Geliebte Fälscherin (German Edition)
Länge nach über ihren Körper. Nicht auf unanständige Art, sondern eher in der Art eines Detektivs, der ein Rätsel lösen wollte. Oder noch schlimmer, ein Verbrechen. Verstehen trat an die Stelle der Fragen in seinen Augen. Claires Beschämung kehrte schlagartig zurück.
Als sie sich mit seinen Augen sah, wurde sie sich schmerzlich ihres zerknitterten Kleides und ihrer zerdrückten und unordentlichen Locken bewusst. Was sie am meisten schmerzte, war die Erkenntnis, dass von allen Männern, denen sie bisher begegnet war, dieser Mann der einzige war, den sie gern besser kennengelernt hätte.
Sie hätte sich gewünscht, dass er eine hohe Meinung von ihr hätte und sich vielleicht sogar wünschen würde, sie besser kennenzulernen.
Sie senkte den Blick. „Ich kann das erklären, Mr Monroe. Ich kam gestern in Nashville an, und der Ort, an dem ich die Nacht verbringen sollte, war … bedauernswert ungeeignet.“
Sein Blick wanderte zur Kirchenbank und dann wieder zurück zu ihr. „Sie haben hier geschlafen? Die ganze Nacht?“ Er stellte diese Frage, als wäre so etwas völlig unvorstellbar. Aber natürlich musste es einem Mann mit seinem Vermögen und in seiner Position, mit seinem gesellschaftlichen Rang und seinen Beziehungen unmöglich erscheinen.
„Ich gebe Ihnen mein Wort, Sir, dass ich in der Kirche nichts angerührt habe. Ich kam einfach durch diese Tür dort.“ Sie nickte an ihm vorbei. „Die Außentür war nicht versperrt. Und ich schlief ein. Ich wollte gerade gehen, als ich aufblickte und sah, dass Sie dort standen. Und mich beobachteten .“
Sie hätte die letzten drei Worte fast verschwiegen. Aber während sie sprach, hatte sie leichte Schuldgefühle bei ihm entdeckt, und sie war jetzt froh, dass sie das gesagt hatte. Vielleicht würde es ihr helfen, wenn er Schuldgefühle hatte.
Er schwieg eine ganze Weile. Und sie vermutete, dass er überlegte, was er mit ihr anfangen sollte. Sollte er sie vielleicht den Behörden melden, weil sie unbefugt die Kirche betreten hatte, oder sollte er sie zum Bischof oder Pfarrer oder wer auch immer für diese Kirche verantwortlich war, bringen? Beides kam ihr nicht entgegen und auch nicht dem Neuanfang, den sie wagen wollte.
Sie dachte daran, einfach ihre Sachen zu packen und zur Tür hinauszulaufen, aber sie würde ihm nicht entkommen können. Nicht einmal, wenn sie ihre Stiefel angehabt hätte.
Aber sie bekäme heute Nachmittag nie ein Vorstellungsgespräch bei Mrs Acklen, wenn sie nur hier stand und sich vor ihm rechtfertigte.
Schließlich schüttelte er den Kopf, mehr für sich selbst als an sie gerichtet. „Haben Sie einen sicheren Ort, an dem Sie heute Nacht schlafen können, Miss Laurent?“
Claire schaute ihn an und entspannte sich ein wenig. Er wollte sie nicht verhören. Ihr erster Eindruck von der Freundlichkeit dieses Mannes hatte sie also doch nicht getrogen. „Danke für Ihre Besorgnis, Mr Monroe. Und ja, ich habe Pläne, einen solchen Ort zu finden.“
Er öffnete den Mund, als wollte er noch etwas sagen, schloss ihn dann aber wieder und seufzte nur. „Ich hoffe, Sie können mich verstehen, Madam. Ich will meine Grenzen nicht übertreten. Das ist nicht meine Absicht, glauben Sie mir. Aber …“
Bei seinem kurzen Zögern bekam Claire das ungute Gefühl, dass das Verhör, dem sie entronnen zu sein glaubte, ihr vielleicht doch noch drohte.
„Aber ich kann nicht guten Gewissens zulassen, dass Sie …“
Die Vordertür des Gottesdienstraums ging auf und beide drehten den Kopf.
Ein Mann trat ein. Er trug eine Kiste. Er wandte sich nach links, blieb dann aber stehen und kam in ihre Richtung und schaute sie über die Last in seinen Armen hinweg an. „Monroe? Sind Sie immer noch da?“
Claires Blick wanderte zwischen den beiden Männern hin und her. Im Stillen betete sie, dass dies die Gelegenheit wäre, auf die sie gewartet hatte. Sie überlegte, wie schnell sie in Strümpfen laufen konnte.
Außerhalb der Kirchenmauern begann in der Ferne eine Glocke zu läuten. Mr Monroe zog seine Taschenuhr aus seiner Weste und klappte den goldenen Deckel auf.
Genauso schnell, wie er die Uhr geöffnet hatte, klappte er sie wieder zu. „Guten Morgen, Pater Bunting. Sie kommen gerade rechtzeitig. Diese junge Dame würde gern mit Ihnen sprechen.“
Claire entging nicht der vielsagende Blick, den Mr Monroe Pater Bunting zuwarf.
Bunting stellte seine Kiste auf eine Kirchenbank. „Wirklich, Mr Monroe?“
Monroe bedeutete Claire, vor ihm durch den
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