Geliebte Gefangene
gehört der Sache der Parlamentarier.“ Simon klang so ruhig, dass sie schreien wollte. „Aber ich werde ein Gesuch an meine Vorgesetzten richten, mich als Herrn einzusetzen. Schließlich ist mir das einst versprochen worden – genau wie Ihr auch.“
Anne winkte verärgert ab. „Ich weiß genau, dass dieses ‚Gesuch‘ reine Heuchelei ist! Ihr habt schon entschieden, dass Ihr das Recht habt, über Graftons – und meine – Zukunft zu entscheiden!“ Wütend funkelte sie ihn an. „Ihr versteckt Euch hinter Gerede von Recht und Gesetz. Das ist unerträglich! Ich tausche ein Heim unter Belagerung gegen eines unter Besatzung ein! Ich bin eine Gefangene in meinem eigenen Haus!“ Für einen Moment schlug sie vor Wut die Hände vors Gesicht. Sie verdammte Simon Greville. Und sich selbst, weil sie dumm genug gewesen war zu glauben, dass sein Sieg ihr die Freiheit bringen würde. Sie war eine Närrin gewesen. „Ich werde das niemals akzeptieren“, sagte sie langsam.
Simon verließ seinen Platz am Kamin und trat zu ihr. „Es tut mir leid, das zu hören.“
Aufgebracht sah Anne ihn an. „Könnt Ihr nicht verstehen, dass es für mich überhaupt nicht infrage kommt, Eure Annektierung dieses Gutes anzuerkennen? Ich werde Euch bis zum Letzten bekämpfen.“
Simon lächelte. „Dann steht uns wohl ein Gefecht bevor, Lady Anne.“
Ihre Blicke trafen sich. Anne sah Respekt in seinen Augen, aber auch die Entschiedenheit und Stärke eines Mannes, der entschlossen war zu gewinnen.
„Und die erste Sache, die ich Euch mitteilen muss“, fuhr Simon ruhig fort, „ist, dass Ihr die Burg fürs Erste nicht verlassen werdet. Es ist nicht zuletzt zu Eurem eigenen Schutz.“
Anne stieß abfällig die Luft aus. „Ihr verliert wenig Zeit, Eure Herrschaft zu beweisen, Mylord! Ich hatte gehofft, dass wir nach der Beendigung der Belagerung wenigstens die Freiheit haben würden, zu kommen und zu gehen, wie es uns gefällt.“
Simon schüttelte den Kopf. „Es ist zu gefährlich“, sagte er unumwunden. „Es sind etliche desertierte Soldaten unterwegs, Lady Anne. Malvoisier ist jetzt ein Gesetzloser. Bis wir ihn gefunden und die Reste seiner Armee gefangen genommen haben, wäre es viel zu gefährlich, sich weit von der Burg zu entfernen.“ Er steckte die Hände in die Taschen. „Außerdem kann ich gerade Euch auf keinen Fall erlauben, Euch frei zu bewegen.“
„Weil Ihr mir nicht traut“, fuhr Anne ihn an. „Ihr denkt, dass ich zum König um Hilfe laufen würde, sobald Ihr mir den Rücken zugewandt habt!“
Simon lachte. „Und, würdet Ihr das nicht?“, fragte er. „Ihr habt Euch gerade geweigert, Grafton unter die Kontrolle der Parlamentarier zu stellen. Es wäre dumm von mir, Euch zu vertrauen.“
„Ich hoffe“, sagte Anne heftig, „dass der König Truppen aus Oxford schickt, um Grafton zurückzuerobern …“ Wütend hielt sie inne, als Simon in Gelächter ausbrach.
„Dafür besteht nicht der geringste Anlass. Ihr solltet die Hoffnung also lieber gleich aufgeben.“
Anne biss die Zähne aufeinander. Auch wenn sie sich nicht ergeben würde, wusste sie tief in ihrem Herzen, dass Simon recht hatte. Es würde nichts passieren. König Charles hatte während der Monate der Belagerung Gelegenheit genug gehabt, ihnen zu Hilfe zu kommen, und er hatte es nicht getan. Langsam, aber unausweichlich verließ die Royalisten ihr Kriegsglück. König Charles hatte gerade in letzter Zeit einige militärische Niederlagen in dieser Gegend hinnehmen müssen, und jetzt hatte General Cromwell nur fünf Meilen entfernt außerhalb Faringtons eine Geschützgruppe eingerichtet. König Charles kämpfte nun um sein Königreich, um sein Überleben, und Grafton war in diesem großen Spiel nur eine kleine, unwichtige Figur. Anne wusste, dass er sie und ihr Gut der größeren Sache opfern würde. Und obwohl es ihr das Herz brach, konnte sie es verstehen. Jetzt war sie allein auf sich gestellt.
Sie wandte sich ab, damit Simon ihren Schmerz, den sie nicht mehr verbergen konnte, nicht in ihrem Gesicht ablesen würde. „Nun, Ihr werdet Gerard Malvoisier nicht finden“, sagte sie, um von ihren eigenen Gefühlen abzulenken. „Feigling, der er ist, ist er vermutlich schon in Oxford.“
Simon machte einen schnellen Schritt auf sie zu, griff nach ihrem Arm und wirbelte sie zu sich herum. „Hat Malvoisier Euch in seine Fluchtpläne eingeweiht?“, fragte er schroff und betrachtete sie aus leicht zusammengekniffenen Augen.
„Natürlich nicht!“,
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