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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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fauchte Anne zurück. „Er würde mir nie irgendetwas anvertrauen. Er wollte mich ohne jeden Skrupel töten, als er den Turm in Brand setzte. Daran seht Ihr, wie sehr er mich schätzt!“
    Simons Blick glitt für einen Moment forschend über ihr Gesicht. Dann nickte er, ließ ihren Arm los und wandte sich ab.
    Anne sah, wie er zurück zum Kamin ging. Seine Schritte hallten über den Steinfußboden. Er war ganz Herr der Situation, und sie spürte, wie Unmut in ihr aufflackerte. Zudem verfluchte sie ihre unbedachte Zunge. Sie hatte gesprochen, ohne nachzudenken. In Zukunft würde sie deutlich vorsichtiger sein müssen, wenn sie ihre Geheimnisse vor Simon Greville bewahren wollte. Er war zu schlau, sein Intellekt zu scharf. Es gab Dinge, die sie um keinen Preis verraten durfte. Es gab niemand anderen, der Grafton im Auftrag des Königs halten konnte, und der Ausgang des Krieges konnte davon abhängen, ob sie den Schatz des Königs schützen könnte.„Es war nur eine Vermutung, was Malvoisier betrifft“, sagte sie. Ihr schnell schlagendes Herz strafte ihren kühlen Tonfall Lügen. „Da er uns so überstürzt verlassen hat, vermute ich, dass er möglichst schnell nach Oxford gelangen und mit dem König sprechen will, bevor dieser eine weniger günstige Version der Ereignisse aus anderer Quelle hört.“
    Simon lächelte grimmig. „Vielleicht von Euch, Mylady? Ich kann mir gut vorstellen, wie Ihr über seine Taten denkt.“
    „Ich werde ganz sicher dem König schreiben, wenn Ihr es mir erlaubt.“ Anne neigte den Kopf in ironischem Gehorsam. „Ich will meinem Paten mitteilen, dass ich in Sicherheit bin und dass es mir gut geht. Ich denke doch, dass das akzeptabel für Euch ist?“
    „Natürlich.“
    „Wenn ich Euch erlaube, meine Korrespondenz vorher zu lesen?“
    „Natürlich“, wiederholte Simon in so seidenweichem Tonfall, dass Anne am liebsten mit dem Fuß aufgestampft hätte. „Ich bedaure, aber ich werde alle Briefe, die Ihr schreibt, und alle, die Ihr erhaltet, lesen.“
    „Ich bezweifle sehr, dass Ihr es wirklich bedauert!“, entgegnete Anne aufgebracht. Für einen Moment starrte sie ihn zornig an. Er erwiderte ihren Blick ungerührt. Hilfloser Ärger wallte in ihr auf, und sie drehte sich um und entfernte sich von ihm. Sie wollte so weit weg wie möglich von diesem Mann, doch dieser Raum, der ihr ganzes Leben lang ihr eigener gewesen war, schien plötzlich unerträglich klein und erdrückend zu sein. Tränen brannten in ihrer Kehle. Grafton gehörte ihrer Familie seit Hunderten von Jahren, und nun war sie dabei, es zu verlieren. Wenn sie nur eine Möglichkeit hätte, Simon und seine Männer vor die Tür zu setzen! Aber ohne militärische Stärke war sie hilflos. Sie könnte sich weigern, Grafton aufzugeben, aber es wäre ein hohler Sieg. Der König konnte ihr nicht zur Hilfe kommen. Sie bezweifelte, dass es auch nur einen einzigen royalistischen Befehlshaber gab, der glaubte, dass es sich jetzt noch lohnte, um Grafton zu kämpfen. „Was soll also aus mir werden, Lord Greville?“, fragte sie. „Ihr habt gesagt, dass Ihr Eure Vorgesetzten bitten werdet, Euch Grafton zu überlassen. Werdet Ihr mich dann an einen passenden Gefolgsmann verheiraten, um mich aus dem Weg zu haben?“
    „Nein“, erwiderte Simon. „Ich werde Grafton behalten und Euch ebenso.“
    Bei seinen Worten lief eine Hitzewelle über Annes Haut. Sie erinnerte sich an die Art, wie er sie in der Nacht in seinem Quartier in den Armen gehalten hatte. In jener Stunde war sein Verlangen nach ihr offensichtlich gewesen, und sie hatte ein deutliches Echo dieses Gefühls auch in sich gespürt. Es war unmöglich. Sie sollte ihn eigentlich hassen. Und ein Teil von ihr hasste ihn auch tatsächlich für das, was er tat. Doch ein tief verborgener, aber ebenfalls nicht zu leugnender Teil von ihr fühlte sich auch unwiderstehlich zu ihm hingezogen. Es war schon immer so gewesen, das erkannte sie jetzt. Von dem Moment an, als er das erste Mal nach Grafton gekommen war, war sie sein gewesen.
    Schnell verdrängte sie diesen beängstigenden Gedanken und richtete sich herausfordernd auf. „Niemals!“
    Simon kam langsam auf sie zu, ohne sie aus den Augen zu las sen. Unwillkürlich wich Anne zurück, bis sie mit dem Rücken am Fenster stand. „Ich erwarte nicht, dass Ihr widerstandslos in meine Arme fallt, Mylady“, sagte er ruhig. „Eine Frau, die für Ihre Freiheit kämpft, indem sie ein Schwert gegen mich richtet, wird mir ihr Erbe – oder sich

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