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Geliebte Feindin

Geliebte Feindin

Titel: Geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Schlafzimmer aus hatte man einen wunderschönen Blick über das Meer, und das gleichmäßige Rollen der Wellen, die an die Felsen brandeten, wirkte beruhigend. Ein großes Bett, über dem eine hübsche bunte Decke lag, stand zwischen den Fenstern, und ein großer grüner Samtsessel befand sich neben dem Kleiderschrank. Die Tapeten waren in derselben Farbe gehalten wie der Sessel. Sara lief geschäftig zum Schrank und räumte ihre Kleider ein, während Nathan ihr dabei zusah.
    »Sara, irgend etwas ist mit dir geschehen, und ich möchte wissen, was los ist.«
    »Nichts ist los«, entgegnete sie mit bebender Stimme.
    Verdammt, schwor sich Nathan im stillen, ich werde dieses Zimmer nicht verlassen, ehe sie mir nicht gesagt hat, was vorgefallen war.
    »Ich wünsche dir eine gute Fahrt, Nathan. Auf Wiedersehen.«
    »Ich segle nicht vor morgen ab.«
    »Ach ja?«
    »Würdest du endlich aufhören, ›ach ja‹ zu sagen?« brüllte er. »Verdammt Sara, ich möchte nicht, daß du so kühl zu mir bist, ich kann das zur Hölle nicht leiden.«
    Sie drehte sich zu ihm um und blitzte ihn wütend an. »Nathan, ich habe dich schon unzählige Male gebeten, in meiner Gegenwart nicht so entsetzlich zu fluchen, weil ich das nicht leiden kann. Aber hast du damit aufgehört?«
    »Das ist nicht dasselbe«, entgegnete er erfreut, daß sie endlich wieder ihr Temperament zeigte.
    Sara verstand nicht, warum er eine so fröhliche Miene zur Schau trug – dieser Mann war wirklich unbegreiflich, er hatte offensichtlich zu viele Tage in der heißen Sonne verbracht.
    Sie schmiedete einen Plan und sagte: »Deine Flüche scheinen dir große Genugtuung zu bereiten, deshalb habe ich mich entschlossen, auch so sündige Worte zu benutzen.
    Ich möchte herausfinden, ob es dir gefällt, wenn ich eine genauso gewöhnliche Sprache spreche wie du.«
    Sein Gelächter füllte den Raum, und als er sich beruhigt hatte, sagte er: »Die einzigen drastischen Wörter, die du kennst, sind ›verdammt‹ und ›zur Hölle‹, Sara, weil ich mich in deiner Gegenwart mit dem Fluchen immer sehr zurückgehalten habe.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn du mit deiner Mannschaft sprichst, sagst du noch ganz andere Dinge, und ich habe auch den Männern manchmal zugehört.«
    Er lachte wieder. Der Gedanke, daß dieses zierliche Persönchen fluchen konnte wie ein Seemann, erheiterte ihn wirklich, und er konnte sich nicht vorstellen, daß sie auch nur ein derbes Wort benutzte. Das lag nicht in ihrer Natur.
    Matthew beendete die Diskussion, indem er vom Flur aus verkündete: »Nora erwartet euch beide im Salon!«
    »Geh schon vor«, sagte Sara. »Ich bin gleich hier fertig, dann komme ich nach.«
    Nathan ärgerte sich über die Störung, aber er ging zur Tür. Sara bemühte sich wie so oft, das letzte Wort zu haben und rief ihm mit zuckersüßer Stimme nach: »Nathan, dieser Nachmittag ist verdammt heiß, nicht wahr?«
    »Verdammt richtig«, bestätigte Nathan und ging.
    Er war fest entschlossen, Sara nicht zu zeigen, daß er es verabscheute, wenn sie wie eine gewöhnliche Dirne sprach. Aber solange sie sich nur in einem Gespräch mit ihm solche Dinge erlaubte, war es nicht so schlimm, und er wußte sehr genau, daß sie sich nicht trauen würde, in Gesellschaft zu fluchen.
    Er hatte nur ein paar Minuten später die Gelegenheit, sich vom Gegenteil zu überzeugen.
    Neben Nora, die auf einem Brokatsofa Platz genommen hatte, saß ein Besucher. Matthew stand am Fenster, und Nathan nickte ihm kurz zu, bevor er auf Nora zusteuerte.
    »Nathan, mein Lieber, ich möchte Euch Reverend Oscar Pickering vorstellen.« Sie drehte sich zu ihrem Gast um und setzte hinzu: »Der Mann meiner Nichte ist der Marquis von St. James.«
    Fast hätte Nathan laut gelacht. Die Gelegenheit war zu gut, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen. »Ihr seid ein Mann der Kirche?« fragte er lächelnd.
    Nora hatte Nathan noch nie so leutselig erlebt. Er wirkte sogar äußerst zuvorkommend, als er dem Reverend die Hand schüttelte, obwohl sie befürchtet hatte, daß er genauso mißmutig wie Matthew reagieren würde.
    Sara betrat den Salon, gerade als sich Nathan in einem der Sessel, die dem Sofa gegenüberstanden, niederließ. Er streckte seine langen Beine aus und grinste wie ein Einfaltspinsel.
    »Oscar ist gerade zum Statthalter des Ortes ernannt worden«, erklärte Nora.
    »Kennt Ihr Oscar schon lange?« fragte Nathan, bevor er Sara in der Tür sah.
    »Nein, wir sind uns gerade zum erstenmal begegnet, aber ich habe

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