Geliebte Fälscherin (German Edition)
und zwar sehr bald, wenn sie nicht aufstand und anfing, etwas zustande zu bringen.
Sie schob die Decke zurück und zündete die Lampe auf dem Nachttisch an, während sie sich fragte, ob es eine bestimmte zündende Idee gäbe, die sie nur entdecken müsste, um Mrs Acklen zufriedenzustellen. Die Planung dieser Feier war Claires Probe. Das hatte Mrs Acklen klargestellt. Aber was sollte auf die Probe gestellt werden?
Noch vor ein paar Tagen hätte Claire gesagt, dass sie die Gabe besitze, Details zu koordinieren, wie in der Stellenausschreibung gefordert wurde. Aber jetzt war sie sich dessen nicht mehr so sicher. Sollte ihre Geduld auf die Probe gestellt werden? Ihre Kreativität? Ihr Mut? Ihr Engagement und ihr Wunsch, für Mrs Acklen zu arbeiten? Vielleicht alles zusammen. Was es auch war, sie bat Gott, ihr zu zeigen, was sie tun sollte, denn sie war mit ihren eigenen Fähigkeiten viel zu schnell am Ende.
Nachdem Claire den Nachttopf in ihrem Zimmer benutzt hatte, strich sie mit einem Tuch über die Seife und tauchte es in das kalte Wasser in der Schüssel auf ihrem Waschtisch, um sich damit zu waschen. Sie spülte das Tuch in frischem Wasser aus und wiederholte das Ganze. Dann trocknete sie sich mit einem frischen Handtuch ab. Als sie fertig war, war ihre Haut gerötet.
Sie kleidete sich eilig an und wählte eines der zwei Kleider, die sie mit nach Belmont gebracht hatte. Sie war dem Unbekannten dankbar, der ihr schlammbespritztes Kleid gewaschen und es frisch gebügelt wieder in ihren Schrank gehängt hatte.
Entgegen Mrs Acklens Anweisungen hatte sie sich gestern in der Stadt nur ein Kleid gekauft, und selbst dieses eine Kleid war ihr angesichts ihrer dürftigen Finanzen viel zu teuer erschienen. Sie hoffte, Mrs Acklen wäre mit ihrer Wahl zufrieden, aber das musste sich erst noch herausstellen.
Sie steckte ihre Locken hoch und schaute sich dankbar in ihrem Zimmer um. Mit seinen bescheidenen Kiefernmöbeln, Baumwollvorhängen und seinem schmucklosen Kamin fehlte dem Zimmer der Luxus des übrigen Hauses, aber es war schöner als jedes Zimmer, das sie je zuvor in ihrem Leben bewohnt hatte. Und diese Schlichtheit passte zu ihr.
Besonders gefiel ihr, dass Sutton früher hier gewohnt hatte. Irgendwie wurde dieses Zimmer dadurch vertrauter. Und attraktiver.
Die Uhr auf dem Sims über dem Kamin zeigte an, dass es halb sechs war, als sie sich ihr Tuch schnappte, geräuschlos aus ihrem Zimmer huschte und durch den dunklen Flur zum großen Salon schlich. Mrs Rouths Zimmer, hatte sie erfahren, befand sich auch auf diesem Gang, aber auf der anderen Seite, ein gutes Stück von ihrem Zimmer entfernt. Sie atmete auf. Ihre begrenzten Kontakte zur Haushälterin waren bis jetzt zivilisiert, obwohl sie Mrs Routh ansah, dass sie immer noch nicht sonderlich davon begeistert war, dass Mrs Acklen Claire eingestellt hatte.
Claire blieb an der Tür stehen, die in den großen Salon führte, und konnte es immer noch nicht fassen, dass sie in einem solchen Haus wohnte – wenn auch vielleicht nur für kurze Zeit.
Fahles Mondlicht tauchte den Salon in silberne Schatten, und in der Stille war kein Geräusch zu hören. Etwas an dem Wissen, mitten in diesem großen Haus zu stehen, in dem viele Menschen schliefen, war tröstlich. Sie hatte sich immer gewünscht, aus einer größeren Familie zu stammen, und sie beneidete die Acklen-Kinder viel mehr um ihre Geschwister als um ihr privilegiertes Leben.
Ihr Hunger bestimmte ihren ersten Weg, und sie durchquerte den Salon, während das Mondlicht ihr half, den Weg um die Tische und Sessel zu finden, die in Gruppen im Zimmer verteilt waren. Nicht zum ersten Mal bewunderte sie das fast lebensgroße Gemälde von Königin Victoria, das oben an der Treppe zum ersten Stock hing. Das majestätische Rot von Königin Victorias Kleid schien im schwachen Licht ganz grau. Sie war von den riesigen Ausmaßen des Porträts überrascht gewesen, aber nicht davon, dass es hier in diesem Haus hing. Und schon gar nicht angesichts der Kontakte zu Königshäusern, die Mrs Acklen anscheinend pflegte.
Sie ging auf dem Gang weiter zum Esszimmer und blieb kurz stehen, als sie an der Treppe anlangte, die in die Küche im Keller hinabführte. Mrs Routh hatte den Keller bei ihrer kurzen Hausführung ausgelassen. Claire hatte das Gefühl, zu neugierig zu sein, wenn sie jetzt allein die Treppe hinabstieg.
Sie warf einen Blick in das dunkle Treppenhaus und glaubte, das Klappern einer Pfanne zu hören. Mrs Acklen hatte sie
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