Geliebte Fälscherin (German Edition)
über ihrer Schulter.
„Miss Laurent, ich würde Ihnen wirklich gern helfen, wenn Sie mir sagen, was ich für Sie tun kann.“
Sie nahm vorsichtig das Taschentuch, wischte sich die Tränen ab und tupfte sich die Nase. Schließlich kehrte ihre Stimme zurück. „Ich habe nichts. Kein Geld. Keine Familie. Keinen Ort, wo ich wohnen kann. Keinen Ort, wohin ich gehen könnte.“ Sie drehte sich wieder zu ihm um. „Und …“ Sie gab es wirklich nur sehr ungern zu. „Ich habe letzte Nacht in Ihrer Kirche geschlafen. Hier.“ Sie deutete auf die einzige Kirchenbank, die gepolstert war, während ihr erneut Tränen in die Augen stiegen.
„Und als heute Morgen zwei Frauen kamen, um zu beten, habe ich mich unter der Bank versteckt, damit sie mich nicht sehen. Und damit ich keine Schwierigkeiten bekäme. Und ich habe ihr Gespräch belauscht. Das war falsch, ich weiß.“ Sie schluchzte auf und bekam einen Schluckauf. „Und dann stand ich auf und …“ Sie wedelte mit den Händen. „… brachte mich wieder in Ordnung, und als ich aufblickte, entdeckte ich Mr Monroe, der dastand und mir zuschaute. Er sah mich unter der Bank hervorkriechen und …“
Pastor Bunting schaute sie aufmerksam an und nickte.
„Mr Monroe war nett und dann … hat er mich bei Ihnen gelassen. Und …“ Sie atmete tief ein, da das Gewicht der letzten Tage schwer auf ihr lastete. „… ich habe gestern Abend erfahren, dass mein Vater gestorben ist.“
Pastor Bunting streichelte mitfühlend ihren Arm. Claires Tränen flossen ungehindert und sie erzählte ihm alles. Fast alles. Sie erwähnte nicht, dass die Kunstgalerie ausgeraubt worden war und was sie und ihre Eltern getan hatten. Diese Informationen würden ihren Neuanfang sicher behindern.
Außerdem lag das jetzt alles hinter ihr. Oder bald.
„Es tut mir leid“, flüsterte sie schließlich. „Ich habe viel zu lang gesprochen und viel zu viel von Ihrer Zeit in Anspruch genommen.“
„Unsinn. Machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Sie sind genau da, wo Sie sein müssen, Miss Laurent. Davon bin ich fest überzeugt.“
Sie schluchzte wieder und erinnerte sich an etwas, das ihr gestern Abend aufgefallen war. „Ihre Kirche riecht wie ein Krankenhaus.“
Er atmete ein und zog die Stirn in Falten. „Ich rieche es schon gar nicht mehr. Ich habe mich wahrscheinlich daran gewöhnt. Die Kirche wurde während des Krieges als Lazarett benutzt. Die ganzen Bänke wurden entfernt und über tausend Betten standen von einer Ecke zur anderen hier verteilt.“ Er fuhr mit der Spitze seines Stiefels über den Boden. „Die Holzdielen geben die Flecken nicht so leicht wieder her. Und den Geruch auch nicht, fürchte ich.“
Claire trocknete sich die Augen, als sie den ernsten Tonfall in seiner Stimme hörte. Sie schaute sich um und sah die Kirche noch ehrfürchtiger an. Langsam begann sie, sich zu beruhigen.
„Besser?“, fragte er leise.
Sie zuckte die Achseln und nickte dann. Sie fühlte sich überraschend besser, weil sie ihm alles gestanden hatte. Fast alles. „Es gibt eine Sache, bei der ich Hilfe brauche, Pastor Bunting. Aber das wäre sehr viel verlangt.“
„Vielleicht ist es nicht so viel, wie Sie glauben, meine Liebe.“
Sie wandte kurz den Blick ab. „Die Frauen, von denen ich Ihnen erzählt habe, die Frauen, deren Gespräch ich ungewollt mit angehört habe …“
Er nickte.
„Eine von ihnen sprach davon, dass sie sich um eine Stelle bei einer Dame in dieser Stadt bewerben wolle. Einer Dame, die diese Kirche besucht.“
Er überlegte kurz. „Ich glaube, diese Dame dürfte Mrs Adelicia Acklen sein.“ Er schaute Claire einen Moment an. „Haben Sie eine Ahnung, wer Mrs Acklen ist?“
Claire hatte das Gefühl, dass sie das wissen sollte, doch sie schüttelte den Kopf.
Pastor Bunting warf einen Blick hinter sich zur Tür. „Und kennen Sie irgendjemand von ihren Angestellten? Jemand, der Ihnen vielleicht zufällig eine persönliche Empfehlung geben könnte?“
Wieder schüttelte Claire den Kopf und hatte das Gefühl, dass ihre Zukunftshoffnungen mit jeder Sekunde schrumpften. „Aber ich denke, dass ich für die Stelle qualifiziert sein könnte.“ Sie zog eine Schulter hoch und ließ sie dann wieder fallen. „Nach dem, was ich von den beiden Frauen gehört habe“, fügte sie leiser hinzu.
„Und Sie würden sich gern für die Stelle bewerben?“
Sie nickte. „Aber heute ist Bewerbungsschluss. Und ich brauche ein sauberes Kleid und einen Ort, wo ich mich waschen kann und
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