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Geliebte Feindin

Geliebte Feindin

Titel: Geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Eure Tante gebeten, mich mit dem Vornamen anzusprechen«, antwortete Mr. Pickering an Noras Stelle.
    Sara ging auf ihn zu und machte artig einen Knicks. Der neue Statthalter war ein dürrer Mann mit runden Brillengläsern. Er trug eine gestärkte weiße Krawatte zu seinem schwarzen Jackett und Breeches. Seine ganze Erscheinung wirkte ziemlich streng. Er betrachtete Sara herablassend durch seine glitzernden Brillengläser, bevor er Nathan einen raschen geringschätzigen Blick zuwarf.
    Sara konnte den Mann auf Anhieb nicht leiden.
    »Mein Liebes«, begann Nora. »Darf ich dir …?«
    Nathan unterbrach sie schnell: »Sein Name ist Oscar, Sara, und er ist der neue Statthalter der Ortschaft.« Er verschwieg absichtlich, daß der Mann auch Reverend war.
    »Oscar, diese hübsche junge Lady ist meine Nichte und Nathans Frau – Lady Sara.«
    Pickering nickte nur und deutete auf den Sessel neben den von Nathan. »Ich bin erfreut, Euch kennenzulernen, Lady Sara.«
    Sara lächelte pflichtschuldig. Die Brille drückte offenbar seine Nase platt, dachte Sara, als sie seine schrille nasale Stimme hörte.
    »Ich hätte eine Nachricht geschickt, um meinen Besuch anzukündigen«, sagte Pickering, »aber ich komme täglich während eines Spaziergangs hier vorbei und konnte nicht widerstehen, als ich die Betriebsamkeit im Haus bemerkte. Meine Neugier hat gesiegt. Ich habe einige finstere Gestalten auf Eurer Veranda gesehen, Lady Nora, und wollte Euren Bediensteten die Anweisung geben, sie zu verjagen. Man sollte sich nicht mit solchem Gesindel abgeben.«
    Pickering warf Matthew bei seiner letzten Bemerkung einen bedeutsamen Blick zu. Sara war ehrlich empört über das schlechte Benehmen des Mannes. Er hatte es nicht einmal für nötig befunden, bei der Begrüßung aufzustehen. Dieser Kerl war ein Flegel.
    Um ihre Entrüstung zu verbergen, nahm Sara einen Fächer vom Tisch, klappte ihn auf und fächelte sich Luft zu.
    »Niemand wird von hier verjagt«, ließ sich Nathan vernehmen.
    »Die Männer gehören zu der Schiffsbesatzung des Marquis«, versuchte Nora zu vermitteln.
    Sara stand auf und gesellte sich zu Matthew, um ihm zu zeigen, daß sie zu ihm stand. Matthew drückte seinen Dank mit einer knappen Handbewegung aus.
    In diesem Augenblick begann Nathan sein Spiel. »Meine Frau hat sich sehr über die Hitze beschwert«, sagte er mit einem teuflischen Grinsen und heftete seinen Blick auf Sara. »Wie hast du dich ausgedrückt, meine Liebe?«
    »Ich erinnere mich nicht mehr«, stammelte sie. Aber die zufriedene Miene ihres Mannes weckte ihren Widerspruchsgeist. »Oh natürlich, jetzt fällt es mir wieder ein. Ich sagte, daß es heute verdammt heiß ist. Findet Ihr das nicht auch, Mr. Pickering?«
    Die Brille rutschte auf Mr. Pickerings Nasenspitze, und er schielte sie verblüfft an. Nathan und Matthew waren offensichtlich aufs höchste erstaunt.
    Sara setzte ein unschuldiges Lächeln auf und fuhr unbeirrt fort. »Die verfluchte Hitze verursacht mir immer höllische Kopfschmerzen.«
    Ihr lieber Mann funkelte sie finster an, aber das genügte Sara noch nicht. In diesem Moment ritt sie tatsächlich der Teufel. Trotzdem betete sie, daß Nora später verstehen würde, warum sie sich so schändlich benahm. Sie stöhnte ausgiebig und lehnte sich an den Fenstersims. »Heute ist ein richtig beschissener Tag.«
    Nathan sprang aus dem Sessel und fragte, als ob er sie nicht verstanden hätte: »Was hast du gesagt?«
    Sie war glücklich, ihm einen Gefallen tun zu können und wiederholte: »Heute ist ein richtig beschissener Tag.«
    »Genug!« brüllte Nathan.
    Matthew ließ sich auf einen Stuhl sinken, und Nora kaschierte ihr Lachen mit einem Hustenanfall. Mr. Pickering sprang auf die Füße und durchquerte den Raum mit langen Schritten, während er das Büchlein, das er bei sich hatte, immer wieder in seine Handfläche klatschen ließ.
    »Oh, müßt Ihr uns schon verlassen, Mr. Pickering?« fragte Sara und versteckte ihr lächelndes Gesicht hinter dem Fächer.
    »Ich muß leider«, stotterte der Besucher.
    »Seid Ihr in Eile?« begann Sara und strebte hinter ihm der Halle zu. »Ihr rennt, als ob Euch jemand einen Tritt in den …«
    Sie hatte keine Chance, das Wort auszusprechen, da Nathan seine große Hand gerade noch rechtzeitig auf ihren Mund preßte. Sie stieß seine Hand weg. »Ich wollte nur Rücken sagen.«
    »Sara, was in Gottes Namen ist in dich gefahren?« rief Nora.
    »Bitte, vergib mir Tante. Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr

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