Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
Vom Netzwerk:
gefunden.“
    „Ihr lügt“, sagte Simon.
    Anne hob das Kinn und sah ihn direkt an. Ihr Herz klopfte wie wild unter dem Stoff ihres Kleides.
    „Ich werde die Ställe durchsuchen“, erklärte Simon. „Ich werde den Schatz finden.“
    „Ihr habt dort schon gesucht“, erwiderte Anne fest, „und Ihr habt nichts gefunden.“
    Simon trat einen Schritt zurück. Sein Blick wirkte kalt. „Eine weitere solche Eskapade, und ich werde Euch einsperren. Das schwöre ich Euch.“ Seine Hände schlossen sich um ihre Schultern, und sein Blick glitt über ihren Körper. „Wir werden innerhalb der nächsten zwei Wochen heiraten, Anne. Ich kann so nicht mehr weitermachen. Wenn Ihr mich dann hasst, weil ich Euch zu dieser Ehe zwinge, dann muss es eben so sein. Das wäre zumindest besser als Eure Gleichgültigkeit und leichter zu ertragen als diese Folterqual.“
    Für einen Augenblick starrten sie sich an. Dann schlossen sich seine Arme um sie, und seine Lippen fanden die ihren. Sein Kuss war wild und leidenschaftlich, sein Mund heiß und fordernd. Anne lag hilflos in seiner Umarmung. Ihre Gefühle überwältigten sie, und sie war wie benommen.
    Mit einem Fluch riss er sich schließlich los und trat zurück. „Eine Woche, nicht zwei.“ Damit drehte er sich um und ließ sie stehen.
    Anne stieß die Zimmertür auf und schloss sie wieder hinter sich. Zitternd lehnte sie sich gegen die Holzverkleidung. Die Intensität von Simons Wut und Leidenschaft und ihre eigene Reaktion darauf erfüllten noch immer ihren Körper und ließen sie erzittern. Sie fühlte sich vollkommen verwirrt und schrecklich allein. Die Nähe, die sie zu Simon spürte, war unzerstörbar, trotz all der Kräfte, die gegen sie arbeiteten. Die Liebe, deren erste zarte Triebe sich während ihrer Mädchenzeit entfaltet hatten, war die ganze Zeit, während all der Dinge, die passiert waren, eigensinnig am Leben geblieben. Erschöpft sank sie auf die Bank. Sie wollte in Grafton bleiben und in Frieden leben und eine Familie gründen. All das hatte sie gemeinsam mit Simon tun wollen, aber nicht so, nicht mit all dieser Wut und diesen Konflikten.
    Sie stand auf, ging zum Fenster hinüber und zog die schweren Vorhänge zurück. Nie hatte sie den Earl of Grafton und seinen klugen Rat mehr vermisst. Sie wusste, dass es sein Wunsch gewesen war, sie möge Simons Heiratsantrag annehmen, ob er nun ihr Feind war oder nicht. Ihr Vater hatte ihr Wohlergehen und ihre Zukunft über alles andere gestellt. Sie war diejenige, die gegen seine Wünsche gehandelt hatte, weil ihr Treueschwur es so verlangte.
    Langsam ließ sie den Vorhang wieder fallen. Es gab einen Mann, der ihr vielleicht helfen konnte. Sie würde ihn nicht bitten, gegen die Verbindung zu sprechen, sondern ihn nur darum ersuchen, ihr seinen Rat und die Hilfe seiner Weisheit und Erfahrung zu geben. Sie trat zum Schreibtisch hinüber, zog ein Stück Pergament aus der Schublade, tauchte ihre Feder in die Tinte und begann zu schreiben.
    Im Morgengrauen des nächsten Tages verließ ein Bote Grafton auf dem Weg zu dem eine Tagesreise nordwestlich gelegenen Sitz von Simon Grevilles Familie in Harington. Er brachte Briefe von den aus Harington stammenden Soldaten zu ihren Familien nach Hause. Es gab ebenfalls eine Nachricht von Simon an seinen Vater, Fulwar Greville, über Henrys sich stetig verbessernden Gesundheitszustand. Simon hatte sich angewöhnt, einmal wöchentlich an Fulwar zu schreiben. Zu seiner großen Enttäuschung antwortete sein Vater nie, aber er selbst hielt hartnäckig daran fest, den Kontakt aufrechtzuerhalten.
    An diesem Morgen trug der Bote auch einen Brief von Lady Anne Grafton an den Earl bei sich. Sie hatte ihm das Schreiben unmittelbar vor seinem Aufbruch in den Ställen übergeben. Er hatte nicht weiter nachgefragt, obwohl Simon ihm eingeschärft hatte, ohne seine ausdrückliche Erlaubnis niemals Briefe von Lady Anne nach draußen zu tragen. Aber dies war etwas anderes. Dies war ein Brief an den Earl of Harington, und der Bote war sich sicher, dass diese Zeilen unmöglich gefährlich sein konnten.

8. KAPITEL
    „Du bist unaufmerksam heute Abend, Simon“, sagte Henry Greville mit einem Lächeln. „Oder lässt du mich absichtlich gewinnen?“
    Simon blickte vom Damespiel hoch und sah seinen Bruder fragend an. Sie waren allein in der Langen Galerie. Das Spielbrett stand neben dem Feuer. Das Abendessen war schon eingenommen worden, und in der Burg war Stille eingekehrt. Trotzdem war Simon unruhig.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher