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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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konnte. Er legte Vorräte an, um die Bevölkerung zu ernähren. Er brachte Recht und Gesetz und bot eine starke, schützende Hand. Ihr Widerstand wurde schwächer. Sie wusste, dass sie ihn, selbst wenn er ihr jetzt den Dolch wieder in die Hand gäbe, niemals würde töten können. Ihre Gefühle für ihn waren zu stark und ihre Lehnstreue zum König durch ihr Verlangen, sich Simon zu ergeben, schon halb gebrochen.
    Welche Gefühle Simon für sie hegte, wusste sie nicht. Sie vermutete, dass sie nur eine weitere Eroberung für ihn war, wie all die Herausforderungen zuvor, der Sieg über Malvoisier oder die Einnahme von Grafton. Und wenn sie sich ihm hingab, was dann? Sie war zu stolz, um nur sein Besitz zu sein.
    Die Tür der Sakristei öffnete sich mit einem Knarren, und Pater Michael hastete geschäftig herein. Seine Kutte saß schief, und sein weißes Haar stand in alle Richtungen ab. Er wirkte noch geistesabwesender als sonst. Anne lächelte ihm zu. Der arme Mann hatte sich noch kaum von der Durchsuchung seiner Kirche durch Simons Truppen auf der Jagd nach dem Schatz des Königs erholt. Sie waren respektvoll gewesen, aber sie hatten den Priester nicht davon überzeugen können, dass sie das Recht hatten, hier zu sein.
    „Guten Tag, Pater Michael“, sagte Anne. „Geht es Euch gut?“
    „So gut, wie es einem eben gehen kann, wenn diese Vandalen alles durchsuchen“, grummelte der Priester. „Wusstet Ihr, Madam, dass sie heute wieder mit der Jagd weitergemacht haben? Diesen Morgen haben sie im Brunnen gesucht. Im Brunnen! Als ob irgendjemand bei klarem Verstand einen Schatz an so einem ungemütlichen Ort verstecken würde!“
    Anne lächelte. „So sind sie wenigstens beschäftigt, und sie finden nichts.“
    „Das stimmt.“ Pater Michael verzog das Gesicht. „Ihr Anführer, Lord Greville, scheint ein guter Mensch zu sein, aber seine Männer sind Trottel.“
    „Gott sei Dank“, erwiderte Anne. Trotzdem beunruhigten sie die Neuigkeiten über die erneute Suche. Sie hatte geahnt, dass Simon niemals aufgeben würde.
    Verstohlen warf sie einen Blick über die Schulter. Guy Standish stand im hinteren Teil der Kirche und versuchte verzweifelt so auszusehen, als würde er sie nicht beobachten. Er war zusammen mit Pater Michael aufgetaucht, und es war offensichtlich, warum er hier war. Simon vertraute ihr noch immer nicht. Er glaubte, sie würde nicht davor zurückschrecken, mit Hilfe ihrer zuverlässigsten Bediensteten und Untergebenen Nachrichten zu schicken. Und damit hatte er recht. Ihre Lippen zuckten. Auch wenn Simon ihr jetzt innerhalb Graftons ihre Bewegungsfreiheit zugestanden hatte, folgten ihr seine Wachen auf Schritt und Tritt. Sie konnte nur hoffen, dass Standish sich leicht täuschen lassen würde.
    „Ich habe eine Nachricht für Euch“, flüsterte Pater Michael ihr leise zu. „Sie war am üblichen Platz an der Brücke. Der Bote muss heute Nacht da gewesen sein.“ Er griff unter seine Kutte und zog ein Gebetbuch hervor, dass er ihr in die Hand drückte. Dann hob er wieder die Stimme.„Hier findet Ihr Worte des Trostes. Geht in Frieden, meine Tochter.“
    „Danke, Pater“, sagte Anne leise. Sie wartete, bis seine Schritte nicht mehr zu hören waren, bevor sie das Buch öffnete. Zwischen den Seiten lag ein Stück Pergament.
    ‚Habt noch einen Monat Geduld. Seid vorsichtig. Beschützt den Schatz.‘
    Anne fühlte, wie ihr Mut sank. Ein Monat schien eine endlose Zeit, um den Schatz so lange beschützen zu können. Jeder Tag schien ihr wie eine Ewigkeit. Aber sie hatte keine Wahl. Sie konnte ihn Simon nicht ausliefern. Es war entscheidend, ihn vor ihm zu verbergen.
    Anne faltete das kleine Stück Papier zusammen und schob es in ihren Handschuh, gerade als Guy Standish neben sie trat. Pater Micheals Verhalten hatte ihn vermutlich misstrauisch gemacht. Sie konnte nur hoffen, dass der Captain ihre verstohlene Geste nicht bemerkt hatte. Sie klemmte sich das Gebetbuch unter den Arm und fragte sich, ob er es wagen würde, sie zur Rede zu stellen. „Ich vermute, dass Euer Interesse an der Kirche hier unterdessen mehr als gestillt ist, Captain“, sagte sie mit einem Lächeln. „Falls es Euch interessiert – ich habe jetzt vor, in die Küche zu gehen. Vielleicht bekommt Ihr dort sogar etwas zu es sen, wenn Ihr mir weiter folgt.“
    Standish errötete bis über beide Ohren, und fast tat er Anne leid. Es war kein Vergnügen, mit Simons Männern Katz und Maus zu spielen. Im Gegensatz zu ihrem Befehlshaber

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