Geliebte Fälscherin (German Edition)
persönlich kannte er sie und ihre Familie schon um einiges länger. Sie hatte großzügige Momente, bei denen es ihm die Sprache verschlug, aber sie konnte anderen gegenüber auch sehr kritisch sein, wenn diese ihren hohen Maßstäben nicht entsprachen. Aber selbst dann hatte er noch nie erlebt, dass sie jemand von niedrigerer Stellung so gefühllos und so abweisend behandelt hätte.
Sie blieb stehen und schaute sich zu ihm um. „Gibt es ein Problem?“
„Ja, Madam. Es gibt ein Problem.“
Sie kam einen Schritt zu ihm zurück. „Passt Ihnen meine Entscheidung nicht?“
„Nein, Madam. Es ist nicht Ihre Entscheidung, sondern die Art und Weise, wie Sie Miss Laurent abqualifiziert und weggeschickt haben.“
Adelicia schaute ihn direkt an. Dann leuchtete langsam ein Funkeln in ihren Augen auf. „Sie abqualifiziert und weggeschickt?“
Er nickte. Er wollte sich nicht so manipulieren lassen, wie er sie schon andere manipulieren gesehen hatte. Sie konnte sehr überzeugend sein, wenn sie wollte. Und dabei so freundlich, dass ihr Gegenüber überhaupt nicht merkte, dass es etwas zustimmte, das in Wirklichkeit gar nicht seine eigene Entscheidung war.
Sie schürzte die Lippen. „Wollen Sie damit sagen, dass ich mich Ihrer Meinung nach grob verhalten habe, als ich mich soeben von ihr verabschiedete?“
„Das ist es ja gerade, Madam. Sie haben sich nicht verabschiedet. Sie haben ihr einfach … die Tür gewiesen. Es ist sonst nicht Ihre Art, jemand wie Miss Laurent mit so wenig Güte zu behandeln.“
„Jemand wie Miss Laurent?“, wiederholte sie. „Das heißt?“
„Das heißt, eine junge Frau, die gesellschaftlich weit unter Ihnen steht, Mrs Acklen. Außerdem jemand, der Ihnen erst vor wenigen Minuten sehr persönliche und schmerzliche Dinge anvertraut hat, Madam.“
„Ah …“ Das Wort kam langsam aus ihrem Mund. „Danke, dass Sie das klargestellt haben. Vielleicht sollte ich Ihnen gegenüber auch etwas klarstellen, Mr Monroe.“
Sutton hörte die stählerne Härte in ihrer Stimme und wusste, dass er einen empfindlichen Nerv getroffen hatte. Etwas, das er nicht oft bei ihr machte, und das aus gutem Grund. Er wartete.
„Ich habe Miss Laurent soeben nicht abqualifiziert und weggeschickt . Ich habe sie daran gehindert, mir noch einmal zu danken.“
Er stieß ein scharfes Lachen aus. „Ihnen zu danken? Wofür? Dafür, dass Sie sie nicht einstellen? Dafür, dass Sie sie demütigen?“ Er seufzte und wünschte jetzt, er hätte dieses Thema nie angesprochen. „Ich stimme Ihrer Entscheidung zu, sie nicht einzustellen, Mrs Acklen. Ich will damit nur sagen, dass ich es besser gefunden hätte, wenn Sie …“
„Aber ich habe sie doch eingestellt, Mr Monroe.“ Adelicia kniff die Augen zusammen. „Hat Miss Laurent Ihnen das nicht gesagt?“
Einen Moment lang ergab nichts von dem, was sie sagte, irgendeinen Sinn. Doch plötzlich stieg Hitze in seine Wangen. „Sie haben sie eingestellt ? Ohne vorher mit mir darüber zu sprechen?“ Sobald er das gesagt hatte, wusste Sutton, dass er seine Grenzen überschritten hatte. „Entschuldigen Sie, Mrs Acklen. Was ich hätte sagen sollen, war …“
„Was Sie hätten sagen sollen , interessiert mich nicht, Mr Monroe. Es gibt genug Menschen in meinem Leben, die sagen, was ich ihrer Meinung nach hören will. Der Grund, warum ich Sie eingestellt habe, und einer der Gründe, warum Sie immer noch hier sind, obwohl unzählige andere versuchen, Ihren Platz einzunehmen, ist, dass Sie genau das aussprechen, was Sie denken. Was Sie für richtig halten. So waren Sie schon immer.“
Etwas, das fast an Bewunderung grenzte, machte ihre Miene weicher. „Das hat auch Oberst Acklen an Ihnen bewundert, der Herr schenke ihm ewige Ruhe. Ich schätze diese Eigenschaft auch. Und Ihren Mut, das laut auszusprechen, was Sie denken.“ Sie schaute an ihm vorbei zur Haustür. „Miss Laurent besitzt diese Eigenschaft auch, wenn sie sich dazu genötigt sieht. Aber ich muss sagen …“ Sie richtete den Blick wieder auf ihn. „Ihr fehlt noch das Geschick, das Sie inzwischen perfektioniert haben.“
Als er eine Spur von Humor in ihrer Stimme hörte, atmete Sutton die Luft aus, die er angehalten hatte. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich erheblich mehr Übung darin habe als sie, Madam.“
Sie lachte . „ Touché , Mr Monroe. Touché .“
Müde und verwirrt fuhr er mit der Hand in seinen Nacken. Obwohl er es nur ungern zugab, freute er sich fast über die Aussicht, Miss Laurent
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