Geliebte Fälscherin (German Edition)
alle ebenso aus Gusseisen geformt wie ihr furchtloser Anführer und machten es sich entweder unter den schattigen Bäumen gemütlich oder standen unter blühenden Sträuchern Wache.
Die Straße wurde nach und nach breiter und bog um eine Kurve. Schließlich überbrachte das Herrenhaus in der Form von üppigen Gärten, in denen jede nur vorstellbare Farbe blühte, seine zweite offizielle Begrüßung. Das Haus stand gut sichtbar auf dem Hügel, war aber immer noch ein Stück entfernt. Claire ließ diesen Anblick fasziniert auf sich wirken. Belmont – oder Belle Mont auf Französisch, was „schöner Berg“ bedeutete – war ein Kunstparadies. Sie staunte über die große Mühe, die Mrs Acklen sich gemacht hatte, um für ihre Besucher einen so grandiosen Eindruck zu schaffen.
Die Gärten bestanden aus drei Kreisen: Der größte Kreis befand sich direkt neben dem Haus, während seine kleineren Gegenstücke bergab verliefen und an Größe abnahmen. Der Einspänner rollte an Gehwegen vorbei, die die Kreise miteinander verbanden, und an plätschernden Springbrunnen, die inmitten eines Meeres aus Rosen, Jasmin und Buchsbaum übersprudelten. Mehrere Gärtner waren auf dem weiten Gelände verstreut und schnitten, pflanzten, jäteten und pflegten die Pflanzen.
Ein kurzes Stück entfernt stand ein Turm. Claire malte sich aus, wie weit man von diesem Aussichtspunkt aus wohl schauen konnte. Vor ihr glitzerte etwas im Sonnenlicht, und sie hielt sich die Hand als Schild an die Augen, um besser sehen zu können.
Marmorstatuen – zu viele, um sie auf einen Blick zählen zu können – schmückten die weitläufigen Gärten. Die Skulpturen reflektierten die Nachmittagssonne und stachen blendend weiß vom grünen Grasteppich ab. Versteckte Lauben, die in einem weicheren Weiß zwischen den Spätsommerblumen standen, luden ein, näher zu kommen und sich in ihrem Schatten auszuruhen.
Sie lachte bei sich. Es war alles so …
„Schön, nicht wahr?“, sagte der Pastor.
Sie atmete aus. „ Überwältigend würde ich sagen.“
„Sie haben noch längst nicht alles gesehen.“ Ein Lächeln lag in seiner Stimme. „Gleich da drüben …“ Er deutete zu einem achteckigen Gebäude. „… ist der Bärenzwinger.“
Claire runzelte die Stirn. „Wie bitte?“
Mrs Bunting nickte. „Der Bärenzwinger, meine Liebe. Mrs Acklen hält auf ihrem Gelände wilde Tiere. Ihr verstorbener Mann …“ Ihre Stimme wurde eine Spur leiser. „Er ruhe in Frieden. Er hielt oft einen Löwen oder Tiger zur Unterhaltung seiner Gäste und zu seiner eigenen Unterhaltung, erzählt man sich. Mr Acklen starb, bevor wir nach Nashville zogen. Deshalb hatten wir nie die Ehre, ihn kennenzulernen. Aber nach allem, was ich gehört habe, hat Mrs Acklen ihr Interesse an größeren Tieren auf Bären beschränkt.“
„Vergiss die Alligatoren nicht“, warf Mr Bunting ein.
Claire schaute ihn an, um zu sehen, ob er einen Scherz mache. Aber seine Miene verriet, dass dem nicht so war.
Der Pastor streckte die Hand aus. „In dieser Richtung liegt ein See, in dem Mrs Acklen die Alligatoren hält. Sie ließ sie aus Louisiana hierherbringen.“
Claire war sprachlos. Was für ein Mensch ließ über diese große Entfernung Alligatoren transportieren? Und hielt sie in seinem Garten?
Das Klappern der Pferdehufe übertönte das Plätschern der Springbrunnen, an denen sie vorbeifuhren. Claire erblickte eine Marmorstatue, eine junge Frau, die Wein an einer Gartenlaube stutzte. Der Frau, die für alle Zeiten in Stein festgehalten war, fehlten die linke Hand und alle Finger an ihrer rechten Hand bis auf eine.
„Sie wurde im Krieg beschädigt.“
Claire drehte sich um und stellte fest, dass der Pastor ebenfalls die Statue betrachtete.
„Als die Unionsarmee das Gelände beschlagnahmte. Überall lagerten Soldaten. Ihre Generäle bezogen das Haus.“ Bitterkeit lag in seiner Stimme. „Eine der letzten Schlachten wurde hier vor dem Haus ausgetragen, dann ging es weiter in Richtung Stadt. Die meisten Nachbarn von Mrs Acklen verloren fast alles, einschließlich ihrer Häuser. Aber Belmont überstand den Krieg relativ unbeschadet.“
Claire ließ ihren Blick über das Gelände schweifen und versuchte, sich die Szene vorzustellen. Überall Soldaten, brennende Lagerfeuer, das Chaos einer Schlacht, der Rauch und das Knallen von Gewehren. Was für ein Kontrast zu der jetzigen Schönheit und Ruhe.
Das Herrenhaus stand majestätisch vor ihr, und ihr Magen zog sich zusammen. Sie
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