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Geliebte Fälscherin (German Edition)

Geliebte Fälscherin (German Edition)

Titel: Geliebte Fälscherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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wünschte jetzt, sie hätte beim Frühstück nicht so viele Waffeln und Schinken gegessen.
    Pastor Bunting führte das Pferd den weiten Bogen der kreisförmigen Einfahrt herum und brachte den Einspänner vor einem Gehweg aus Kalkstein zum Stehen. Ein älterer schwarzer Mann in einem dunklen Anzug mit auf Hochglanz polierten Schuhen und einem kahl rasierten Kopf, der ähnlich glänzte wie seine polierten Schuhe, erwartete sie.
    Er verbeugte sich. „Willkommen, Pastor Bunting, Sir. Mrs Bunting, es ist mir eine Ehre, Sie wiederzusehen, Madam.“
    „Guten Tag, Eli.“ Der Pastor legte die Bremse ein und half dann seiner Frau auf der anderen Seite des Einspänners aus dem Wagen. „Wir haben um halb fünf einen Termin bei Mrs Acklen.“
    „Ja, Sir. Mrs Acklen erwartet Sie im Haus.“ Eli half Claire aus dem Wagen.
    Ihre Hand wirkte in seiner ganz klein. Claire bemerkte, dass seine Finger dick, von der Arbeit gezeichnet und genauso alt waren, wie seine Stimme klang. Aber sein Handgriff war stark wie eine Eiche.
    „Guten Tag, Madam.“ Er begrüßte Claire mit einem Lächeln, das ihr ebenfalls ein Lächeln entlockte. „Ich bin Mr Eli.“ Er senkte den Kopf. „Willkommen auf Belmont .“
    „Danke, Mr Eli.“ Claire machte einen kurzen Knicks und freute sich, als sein Lächeln breiter wurde. „Ich bin Miss Claire Elise Laurent.“
    „Ja, Madam.“ Ein Zwinkern trat in seine dunklen Augen. „Das glaube ich gern.“
    Ein leichter Windhauch regte sich. Als hätte das Herrenhaus ihren Namen geflüstert, hob Claire den Kopf.
    Das Erste, was ihr auffiel, waren die korinthischen Säulen, die den Eingang zum Haus säumten. Als Nächstes stach ihr die Farbe des Hauses ins Auge. Aus der Ferne hatte es rosafarben geschimmert, aber erst aus der Nähe wurde die richtige Farbe des Stucks sichtbar. Ein warmes Rotbraun, das durch weiße Verzierungen perfekt abgesetzt wurde. Gusseiserne Balkone schmückten die Vorderseite des Herrenhauses, deren schwarzes spitzenähnliches Geländer sie an New Orleans und den Alten Platz, den sie so sehr geliebt hatte, erinnerte.
    Claire stand am Fuß der Treppe und ließ ihren Blick an einer der Säulen von unten bis ganz nach oben zu der achteckigen Kuppel über dem Herrenhaus wandern. Während sie den Kopf zurücklegte, lief ihr ein Schauer über den Rücken – sowohl aus Angst als auch aus gespannter Erwartung. So viel hing von den nächsten Minuten ab.
    „Gehen wir?“, fragte der Pastor.
    Als Claire sich umdrehte, sah sie, dass er und seine Frau schon auf sie warteten.
    Sie folgte ihnen die Treppe hinauf zum kunstvoll verzierten Eingang und achtete krampfhaft darauf, nicht auf den Saum ihres weiten Rocks zu treten. Obwohl sie versuchte, voller Hoffnung an das Vorstellungsgespräch heranzugehen, wusste sie, dass sie wahrscheinlich nie wieder hierherkommen würde. Deshalb wollte sie sich jedes Detail des Hauses merken.
    Scheiben aus rosafarbenem, venezianischem Glas betonten die Haustür und auch die Querbalken darüber. Selbst die Seitentüren, die die Haupttür umrahmten, bestanden aus bunten Glasscheiben in Grün, Rot und Lila. Auf beiden Seiten des Gehwegs bewachten Steinlöwen riesige gusseiserne Krüge, aus denen lila, gelbe und weiße Blumen leuchteten und einen betäubenden Duft verbreiteten.
    Claire sog jedes Detail in sich auf. Exquisit. Jede Stelle, auf die das Auge fiel, floss über vor Schönheit.
    Sie warf einen Blick hinter sich auf die üppigen Gärten – die Statuen, die Springbrunnen – und obwohl sie wusste, dass es unsinnig war, konnte sie das sonderbare Gefühl nicht von sich abschütteln, dass sie schon einmal hier gewesen war. Dann begriff sie, was dieses Gefühl war. Eine Art Déjà-vu.
    In vielerlei Hinsicht war Belmont eine Miniaturausgabe von Versailles. Die Tür ging auf und eine ältere Frau begrüßte sie und ließ sie eintreten. Ihre Kleidung ähnelte der einer gut gekleideten Haushälterin. Claire wusste auf der Stelle – genauso wie man instinktiv weiß, dass es besser ist, einen Rosenstiel nicht zu fest zu drücken –, dass mit dieser Frau nicht zu scherzen war.
    „Guten Tag, Pastor Bunting, Mrs Bunting.“ Die Frau schloss die Tür hinter ihnen und schaute Claire über eine dunkle Brille an, die auf halber Höhe ihrer eleganten, schlanken Nase saß. „Miss Laurent.“ Es war keine Frage. „Ich bin Mrs Routh, die verantwortliche Haushälterin auf Belmont .“
    Claire machte einen Knicks und fürchtete einen Moment, sie hätte vergessen, wie das geht.

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