Geliebte Fälscherin (German Edition)
Haut fühlte sich plötzlich kalt an. Erst da sah sie den Wagen, der in diesem Moment um die Rückseite des Gebäudes bog.
Wortlos stieg er ab und half ihr, ebenfalls abzusteigen. Dann wickelte er Truxtons Zügel um den Pfosten und ging, um die Galerie zu öffnen.
1 Ein Bild, das nach dem damaligen fotografischen Verfahren hergestellt wurde.
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„D anke, meine Herren.“ Sutton schüttelte den Arbeitern die Hände und drückte dabei jedem ein Trinkgeld in die Hand. „Vielen Dank, dass Sie mit der Fracht so sorgfältig umgegangen sind.“
Sie dankten ihm für seine Großzügigkeit, als sie die Galerie verließen.
Sutton schaute ihnen von der Tür aus nach und wartete, bis der Wagen um die Ecke des Gebäudes verschwunden war. Dann kehrte er in den Lagerraum zurück. Diese Statue gefiel Adelicia besonders gut und sie hatte ungeduldig darauf gewartet. Er war kein Kunstkenner, aber seiner Meinung nach war es das herausragendste Stück in ihrer ganzen Sammlung. Und das nicht nur wegen der persönlichen Bedeutung, die diese Statue für sie hatte.
Er erreichte den Türrahmen zum Lagerraum und blieb abrupt stehen, um den Anblick, der sich ihm bot, auf sich wirken zu lassen.
Claire kauerte auf Händen und Knien, spähte durch die Bretter der Kiste und versuchte offensichtlich immer noch herauszufinden, wer der Bildhauer war. Dabei war sie so vertieft, dass sie überhaupt nicht merkte, dass er da war.
Er wollte so gern etwas laut sagen, um sie zu erschrecken. Aber der Genuss, sie zu beobachten, war weitaus größer als sein Wunsch, sie zu ärgern. Ihre Konzentration auf diese eine Sache war faszinierend. Alles an ihr war faszinierend. Er hatte gute Lust, durch den Raum zu eilen und sie wieder in die Arme zu nehmen.
Warum hatte er, seit er mit Oberst Wilmington gesprochen hatte, fast unentwegt an Claire denken müssen? Und nicht nur irgendwie beiläufig. Er hatte richtig an sie gedacht . Daran, sie wieder in den Armen zu halten, ihren weichen Mund zu berühren, ihr spontanes und herzhaftes Lachen zu hören, das wie nichts anderes die Macht hatte, ihn für sich zu gewinnen.
Vor einigen Minuten hatte er kurz davor gestanden, eine verführerisch aussehende Stelle an ihrem Hals zu küssen. Aber er hatte gewusst, dass sie ihn vom Pferd stoßen würde, wenn er das getan hätte. Und das zu Recht. Aber als er sie jetzt betrachtete, ihren wohlgeformten kleinen Derrière , den sie in die Luft reckte, wäre es die Sache bestimmt wert gewesen. Sutton schüttelte den Kopf.
Sein Lächeln verschwand, als ihm bewusst wurde, dass sie es wieder getan hatte. Sie hatte seine Stimmung verbessert, ohne es überhaupt zu merken.
Oberst Wilmington war mitfühlend und direkt gewesen, als er ihm das Urteil des Untersuchungsausschusses mitgeteilt hatte, zu dem sie am späten Abend gekommen waren. Innerhalb von nur fünf Minuten hatte ihm der Mann nicht nur das Land geraubt, das er hätte erben sollen – das Land, das sein Großvater gekauft und seinem Vater vermacht hatte und das sein Vater ihm hatte vererben wollen. Er hatte auch für immer die Ehre seines Familiennamens beschädigt.
Der offizielle Bericht des Vorfalls, den der Hauptmann der Unionsarmee vorgelegt und der von den Soldaten, die an jenem Tag bei ihm gewesen waren, bestätigt worden war, beschuldigte seinen Vater, Verräter an seinem Land zu sein. Sutton ließ den Kopf hängen. Sein Vater war einer der sanftesten, freundlichsten, gottesfürchtigsten Männer gewesen, die er je gekannt hatte. Und das alles kam nur deshalb, weil sein Vater sich geweigert hatte, ein Papier zu unterschreiben.
Und wie Holbrook schon vorher gesagt hatte: Egal, ob die Entscheidung des Untersuchungsausschusses gerecht war oder nicht, sie war Gesetz. Sutton dachte wieder an das, was Claire gesagt hatte, als er sie vorhin getroffen hatte. „Der verlorene Sohn kehrt heim …“ In gewisser Weise traf das den Nagel auf den Kopf. Denn genauso wie der verlorene Sohn in der Bibel, der zerstört und mit leeren Händen nach Hause zurückkehrte, war er nach Belmont gekommen. Nur dass sein Vater nicht auf ihn wartete und ihn liebevoll begrüßte.
Aber Claire hatte ihn begrüßt.
Sie seufzte und lenkte damit seine Aufmerksamkeit wieder auf sie.
„Hast du etwas verloren, Claire?“
Sie rappelte sich auf die Beine und schaute ihn mit großen Augen an. „Wie lang stehst du schon da?“
Er lächelte. „Noch nicht allzu lang.“ Als er ihr Stirnrunzeln sah, ging er zu einer Werkbank und holte ein
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