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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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sofort aufbrechen.“ Simon zögerte. „Es ist unwahrscheinlich, dass ich bald nach Grafton zurückkehren werde.“
    Missbilligend sah Fulwar ihn an. „London? Hast du den Verstand verloren? Pah!“ Er klang sehr verärgert. „Hältst du mich für einen Narren? Dies hat nichts mit deiner Arbeit zu tun. Es geht um deine Ehefrau – und den Schatz des Königs.“
    Simon zuckte die Schultern. Er hatte seine Wut und seinen Schmerz durch die langen Monate des Krieges mit sich getragen. Er hatte oft über das Geheimnis, das Anne vor ihm bewahrt hatte, und die schrecklichen Ereignisse, die sie damit an jenem Tag im Wald von Braden herbeigeführt hatte, nachgedacht. Am Ende hatte sie ihm das Kind anvertraut, aber erst als es beinahe schon zu spät war. Er brannte vor Zorn und entrüstetem Ärger, dass sie nicht vorher zu ihm gekommen war. Was musste sie für eine Frau sein, wenn sie glaubte, dass ihr Mann einem unschuldigen Kind Schaden zufügen könnte? Er konnte ihren Mangel an Vertrauen nicht akzeptieren.
    Und doch, als Anne an jenem Tag zu Boden gegangen war, hatte es sich angefühlt, als sei auch sein Leben zu Ende. Er hatte Stunde um Stunde an ihrem Bett gesessen. Ein Teil von ihm wollte sie voller Wut, dass sie ihm und ihnen allen das angetan hatte, aus der Bewusstlosigkeit schütteln. Ein anderer wollte über die Sinnlosigkeit ihres Opfers weinen. Die Prinzessin war in Sicherheit, Malvoisier war tot. Aber der Preis war zu hoch gewesen.
    Als Fairfax ihn in die Schlacht befohlen hatte, war es beinahe eine Erleichterung gewesen. Er lief weg von Anne, und doch konnte er ihr nicht entkommen. Ihr Bild war durch den Lärm und das Blutvergießen der Schlachten bei ihm gewesen, standhaft und mutig, und hatte ihm die Kraft gegeben weiterzumachen. Er hatte versucht, es zu ignorieren, sie auszuschließen, aber sie kam in Träumen zu ihm, und er erwachte einsam und mit schmerzendem Herzen. Seine Wut sammelte sich an einem kalten Ort, und er hielt sie in sich verschlossen. Und als er den Brief aus Grafton erhielt, der ihm mitteilte, dass Anne endlich das Bewusstsein wiedererlangt hatte, hatte er ihn ins Feuer geworfen.
    Nun blickte er seinen Vater mit scheinbarer Gleichgültigkeit an, auch wenn er spürte, wie sich der Ärger in ihm rührte. „Meine Frau konnte es nicht über sich bringen, mir das Leben eines hilflosen Kindes anzuvertrauen. Kein Mann will zu so einer Frau zurückkehren.“
    Es folgte eine unheilverkündende Pause, wie die letzten Momente vor dem ersten Blitz eines Gewitters. Simon konnte fühlen, wie die Luft schwer wurde, als ob eine Wolke vor die Sonne gezogen wäre. Die Vögel sangen noch, die Bäume wiegten sich in der sanften Brise, und aus dem Haus hinter ihnen drangen das Geklapper von Töpfen und die Stimmen der Bediensteten, die eine Mahlzeit zubereiteten, die seiner Rückkehr angemessen war. Aber es war alles gedämpft, denn alles, auf das er sich konzentrieren konnte, war sein Vater, und er wusste mit in Stein gemeißelter Sicherheit, dass ihr vorheriger Streit nur eine Probe, nur eine kleine Übung für den Streit gewesen war, der jetzt folgen würde. Gebannt hielt er die Luft an.
    „Gott im Himmel!“, brüllte Fulwar, und die Luft schien still zu stehen und dann mit der Resonanz seiner Stimme zu vibrieren, „bist du wirklich so ein Narr, Junge? Kann ich tatsächlich einen so vollkommen beschränkten Idioten gezeugt haben? Es scheint eigentlich unmöglich, und doch muss es passiert sein!“
    „Ich …“, begann Simon, aber sein Vater war noch nicht fertig.
    „Du bist mit der schönsten, loyalsten, mutigsten und bewundernswertesten Frau des ganzen Königreichs verheiratet und besitzt die mutwillige Dummheit, das alles wegzuschmeißen!“ Fulwars Stimme, die etwas leiser geworden war, schwoll nun wieder zu ihrer vollen Lautstärke an. Eine Drossel erhob sich mit einem erschreckten Warnschrei vom nächsten Baum. „Du willst das Vertrauen deiner Frau?“ Fulwars Faust donnerte auf die Armlehne der Bank. „Was hat sie denn anderes gemacht, als dir zu vertrauen, dort im Wald, als sie das Kind in deine Obhut gab? Wem anders vertraute sie, das Kind sicher zurück zu seinem Vater zu bringen? Wem anderen als dir?“
    Simons Gesichtszüge erstarrten. Er war kein Junge mehr, der sich durch die Wutanfälle seines Vaters in Angst und Schrecken versetzen ließ. Und auch wenn ihm eine leise Stimme in seinem Hinterkopf sagte, dass Fulwar recht hatte, erlaubte sein Ärger doch nicht, es zuzugeben. „Sie

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