Geliebte Gefangene
Lady Anne und Gerard Malvoisier nicht einfach ignorieren. Sie ist in Wort und Schrift festgehalten und nach allem, was ich gehört habe, auch schon vollzogen.“
„Dann habt Ihr falsch gehört“, erwiderte Simon eisig. Sein Vater sprach nun Dinge an, die zu persönlich waren und ihm zu nahe gingen. Auch wenn er wusste, dass Malvoisier Anne nie berührt hatte, konnte er doch nicht an ihn denken, ohne ihm den Hals umdrehen zu wollen. „Lady Anne hat nie ihre Zustimmung gegeben“, sagte er. „Es gab keine Verlobung.“
Fulwar sah ihn mitfühlend an. „Trotzdem wird es Leute geben, die behaupten, dass es so ist. Eine Verlobung und mehr – die beiden hätten das Bett geteilt. Könntest du es ertragen, wenn man so über sie sprechen würde?“
Simon umklammerte den Griff seines Kruges so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. „Mit meinem Schwert an der Kehle wird niemand so reden.“
„Aber angenommen, es wäre wahr …“ Fulwar hielt inne, offensichtlich darum bemüht, taktvoll zu sein. Er wirkte nun beinahe wie ein schwerer Kaltblüter, der versuchte, sich vorsichtig und ohne etwas zu beschädigen durch ein volles Zimmer zu manövrieren.
„Selbst wenn es wahr wäre – was es nicht ist –, würde Lady Anne meinen Schutz, nicht meine Verachtung verdienen.“
„Für dich zählt nur Ehre und Stolz“, erwiderte Fulwar, „aber wärst du bereit, dem Bastard eines anderen Mannes deinen Namen zu geben?“
Simon riss der Geduldsfaden. Er stand so abrupt auf, dass die hölzerne Bank unter ihm schwankte und beinahe umgefallen wäre. Es hatte ihn wahnsinnig gemacht, dass andere Männer abfällig über Anne redeten, aber deren Verleumdungen von sei nem Vater wiederholt zu hören, versetzte ihn in glühende Wut. Unwillkürlich glitt seine Hand an sein Schwert. „Sir, Ihr solltet vorsichtig sein, was Ihr sagt.“
Fulwar schaute ihn mit gerunzelter Stirn an. „Was ist das? Willst du deinen eigenen Vater herausfordern?“
„Wenn es nötig ist, Sir“, presste Simon zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ich empfinde nichts als größte Bewunderung und Respekt für Lady Anne, und ich werde nicht zulassen, dass jemand schlecht von ihr spricht, nicht einmal mein eigener Vater.“
Laut vernehmlich stellte Fulwar seinen Krug auf den Tisch. „Du ehrst und respektierst Lady Anne also. Ich gebe zu, das ist mehr, als ich erwartet habe. Ich dachte, es gehe in dieser Sache nur um den politischen Nutzen. Setz dich …“, er nickte zu Simons Stuhl hinüber, „… und trink dein Ale aus.“
Gespannte Stille herrschte, dann seufzte Fulwar. „Habe ich richtig verstanden, dass Lady Anne an ihrem Treueschwur zum König festhält?“
Simon nickte. „Sie wird ihn niemals brechen.“
Fulwar fuhr mit der Hand über den Tisch. „Sehr löblich. Die Dame kommt nach ihrem Vater. Er war ein großer Mann. Zu vielen bedeutet ein Treueschwur nichts.“ Einen Augenblick herrschte angespannte Stille, dann fügte er hinzu: „Ich bin der Meinung, dass du dich für die falsche Seite entschieden hast, aber wenn du deiner Sache die Treue geschworen hast, musst du daran festhalten. Das kann ich respektieren.“
Simon fühlte, wie ihm eine Last von den Schultern fiel. „Danke, Sir. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie sehr ich mir gewünscht habe, das von Euch zu hören.“
Er hätte schwören können, dass sein Vater für einen Moment beinahe lächelte. Dann räusperte Fulwar sich. „Aber wir sprachen von Lady Anne“, sagte er brüsk. „Ein wunderbarer Mensch. So eine Frau wünscht man sich als Mutter seiner Söhne.“ Er seufzte. „Grafton ist natürlich eine schöne Burg und ein wertvolles Gut.“ Er zog eine Augenbraue nach oben. „Wie viel ist es wert?“
Simon nannte eine Summe.
Fulwar spitzte die Lippen. „So viel? Wer hätte das gedacht … Ich kann mich erinnern, dass ich dich einst mit Lady Anne Grafton verheiraten wollte.“
Simon nickte kaum merklich. „Das ist schon lange her, Sir.
Die Zeiten haben sich geändert. Solltet Ihr mich nicht eigentlich daran erinnern, dass zwei Menschen, die auf entgegengesetzten Seiten stehen, niemals heiraten können?“
Fulwars buschige Augenbrauen wanderten nach unten. „Ich gebe zu, dass das genau der Gedanke war, der mich nach Grafton geführt hat. Das und die Notwendigkeit, meinem Patenkind Schutz anzubieten.“ Er sah Simon an, und in seinem Blick schien Mitleid zu liegen. „Ich verstehe nun, dass du Anne nicht nur aus politischen Gründen heiraten willst,
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