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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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war nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt.
    Die Geräusche der herannahenden Soldaten wurden lauter. Die Pferde bewegten sich unruhig. Anne fühlte die Spannung in Simons Körper. Sie spürte die Wärme seiner Haut an der ihren. Sie erinnerte sich, wie er sie voll Zärtlichkeit, nicht voller Wut an sich gedrückt hatte, und es machte sie krank, was nun zwischen ihnen passierte.
    Dann wurde es mit einem Mal ruhiger um sie herum, aber Simon bewegte sich immer noch nicht. Eine Ewigkeit später verlagerte er sein Gewicht und stützte sich auf einen Ellenbogen. „Sie sind weg“, sagte er leise.
    Anne blieb reglos liegen. „Du wolltest mich benutzen, um deine Freiheit zu erkaufen“, sagte sie dumpf.
    Simon blickte zu ihr hinab. „Ich hätte Euch benutzt, wie auch immer es mir am sinnvollsten erschienen wäre“, sagte er kalt. „Ihr seid mein Feind. Ich konnte mir nicht sicher sein, dass Ihr mich nicht verraten würdet.“
    So einfach war das also. Anne fühlte es wie einen Hieb und fragte sich, warum es so wehtat. Simon hielt ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen, aber sie ignorierte ihn und kam allein auf die Füße. Sie zitterte am ganzen Körper und protestierte nicht, als er sie vor sich in den Sattel hob. In gemächlichem Tempo machten sie sich auf den Weg zurück nach Grafton. Psyche folgte ihnen brav. Anne sprach nicht wieder. Eine eisige Kälte hatte sie bis ins Innerste erfasst, und das lag nicht nur an der frostigen Märznacht.
    Die Zugbrücke wurde heruntergelassen, und sie ritten in den Burghof. Die Soldaten am Tor standen stramm und beobachteten sie verstohlen aus den Augenwinkeln. Ein Stallknecht kam und kümmerte sich um Psyche. Als Simon sich aus dem Sattel schwang und Anne hinunterhob, eilte Will Jackson aus dem Wachhaus.
    Simon wandte sich zu Anne, und die Kälte in seinen Augen ließ sie vor Schreck erstarren.
    „Bringt Lady Greville in den Kerker. Sie ist meine Gefangene.“

10. KAPITEL
    Einen endlos langen, angespannten Moment rührte sich niemand. Einer der Wachmänner zog erschrocken die Luft ein, als ob er seinen Ohren nicht trauen würde. Jackson wirkte erschüttert.
    Simons Wut, die er auf dem Ritt nach Grafton nur mühsam unter Kontrolle gehalten hatte, brach jetzt aus ihm heraus. „Das ist ein Befehl, Captain Jackson“, sagte er gepresst.
    „Sir.“ Jackson stand stramm und sah Anne beinahe bittend an.
    Simon fühlte eine weitere Welle der Wut. Verdammt sollte sie sein, dass sie all seine Soldaten so beeindruckte! Wenn sein Captain sich nicht bald bewegte, würde er sie selbst in den Kerker hinunterschleifen.
    Aber Anne machte es Jackson leicht. Sie gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass sie bereit war, mit ihm zu gehen.
    Captain Jackson sah sehr erleichtert aus. „Wenn Ihr mir bitte folgen würdet, Madam …“ Er klang, als würde er ihr seine Be gleitung zu einem Bankett anbieten.
    Anne warf Simon aus ihren dunklen Augen einen langen, scheinbar ausdruckslosen Blick zu. Dann drehte sie ihm sehr bewusst den Rücken zu und folgte Jackson zur Tür. Simon blieb regungslos stehen. Er ließ sie nicht aus den Augen, bis sie im Schatten der Fackeln verschwunden war. Denn er traute es ihr sehr wohl zu, seinen Soldaten auf dem Weg zu ihrer Zelle zu übertölpeln und zu entkommen.
    Erst jetzt bemerkte er die Kälte der Nacht und die neugierigen Blicke seiner Männer und fragte sich, was sie wohl in seinem Gesicht lesen konnten. „Verschließt das Tor, und verdoppelt die Wachen“, befahl er mit barscher Stimme. „Im ersten Morgengrauen werden wir die Schäden im Dorf begutachten, aber für den Moment verlässt niemand die Burg. Niemand. Verstanden?“
    Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und marschierte zurück zur Halle.
    Henry holte ihn auf dem Weg in die Große Halle ein, griff nach seinem Arm und zog seinen Bruder mit sanfter Gewalt in das Arbeitszimmer. Im Kamin brannte ein Feuer, und es war wohlig warm. Simon warf sich in einen Stuhl und schloss die Augen. Das Damebrett stand noch da vom Abend vor der Hochzeit, als er mit Henry gespielt hatte, um seine Nerven zu beruhigen. Das schien ihm nun sehr lange her zu sein. Er konnte nicht wirklich glauben, was seitdem passiert war.
    Sein Gesicht brannte noch immer, wo Anne ihn geohrfeigt hatte. Vorsichtig berührte er seine Wange und war erleichtert über den Schmerz. Denn er zeigte ihm, dass er noch lebte.
    „Ich habe gehört, was passiert ist“, meinte Henry leise. „Sie sagen, dass der Schaden im Dorf viel schlimmer

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