Geliebte Fälscherin (German Edition)
jetzt nicht viel lauter als ein Flüstern. „Wir haben so viel Grund zur Freude, und wir sollten so dankbar sein. Und selbst wenn Anfechtungen kommen, sollten wir wissen, dass sie aus Gottes Hand sind.“ Sie seufzte, als ein schwaches Lächeln auf ihre Lippen trat. „Wir sollten nicht erwarten, dass wir allen Segen im Leben bekommen und keine Prüfungen. Das würde diese Welt zu einem zu angenehmen Ort machen, und ich fürchte, wir würden ihn dann nie verlassen wollen.“ Sie schloss die Augen. „Ich glaube inzwischen, dass Gott dadurch, dass er uns einiges von dem nimmt, woran unser Herz am meisten hängt, uns aus dieser Welt in eine Welt von viel größerem Glück zieht.“
Claire saß völlig ruhig da und wagte es nicht, auch nur das leiseste Geräusch von sich zu geben. Sie hatte das Gefühl, als wäre für einen ganz kurzen Moment ein Schleier zwischen ihr und dieser Frau gelüftet worden. Und sie fürchtete, auch nur die kleinste Bewegung oder der leiseste Atemzug würde die Feierlichkeit dieses Moments zerstören.
Das Schweigen dauerte an. Schließlich schlug Mrs Acklen die Augen wieder auf und gab ihr die gerahmte Daguerreotypie 1 zurück.
Claire stellte das Bild wieder an seinen Platz auf dem Seitentisch und half, die Kissen hinter Mrs Acklens Kopf richtig hinzulegen. „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, bevor ich gehe, Madam?“
Mrs Acklen schüttelte kaum merklich den Kopf und ihre Augen schlossen sich schon wieder.
Claire hatte die Tür schon fast hinter sich geschlossen, als Mrs Acklen ihren Namen flüsterte.
Claire schaute noch einmal ins Zimmer. Das Knarren der Tür war in der Stille überlaut zu hören.
„Danke, Miss Laurent, dass Sie mir erlaubt haben, mich zu erinnern.“
* * *
An diesem Abend kam Claire ein paar Minuten zu spät zum Abendessen. Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren, als sie noch ein paar Zeitungsartikel gelesen und darüber nachgedacht hatte, was Mrs Acklen gesagt hatte. Sie blieb an der Tür des Familienesszimmers stehen und stellte fest, dass der Tisch bis auf ein einziges Gedeck leer war.
Ein niedriges Feuer brannte im Kamin und verlieh dem Zimmer eine angenehme Atmosphäre. Claire überlegte, ob sie irgendwelche besonderen Anweisungen vergessen hatte, setzte sich an ihren Platz und legte ihre Serviette auf ihren Schoß.
Kaum eine Minute später kam Cordina mit einem zugedeckten Teller und einem großen Glas Limonade, das wie üblich mit Eis gefüllt war, die Treppe aus der Küche herauf. „Guten Abend, Miss Laurent.“ Mit ihrem vertrauten Lächeln zwinkerte sie Claire fröhlich zu. „Nach allem, was ich gehört habe, sind Sie die Einzige, die heute hier isst, Madam. Sie haben das ganze Zimmer für sich.“
Claire warf einen Blick auf die leeren Stühle. „Wo sind alle anderen?“
Cordina setzte ihr den Teller vor, der so hoch mit Essen beladen war, dass es für zwei Personen reichen würde. „Die Herrin fühlt sich nicht gut, wie Sie bereits wissen. Sie hat wieder diese Kopfschmerzen, die sie von Zeit zu Zeit plagen. Und Miss Cenas und die Kinder sind zum Essen in die Stadt gefahren. Eine Belohnung für die Kinder, weil sie beim Unterricht so gut mitmachen, sagte Miss Cenas.“ Cordina deutete auf Claires Teller. „Möchten Sie etwas von meinem eingemachten Kürbis, Madam? Ich hole Ihnen ein Glas. Es passt gut zu den Schweinerippchen.“
Da sie sowieso keinen großen Hunger hatte, schüttelte Claire den Kopf. „Nein, danke. Das ist mehr als genug.“ Sie bemühte sich um einen beiläufigen Tonfall. „Wissen Sie vielleicht zufällig, wo Mr Monroe ist?“
„Nein, Madam. Ich habe ihn seit dem Frühstück nicht mehr gesehen. Mrs Routh sagte nur, dass Sie heute die Einzige beim Essen sind. Sie können in die Küche hinunterkommen, wenn Sie möchten. Aber ich muss Sie warnen. Wir haben den ganzen Tag Brot gebacken, deshalb ist es da unten heute Abend ziemlich warm.“
Claire erwiderte ihr Lächeln. „Ich denke, ich bleibe hier, wenn Ihnen das recht ist.“
„Natürlich ist mir das recht, Liebes.“ Cordina tätschelte ihre Schulter. „Es tut Ihnen bestimmt gut, die Stille zu genießen. Sie läuten mit der Glocke, wenn Sie etwas brauchen. Ich höre Sie und komme dann sofort.“
Obwohl sie wusste, dass sie diese Glocke nie benutzen würde, nickte Claire. „Danke, Cordina.“
Sie aß ein Stück Schweinerippchen mit Kartoffelbrei und probierte dann Cordinas Erbsen und Mais mit Sahne, und als sie ihren ersten Schluck Limonade trank, war ihr
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