Geliebte Fälscherin (German Edition)
gewohnt hatten. Denn das könnte ihn direkt zur Galerie ihres Vaters führen. „Wir wohnten in der Nähe des Alten Platzes, im französischen Viertel.“
Seine Augen wurden groß. „Dann kennst du sicher das Café du Monde .“
Sie lächelte, aber nur, um ihr Unbehagen zu verbergen. Ihre zwei Welten kamen sich viel zu schnell viel zu nahe. „Ja. In dem Café war ich schon, aber …“ Sie winkte mit der Hand und konnte es nicht erwarten, das Gespräch abzulenken. „Du hast mich nach meinem Tag gefragt. Wie sieht deiner aus? Ich schätze, du hast viel zu tun, Prozesse, die du austragen und gewinnen musst, Schlussplädoyers, die du vorbringen musst …“
Er schaute sie direkt an, und sie hatte das Gefühl, er wisse, dass sie absichtlich das Thema wechselte. Dann schaute er sie mit seinem ungezwungenen Lächeln an.
„Keine Prozesse und auch keine Schlussplädoyers. Aber ja, ich habe einiges zu tun. Doch zuerst eine andere Frage.“
Er beugte sich vor und stützte die Unterarme auf den Tisch. Claire erstarrte. Ich werde nicht lügen. Ich werde nicht lügen.
„Erlaubst du mir, dir heute Abend eine Führung über das Gelände zu geben? Ich würde es dir gern zeigen.“
Eine schwere Last wurde von ihren Schultern genommen. „Das wäre sehr nett, Sutton. Aber hat Mrs Acklen nicht davon gesprochen, dass heute Abend Gäste zum Essen kommen?“
Er verzog das Gesicht und nickte. „Die Worthingtons. Das hätte ich fast vergessen.“
Claire nahm sich noch eine Waffel. „Aus deiner Reaktion schließe ich, dass die Worthingtons, wer auch immer sie sind, nicht ganz oben auf der Liste deiner Lieblingsgäste stehen.“
„Nein, nein. Die Worthingtons sind ein sehr nettes Ehepaar. Und ich bin sicher, dass das Gespräch beim Essen ziemlich lebhaft wird.“
Claire nahm einen Bissen von ihrer Waffel und wartete mit hochgezogenen Brauen auf eine Erklärung.
„Die Worthingtons schätzen feine Kunst. Besonders Mrs Worthington. Sie und Adelicia – Mrs Acklen – waren letztes Jahr bei einer Kunstauktion in der Stadt, die zugunsten eines Waisenhauses stattfand, und sie boten am Schluss gegeneinander um ein Bild. Es ging sehr höflich zu, aber Mrs Worthingtons Interesse an dem Bild wuchs um ein Vielfaches, sobald sie merkte, dass Mrs Acklen auch daran interessiert war. Es war ein kleiner Wettkampf, der am nächsten Tag sogar in den Zeitungen stand.“
Claire ließ diese neuen Informationen auf sich wirken und tat, als sei die Erwähnung von Kunstauktionen und Gemälden und spannenden Versteigerungen für sie nur von beiläufigem Interesse. „Ich könnte mir vorstellen, dass Mrs Acklen solche Situationen häufig passieren. Und dass ihre Meinung zu Kunst und anderen Dingen von der übrigen Gesellschaft sehr geschätzt wird.“
Sutton ließ sich Zeit mit seiner Antwort. „Was Mrs Acklen denkt und tut, bleibt nie unbeobachtet. Das kann man wirklich sagen.“
Claire nippte an ihrem Kaffee, während der Zwiespalt ihrer Situation ihr wieder deutlich vor Augen stand. Belmont war gleichzeitig der beste und absolut schlimmste Ort für sie. Mrs Acklens Einflussbereich in der Nashviller Kunstszene war weitreichend und sehr geschätzt. Wenn Adelicia Acklen ein Gemälde für gut hielt oder, was sich Claire kaum vorstellen konnte, sie selbst zufällig etwas malen sollte, das Mrs Acklen veranlassen würde, dafür zu bieten, würden andere sicher davon Notiz nehmen. Mrs Worthington und auch alle anderen.
So angenehm diese Vorstellung auch war, wurde sie von einem bitteren Gedanken überschattet. Wenn Mrs Acklen die Wahrheit über die Geschäfte ihre Familie herausfände und erführe, was Claire getan hatte, würde sie dafür sorgen, dass sie nie wieder im Bundesstaat Tennessee Arbeit fände. Geschweige denn, malen könnte.
Diese Drohung glaubte Claire ihr sofort.
Sutton stand auf und räumte ihre Teller zusammen. „Ich habe heute Vormittag und Nachmittag Termine in der Stadt, aber bis zum Abendessen dürfte ich zurück sein. Was mich zu meiner ursprünglichen Frage zurückführt. Falls wir nach dem Essen Zeit haben, würde ich dir gern das Gelände zeigen. Wenn nicht, dann ein anderes Mal an diesem Wochenende. Mrs Acklen will, dass du dich für den Tag, an dem die Feier stattfindet, gut auskennst.“
Claires Freude schwand ein wenig. Mrs Acklen hatte ihn also gebeten, sie herumzuführen. Das machte natürlich keinen Unterschied. Sie und Sutton waren schließlich Kollegen. Und sie ermahnte sich, nicht zu vergessen, dass er ihr
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