Geliebte Fälscherin (German Edition)
nicht zu bändigen, Mr Monroe.“
„Ja, Madam, das stimmt.“ Und mit ihren elf und neun Jahren stellten William und Claude diesen häufig benutzten Spruch auf eine harte Probe. William hatte nichts als Unfug im Sinn und verführte seinen kleinen Bruder ständig zu allem möglichen Schabernack. Ihre jüngere Schwester Pauline war oft das Opfer ihrer Streiche. Aber Pauline erwies sich als die Tochter ihrer Mutter und konnte sich inzwischen gegen ihre Brüder gut behaupten.
„Pastor Bunting und Mrs Bunting!“ Adelicia trat auf den Gang und streckte den beiden herzlich die Hände entgegen. „Was für eine Freude, Sie wiederzusehen. Und wie nett von Ihnen, Miss Laurent nach Belmont zu begleiten!“
Als Adelicia die Buntings in ein Gespräch verwickelte, nutzte Sutton die Gelegenheit, das Gleiche mit Miss Laurent zu tun. Auch wenn sie die Stelle nicht bekommen hatte, hatte er noch ein paar Fragen, die er ihr stellen wollte, hauptsächlich um seine eigene Neugier zu befriedigen.
Sie stand still und mit gesenktem Blick etwas abseits, was unter diesen Umständen verständlich war. Sutton trat auf sie zu. Sie zögerte, ihn anzuschauen, und er fragte sich, ob sie seinem Blick absichtlich auswich. Er wollte gerade etwas sagen, als sie aufblickte. Ihre rot umrandeten Augen waren vorsichtig und aufmerksam. Wie die Augen eines Rehs, auf das ein Gewehr gerichtet wurde.
Sutton vermutete, dass Adelicia nicht gerade feinfühlig gewesen war, als sie Miss Laurent eine Absage erteilt hatte. Adelicia Acklen. Er war dankbar für alle Möglichkeiten, die diese Frau ihm eröffnete, aber manchmal verletzte ihre direkte Art andere Menschen mehr, als ihr vielleicht selbst bewusst war.
Alle Fragen, die er Claire Laurent hatte stellen wollen, waren wie weggeblasen. Besorgt fragte er: „Entschuldigen Sie, Miss Laurent, aber … ich hoffe, Sie fühlen sich nicht unwohl?“ Er sprach leise, da er nicht die Aufmerksamkeit der anderen erregen und sie nicht noch mehr in Verlegenheit bringen wollte.
Ihr Lächeln war nicht überzeugend. „Nein, Mr Monroe. Mir geht es gut. Danke.“ Sie warf einen Blick in Adelicias Richtung, und ihre Hand wanderte zu ihrem Bauch.
Eine unbewusste Geste, vermutete Sutton. Aber trotzdem sehr vielsagend. Er überlegte, was er sagen sollte, um sie zu ermutigen, ohne herablassend zu klingen.
„Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Mr Monroe?“
Überrascht nickte er. „Natürlich, Miss Laurent.“
„Wie ist Ihre Meinung zu meinem Vorstellungsgespräch mit Mrs Acklen?“
Ihre Frage, die unschuldig klang, war in Wirklichkeit alles andere als unschuldig. Sie sagte ihm damit, dass sie wusste, dass er ihr Gespräch belauscht hatte. Als Anwalt schätzte er diese kluge Taktik. Genauso hoffte er, dass sie seine ebenfalls direkte Antwort schätzen würde. „Die Antwort auf Ihre indirekte Frage, Miss Laurent, lautet: Ja, ich habe zufällig gehört …“
„Zufällig?“
Trotz ihrer Blässe und der unübersehbaren Tränenspuren auf ihrem Gesicht, spürte Sutton eine stählerne Entschlossenheit bei der jungen Frau. Oder war es Verzweiflung? Im Moment richtete sich ihre Enttäuschung gegen ihn, wenn er ihr eigensinnig vorgeschobenes Kinn richtig deutete. „Wie Sie inzwischen wissen, Miss Laurent, bin ich ein Angestellter von Mrs Acklen. Angesichts dessen und in Anbetracht der Umstände, unter denen Sie und ich uns kennengelernt haben, verstehen Sie sicher, warum ich es für dringend geboten hielt, absichtlich ihrem Gespräch zuzuhören.“
Sie öffnete ihren zarten, kleinen Mund ein wenig, um etwas zu erwidern.
„Und …“ Er legte den Kopf schief, um ihre Haltung nachzuahmen. „… um Ihre Frage zu beantworten …“
Sie runzelte die Stirn und sah wie ein kleines Mädchen aus. Wenn ihr Gesichtsausdruck nicht so durchdringend gewesen wäre und er nicht gewusst hätte, wie ihr Vorstellungsgespräch ausgegangen war, wäre er versucht gewesen zu lächeln.
„Ich finde, dass Sie sich Mrs Acklen mit großer Würde präsentiert haben. Besonders angesichts der Umstände.“ Aber er bezweifelte immer noch, ob sie Adelicia verraten hätte, wo sie die letzte Nacht verbracht hatte, wenn sie nicht vermutet hätte, dass er ihr Gespräch belauschte.
„Und darf ich annehmen, dass Sie meinen Bericht gehört haben, unter welchen Umständen wir uns das erste Mal begegnet sind?“
„Ja, Madam, das dürfen Sie.“ Er rang mit sich, ob er ihr seine Zweifel hinsichtlich der Motivation für ihre Ehrlichkeit verraten sollte. Die
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