Geliebte Fälscherin (German Edition)
eingeladen, der Familie, sooft sie wollte, beim Frühstück Gesellschaft zu leisten. Doch heute hatte Claire vor, bei Sonnenaufgang spazieren zu gehen, und brauchte einen alten Keks oder Muffin und eine Tasse Kaffee, falls das möglich war, bevor sie aufbrach.
Sie hielt sich am Geländer fest, während sie zum ersten Treppenabsatz hinabstieg. Dann schaute sie nach unten und um die Ecke und entdeckte einen schwachen Lichtschein, der unter der Küchentür zu sehen war. Die Hoffnung auf etwas zu essen trieb sie weiter. Sie tastete in der Dunkelheit nach dem Türgriff, konnte keinen finden und gab der Tür schließlich einen leichten Stoß. Sie schwang auf.
Der tröstliche Duft von Eiern und Speck sowie ein verheißungsvoller Kaffeegeruch begrüßten sie. Aber mit dem Koch, der am Herd stand, hatte Claire nicht gerechnet. „Sutton!“
Er drehte sich um und schaute sie leicht schuldbewusst an. „Pscht …“ Lächelnd hielt er einen Finger an seine Lippen. „Wenn Cordina mich noch einmal hier erwischt, bin ich geliefert.“
Claire kicherte und ließ die Tür hinter sich zufallen. Sie war selbst überrascht, dass sie sich so sehr freute, ihn hier unten zu sehen. „Was machst du so früh auf den Beinen?“
„Ich konnte nicht schlafen. Und du?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich auch nicht.“
„Hast du Hunger?“ Er deutete zu einer Schüssel mit frischen Eiern auf der Arbeitsplatte.
„Einen Bärenhunger.“
„Hier …“ Er winkte sie näher. „Rühre bitte weiter um. Ich schlage noch ein paar auf.“
Claire tat, was er sagte, und hatte das Gefühl, als täten sie etwas Verbotenes. Es fühlte sich gut an. Die Küche wurde von Petroleumlampen, die an den Wänden befestigt waren, überraschend gut beleuchtet. Nur in drei Lampen flackerte eine Flamme, aber die weiß tapezierten Wände schienen ihr Licht zu vervielfachen. „Was ich dich gestern schon fragen wollte …“ Sie schlug einen formelleren Tonfall an. „Wie war die Oper am Mittwoch?“
Er seufzte. „Lang und, was mich betrifft, verlorene Liebesmüh.“
Sie lachte wieder und rührte um, während er zwei Eier, die er in einer anderen Schüssel aufgeschlagen hatte, verquirlte. Er hob den Deckel von einer zweiten Pfanne, die auf der Seite stand, und brachte acht Scheiben Speck zum Vorschein, der braun und knusprig gebraten war.
Sie schaute zu ihm hinauf. „Du hast aber einen kräftigen Appetit.“
„Immer. Aber ich teile mit dir.“ Er schob die Speckscheiben auf einen Teller. „Wie ist es mit dir? Gehst du gern in die Oper?“
Claire konzentrierte ihren Blick auf die Rühreier, während sich in ihr erneut das Gefühl regte, fehl am Platz zu sein. Sie hatte dieses Gefühl schon beim Abendessen an ihrem ersten Tag hier auf Belmont gehabt, aber sie war fest entschlossen, das nicht zu zeigen. „Ehrlich gesagt, war ich noch nie in einer Oper.“ Sie verzog das Gesicht. „Aber wahrscheinlich wäre es bei mir auch verlorene Liebesmüh.“
Er lächelte sie an, und sie wusste, dass sie es überzeugend genug gesagt hatte. Sie lernte es allmählich, die Gefühle besser zu verbergen, die andere nicht sehen sollten. Sie schob die Pfanne von der Feuerstelle. „Die Eier sind fertig.“
„Und das hier auch.“ Sutton nahm ein Handtuch. „Voilà.“ Er öffnete die Backofentür und zog eine Pfanne mit goldbraunen Waffeln heraus.
Claires Blick wanderte von ihm zur Pfanne und zurück. „Wo hast du kochen gelernt? Die meisten Männer, die ich kenne …“ Nicht dass sie viele kennen würde, stellte sie fest und dachte hauptsächlich an ihren Vater und Antoine DePaul. „… haben nicht die geringste Ahnung von kulinarischen Dingen. Außer natürlich davon, sie zu essen.“ Sie nahm die Teller, die er ihr reichte.
„Wenn man so alt ist wie ich, hat man irgendwann gelernt, sich in der Küche zurechtzufinden. Wenigstens dann, wenn man etwas essen will.“
Sie hielt die Teller, während er das Essen auflud. „Na, na, Mr Monroe. So alt sind Sie auch wieder nicht.“ Sie schätzte ihn höchstens auf eine Handvoll Jahre älter, als sie war. „Sie sind noch gut zehn Jahre davon entfernt, einen Gehstock zu brauchen.“
Er runzelte scherzhaft die Stirn. „So eine Unverschämtheit, nachdem ich dir ein Frühstück gemacht habe.“
Sie atmete ein. „Das übrigens köstlich riecht!“ Sie trug die Teller zu einem kleinen Seitentisch und setzte sich auf einen der zwei Stühle. Er folgte ihr mit zwei dampfenden Kaffeetassen.
Als sie ihre Gabel nahm und zu
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