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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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die gespannte Pistole schussbereit zu heben.
    Eine Flasche zwischen sich, kauerten zwei junge Männer vor einem frisch entzündeten Feuer im Kamin. Sie waren unrasiert und ihre Kleidung bestand aus den zerlumpten Resten früherer Infanterieuniformen, deren Knöpfe und Litzen längst abgeschnitten und wohl verkauft worden waren. Die beiden waren Deserteure, wie sofort zu erkennen war, und hatten wenig zu verlieren.
    „Was macht ihr zwei Bastarde in meinem Haus?“, donnerte Harry. Seitdem sein Bruder gestorben war, empfand er nur Verachtung und Hass für Deserteure, und sie ausgerechnet hier in Hartshall vorzufinden, traf ihn besonders hart. „Macht, dass ihr hier rauskommt, bevor ich euch zur Hölle schicke.“
    Mit offenem Mund rappelten die beiden sich sofort hoch und rissen angstvoll die stumpf blickenden Augen auf.
    „Los, los, raus mit euch“, befahl Harry. „Wenn ihr sofort geht, werde ich der Obrigkeit nicht melden, dass ihr hier wart.“
    „Ach ja, und wer in Dreiteufelsnamen bist du, dass du uns Befehle geben darfst?“, fragte ein dritter Mann mit roten Haaren und einer Narbe auf der Wange, ein Mann, den Harry nicht bemerkt hatte, weil er auf der anderen Seite im Dunkeln stand. „Wir haben das gleiche Recht hier zu sein wie du.“
    „Den Teufel habt ihr.“ Es war beschämend, dass Harry den Mann nicht gleich gesehen hatte. Jetzt zielte der Rothaarige mit einer Brown Bess Muskete genau auf Harrys Brust. Und auf diese Entfernung schlug eine Muskete eine Pistole auf jeden Fall. „Ich bin Harry Burton, Earl of Atherwall, und ihr habt unbe fugt meinen Besitz betreten.“
    Doch der Mann lachte nur, und die anderen taten es ihm jetzt nach. „Oh, das sind Sie ganz bestimmt, Mylord. Und ich bin Seine Königliche Hoheit, der Prince of Wales.“
    Äußerlich ließ Harry sich nichts anmerken. Gestern noch wäre ihm sein Schicksal keinen roten Heller wert gewesen. Aber jetzt, da Sophie oben auf ihn wartete und ein gemeinsames Leben mit ihr vor ihm lag, kümmerte ihn das, was als Nächstes passieren würde, über alle Maßen. Stumm flehte er sie an, in ihrem sicheren Versteck zu bleiben. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was mit ihr geschehen würde, wenn sie den Männern in die Hände fiele.
    „Ihr werdet jetzt das Haus verlassen“, begann er erneut. „Und du …“
    Doch seine Worte gingen in einem Stöhnen unter, das nicht von dieser Welt war und durch den Kamin an ihre Ohren drang. Es steigerte sich zu einem Angst einjagenden Heulen. Es war der Schrei einer Trost suchenden, verlorenen Seele.
    „Gott … Gott steh uns bei“, stammelte einer der beiden Männer, die zuerst gesprochen hatten und die jetzt beide vom Kamin zurückwichen. „Was für ein Dämon ist das?“
    „Es ist der Geist dieses Hauses“, sagte Harry mit ehrfurchtsvoll gedämpfter Stimme und gab sich Mühe, ebenfalls entsetzt auszusehen und nicht laut herauszulachen. Er hatte geglaubt, Sophie wollte ihn necken, als sie sagte, Nolly sei bei ihm. Gesegnet sei ihre kluge kleine Seele, sie hatte es nicht getan. „Einer von Cromwells Männern, der nach seinem Kopf sucht, den Königstreue ihm genau hier abgeschlagen haben.“
    „Geister gibt es nicht“, meinte der Rothaarige nicht sehr überzeugt. Just in dem Augenblick konnte man über ihnen schwere schleppende Schritte vernehmen. „Das ist doch bloß Einbildung.“
    „Einbildungen schreien aber nicht so, Will“, widersprach der erste Mann und bekreuzigte sich, während er zur Decke starrte. „Einbildungen verfolgen nicht die Lebenden, um ihnen ihre Seele zu stehlen.“
    „Dieser Geist will keine Seele“, flüsterte Harry stockend und ging vorsichtig rückwärts die Treppe hinunter, fort von den schweren Tritten dort oben. „Der da möchte einen neuen Kopf, und dabei ist er nicht wählerisch.“
    „Nicht, wenn er nicht wirklich ist“, sagte der Rothaarige, im mer noch bemüht, tapfer zu erscheinen, auch wenn er den Lauf seiner Muskete hatte sinken lassen. „Dann braucht er doch keinen Kopf, oder?“
    Doch bevor Harry antworten konnte, erklang das heulende Stöhnen jetzt auf der Treppe statt durch den Schornstein und bewirkte, dass die drei Männer fluchend aufsprangen.
    Kein Wunder, dass Sophie solch einen Erfolg als Gouvernante hat, dachte Harry voller Stolz. Welcher Junge würde nicht eine Gouvernante anbeten, die zu so etwas imstande war ?
    „Letzte Nacht versuchte er, sich meinen Kopf zu holen“, erklärte Harry und wiederholte die Geschichte, mit der sein Großvater

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