Geliebte Feindin
die plötzliche Berührung als sie.
»Nathan, jeder Mensch möchte, daß man ihn gernhat.«
»Ich möchte das nicht.«
Sie warf ihm einen mißbilligenden Blick zu, aber das hielt ihn nicht davon ab, noch einen Schritt auf sie zuzugehen und sich so dicht vor sie zu stellen, daß seine Schenkel ihre Hüfte berührten.
»Sara?«
»Ja?«
»Hast du noch Schmerzen von … letzter Nacht?«
Die Röte in ihrem Gesicht verstärkte sich augenblicklich, und sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, als sie antwortete. Statt dessen heftete sie ihren Blick auf sein Schlüsselbein und hauchte: »Es hat letzte Nacht weh getan.«
Er hob ihr Gesicht mit dem Daumen an. »Danach habe ich dich nicht gefragt«, entgegnete er sanft.
»Was möchtest du denn wissen?«
Sie wirkte ein wenig erschöpft, und Nathan war sicher, daß ihr frische Luft guttun würde. Auf keinen Fall wollte er riskieren, daß sie in Ohnmacht fiel. »Ich möchte wissen, ob du jetzt Schmerzen hast.«
»Nein, mir geht es gut.«
Sie sahen sich eine lange Weile in die Augen, und Sara vermutete, daß er sie küssen wollte, aber ganz sicher war sie nicht.
»Nathan, du hast mir nicht einmal in anständiger Form einen guten Morgen gewünscht.«
Sie legte die Hand auf seine Brust, schloß die Augen und wartete.
»Was, zum Teufel, soll das heißen – in anständiger Form?« Er wußte genau, was sie von ihm erwartete, aber er wollte wissen, was sie als nächstes tun würde.
Sara öffnete die Lider und funkelte ihn an. »Ich denke, daß du mich küssen müßtest.«
»Warum?« fragte er, um sie noch ein wenig mehr zu reizen.
»Tu es einfach«, forderte sie erbost.
Bevor er noch eine so unangenehme Frage stellen konnte, nahm sie sein Gesicht zwischen ihre Hände und zog seinen Kopf zu sich. »Oh, gib dir keine Mühe«, flüsterte sie. »Ich tue es selbst.«
Er leistete keinerlei Widerstand, aber er übernahm auch nicht die Führung. Sara hauchte einen scheuen Kuß auf seine Lippen und neigte sich gleich wieder zurück. »Es wäre vermutlich schöner, wenn du meinen Kuß erwidern würdest.«
Ihre Stimme war leise und klang so weich, wie sich ihr Körper, der sich an seinen schmiegte, anfühlte. Kein Mann konnte einer solchen Versuchung widerstehen, auch Nathan nicht. Er beugte sich vor, und seine Lippen glitten sachte über ihren Mund. Sie schmolz in seinen Armen, und wieder einmal war Nathan von ihrer Hingabe überwältigt. Seine Zunge spielte mit der ihren, und er konnte ein zufriedenes Brummen nicht unterdrücken.
Als er sich zurückziehen wollte, sank sie gegen ihn, und er schlang die Arme um ihre Taille und hielt sie fest. Sie schmeckte wie Rosenwasser und Zimt.
»Wer hat dir beigebracht, so zu küssen?« fragte er mit rauher Stimme. Diese Frage war töricht, das wußte er selbst – schließlich war sie gestern noch vollkommen unberührt gewesen –, aber irgend etwas zwang ihn, sich danach zu erkundigen.
»Du hast es mir beigebracht«, hauchte sie matt.
»Hast du vor mir noch nie jemanden geküßt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Wenn du es nicht magst, wie ich …«, stammelte sie unglücklich.
»Ich mag es.«
Das brachte sie zum Schweigen.
Plötzlich entfernte er sich von ihr, ging zu den Kerzen und blies die Flämmchen aus. Dann nahm er Saras Hand und führte sie auf den Flur.
»Nathan, ich kann die Kombüse nicht verlassen«, protestierte sie.
»Du solltest dich ein bißchen ausruhen.«
»Wie bitte? Ich lege mich nie tagsüber hin.«
»Heute wirst du es tun.«
»Aber was wird aus meiner guten Suppe?«
»Zum Teufel mit der verdammten Suppe. Sara, ich möchte nicht, daß du noch einmal kochst.«
Sie blitzte seinen breiten Rücken wütend an. Großer Gott, dieser Mann war ein Tyrann. »Ich habe dir schon erklärt, warum ich diese Pflicht übernommen habe«, fauchte sie.
»Glaubst du wirklich, daß du die Achtung der Seeleute mit dieser Brühe gewinnen kannst?«
Wenn er nicht so schnell laufen würde, dachte sie, könnte ich ihm in den Hintern treten. »Das ist keine Brühe«, rief sie statt dessen.
Er hatte keine Lust, mit ihr zu streiten und zerrte sie wortlos den weiten Weg bis zu ihrer Kajüte hinter sich her. Sara war überrascht, als er ihr in den Raum folgte und die Tür von innen verriegelte.
»Dreh dich um, Sara.«
Sie gab ihm durch einen zornigen Blick zu verstehen, was sie von seiner herrischen Art hielt, tat aber dennoch, was er verlangte. Es gelang ihm, die Knöpfe ihres Kleides wesentlich schneller zu öffnen als das letzte
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