Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Fälscherin (German Edition)

Geliebte Fälscherin (German Edition)

Titel: Geliebte Fälscherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
Vom Netzwerk:
ihm gegenüber verwendet. Das bedeutete nicht, dass sie log. Er konnte nur einfach nicht an einen Zufall glauben. Dass sie genau zu diesem Zeitpunkt in der Stadt auftauchte und dann am letzten Bewerbungstag hier auf Belmont erschien. Ganz zu schweigen davon, dass sie Französin war. Kaum ein Zufall, wenn man bedachte, dass Adelicia Acklen – wie fast jeder wusste –, alles Französische liebte.
    Mrs Acklen hatte Paris geliebt. Dort war sie überhaupt erst auf die Idee gekommen, eine persönliche Liaison , eine Privatsekretärin, einzustellen, nach seinem sehr direkten Vorschlag, dass sie das tun sollte. Sie brauchte die Unterstützung einer Frau, die ihr dabei half, Feste zu planen, Gästelisten und Menülisten zu erstellen, Blumenschmuck für Tische auszuwählen und die künstlerische Aura zu schaffen, die Adelicia für ihre Abende mit festlicher Unterhaltung verlangte.
    Deshalb eine Privatsekretärin.
    „Als ich also das Kirchengebäude sah, beschloss ich zu prüfen, ob die Türen offen waren. Und …“
    Sutton unterbrach seine Gedanken. Miss Laurent erzählte Adelicia also tatsächlich von der Kirche. Andererseits war das zu erwarten. Denn sie wusste, dass er es Mrs Acklen erzählen würde, wenn sie es nicht tat. Er hörte zu und fand ihre nächste Aussage höchst unglaubwürdig.
    Sie war durch eine Lagerraumtür in die Kirche gekommen, die nicht zugesperrt gewesen war? Das erschien ihm unwahrscheinlich. Pastor Bunting war ein gewissenhafter Mann. Bunting hätte die Tür nicht versehentlich offen gelassen.
    Sutton lächelte, als Adelicia die Wahrheit dieser Aussage ebenfalls infrage stellte.
    „Ja, Madam, ich gebe Ihnen mein Wort darauf. Die Tür war unverschlossen. Und wie sich herausstellte, war das kein Zufall. Pastor Bunting sagte mir, dass …“
    Unerwartetes Lachen aus dem kleinen Salon übertönte Miss Laurents Worte. Sutton runzelte bei dieser Unterbrechung die Stirn. Wen hatte Adelicia heute Nachmittag noch zu Gast? Die Frau wurde ein richtiges Gesellschaftswunder. Er wusste, wer dafür verantwortlich war …
    Cara Nettas Mutter, Octavia Walton LeVert. Sie und Adelicia waren in kurzer Zeit sehr enge Freundinnen geworden.
    „Soll das heißen, Miss Laurent, dass Sie gestern Nacht in der Kirche geschlafen haben?“ Adelicias Stimme klang ungläubig. Sie war keine Frau, die man so leicht für sich gewann.
    „J-ja, Mrs Acklen. Das soll es heißen. Aber Sie müssen verstehen, dass ich keinen anderen Ort hatte, an den ich gehen konnte. Ich kenne in dieser Stadt niemanden und … meine Finanzen sind im Moment sehr beschränkt.“
    Sutton betrachtete den Teppich unter seinen Stiefeln. Miss Laurents letzte Bemerkung hallte in ihm wie eine warnende Glocke wider.
    „Also gut, Miss Laurent. Und in der Kirche haben Sie Mr Monroe getroffen?“
    „Ja, Madam. Ich wollte gerade gehen – nachdem ich in der Kirche nichts angerührt hatte – doch als ich mich umdrehte, stand er plötzlich da.“
    Als Miss Laurent diese Begegnung schilderte – ihre Erinnerung da-ran war ähnlich wie seine – lächelte Sutton, während er sie vor seinem geistigen Auge noch einmal Revue passieren ließ. Er hatte die Seitentür geöffnet und diese junge Frau vorgefunden – eine sehr schöne, junge Frau, die sich und ihre Unterwäsche wieder in Ordnung brachte . Ein Bild, das sich ihm in einer Kirche normalerweise nicht bot. Und auch sonst nirgends.
    Dass die Kirche ein Ort war, an dem man Gott anbetete, war nicht der Grund, der ihn an diesem Morgen dorthin gezogen hatte. Oder an den anderen Tagen. Vielmehr besuchte er den Ort, an dem so viele Männer – und Jungen – die er gekannt hatte, seine Freunde, nach der Schlacht gestorben waren. Und den Ort, an dem er selbst gelegen und zur Decke hinaufgeschaut und sich gefragt hatte, ob er auch sterben würde.
    „Sie haben gesagt, dass Sie aus New Orleans stammen, Miss Laurent. Warum genau haben Sie die Stadt verlassen?“
    Eine lange Pause folgte auf Adelicias Frage.
    „Ich wäre in New Orleans geblieben, Madam …“ Ihre Stimme war gedämpft und klang traurig. „Aber ich konnte dort nicht mehr bleiben. Maman – meine Mutter – starb vor sechs Monaten. Und mein Vater … er …“ Miss Laurents Stimme brach ab.
    Sutton beugte sich vor und lauschte. Und wartete.
    „Er starb sehr unerwartet. Ich bekam die Nachricht von seinem Tod erst nach meinem Eintreffen in Nashville.“
    Sutton beugte den Kopf und kam sich wie ein Eindringling vor, besonders da sie wusste, dass er hier

Weitere Kostenlose Bücher