller
Weitere Kostenlose Bücher