Geliebte Fälscherin (German Edition)
Brecheisen.
„Oh! Machen wir sie noch heute Abend auf?“ Ihre Miene leuchtete auf, verdüsterte sich aber genauso schnell wieder. „Aber sollten wir nicht auf Mrs Acklen warten?“
Sutton schob das flache Ende des Brecheisens unter ein Brett. „Ich kontrolliere die Statuen immer, bevor sie sie sieht. Normalerweise sogar, bevor die Transporteure wieder fahren. Aber diese hier …“ Er übte Druck auf das Eisen aus, und das Brett löste sich mit einem knackenden Geräusch. „... ist etwas ganz Besonderes. Außerdem …“ Er steckte das Brecheisen unter das nächste Brett. „… bist du jetzt hier.“
Sie lächelte, und Sutton spürte ein sonderbares leises Ziehen in seiner Brust.
Die nächsten Bretter lösten sich fast geräuschlos von der Oberseite der Kiste. Er entfernte eines nach dem anderen und legte dann das Brecheisen weg. Gemeinsam knieten sie nieder und begannen, das Stroh und das andere Verpackungsmaterial zu entfernen, das die Statue einhüllte. Als er den kühlen, glatten Marmor fühlte, hielt er sich unauffällig zurück und überließ ihr den Rest der Arbeit.
Sie war wie ein Kind an Weihnachten – ein sehr ehrfurchtsvolles Kind. Die Freude, die es ihm bereitete, ihr Gesicht zu beobachten, war für ihn Geschenk genug. Sie entfernte die letzte Strohschicht und wurde vollkommen still. Er erinnerte sich gut, was er gefühlt hatte, als er die Statue von den zwei Kindern das erste Mal gesehen hatte. Jetzt interessierte es ihn mehr, Claires Reaktion zu beobachten, wenn sie die Statue zum ersten Mal sah.
Ihre Unterlippe zitterte, als sie eine Hand an ihren Mund legte. Genauso hatte es Adelicia getan, als sie die Statue das erste Mal gesehen hatte.
„Sie heißt Schlafende Kinder “, sagte er leise und ging neben ihr auf die Knie. „Von William Rinehart. Adelicia hat sie in Rom gekauft. Als Erinnerung an ihre Töchter.“
Claire hob die Hand, hielt dann aber inne und schaute ihn an, als bitte sie ihn um seine Erlaubnis. Er nickte, und sie streichelte die weiche Steinwange eines der zwei Kinder.
Sie seufzte tief. „Die Statue gehört zum Schönsten, was ich je gesehen habe. Sie sind so lebensecht.“
In weißem Marmor gehauen, stellte die Statue zwei Kinder dar, die in süßer Ruhe lagen – in Todesruhe schliefen , erinnerte sich Sutton an Rineharts Worte. Er war in seinen Details so realistisch. Ein fleischiger kleiner Arm des einen Kindes war liebevoll über den Bauch des anderen gelegt; ihre Köpfe lagen auf einem Kissen, das auch in dem gemeißelten Stein die weichen Falten und die Struktur eines Satinkissens enthielt. Genauso wie die Decke, mit der die Säuglinge zugedeckt waren.
Claire berührte die kleine Hand des Kindes, die auf dem anderen lag. „Mrs Acklen hat mir erst heute von Victoria, Adelicia und Emma erzählt. Und von dem Sohn, den sie verloren hat.“ Sie schluchzte leise. „Vier Kinder.“ Sie atmete aus. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, was das für ein Gefühl sein muss.“
Von ihren Tränen gerührt, zog Sutton sein Taschentuch aus seiner Tasche und reichte es ihr. „Diese Statue ist keine Erinnerung an diese Kinder, Claire.“
Sie drehte sich um und schaute ihn verwirrt an.
„Joseph und Adelicia hatten Zwillingstöchter. Sie wurden …“ Er dachte zurück und erinnerte sich, dass er damals ungefähr zwölf gewesen war. „… ungefähr 1852 geboren, glaube ich … auf der Angola -Plantage in Louisiana. Die Zwillinge waren erst zwei Jahre alt, als sie starben. Beide an Scharlachfieber. Und im Abstand von nur zwei Wochen.“
Sutton erinnerte sich an Adelicias Sonderwunsch an den Bildhauer und beugte sich vor, um die Vorderseite der Statue zu prüfen. Ja, hier standen die Vornamen der Mädchen. Er deutete darauf.
„Laura und Corinne“, flüsterte Claire und fuhr mit dem Finger die Gravur nach.
„Und auf die Rückseite …“ Er schaute nach, um sich zu vergewissern. „… sollte er ‚Zwillingsschwestern‘ einmeißeln. Das hat er auch getan.“
Claire trat näher, um es sehen zu können. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. „Du sagtest, Mrs Acklen weiß nicht, dass diese Statue heute eingetroffen ist?“
„Nein, ich habe es ihr noch nicht erzählt. Ich habe es selbst erst erfahren, als ich …“ Er hielt sich gerade noch zurück. „… die Kanzlei in der Stadt verließ.“
Claire nickte. „Weißt du, ob sie schon einen Platz dafür vorgesehen hat?“
Er schüttelte den Kopf. „Warum?“
„Weil ich gern etwas Besonderes für Mrs
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