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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unter deutscher Flagge … ich habe mich vor Freude fast bepinkelt! Und dann erkenne ich Ihren McDonald! Mir ist neu, daß er auch Schiffe klaut.«
    »Die ›Annette I‹ ist mein Schiff«, erklärte Dr. Rainherr.
    »Aha! Bäumchen, wechsle dich! Aber daß die unter deutscher Flagge Piraterie treiben …«
    »Warum nicht? Die Flagge ist doch gleichgültig. Gegenüber dem, was die westlichen Finanzminister mit der Weltwirtschaft machen, ist doch Piraterie in der Karibik fast schon ein Kavaliersdelikt. Eine Sportart!«
    »Andreas, Sie gefallen mir!« rief Meier XXIII. Er goß sich von dem Wein ein, der auf dem Tisch stand, und prostete Joanna und ihrem Begleiter zu. »Wenn man es genau betrachtet, sind wir Außenseiter der Gesellschaft doch die besseren und die vernünftigeren Menschen! Zum Teufel, wo bleibt denn nun das Essen? Luis hat nämlich einen Hammel am Spieß vorbereiten lassen – mit einer Pfeffersauce, daß Sie sich die Hosen festhalten müssen, Andreas! Ich habe einen Hunger, Luis …«
    »Doktor?«
    »Laß doch endlich auftragen!«
    Dann wandte er sich wieder an Joanna und rieb sich die Hände. »Sie waren erfolgreich, Mary-Anne?«
    »Es gibt keine Mary-Anne mehr«, sagte Rainherr, ehe Joanna antworten konnte. »Miss Tolkins heißt in Wirklichkeit Joanna Tabora.«
    »Wen interessiert die Wirklichkeit? Ob Joanna oder Mary-Anne … sie bleibt eine der bezauberndsten Frauen!«
    »Wir werden heiraten, Dr. Meier XXIII!«
    »Was werdet ihr? Heiraten? Und das Geschäft?«
    »Wird liquidiert.«
    »So eine blöde Idee kann auch nur von Ihnen stammen, Rainherr. Zuerst lassen Sie zu, daß unter deutscher …«
    »Stop! Das wußte ich nicht. Ich habe die Burschen auch schon bestraft! Sie mußten die schwere Aufgabe übernehmen, ehrlich zu werden!«
    »Da jubelt doch der Karpfen in der Kasserolle! Diese Brüder und ehrlich?« Dr. Meier lachte meckernd. »Joanna! Wenn die sich ändern, dann fresse ich einen Elefanten!«
    »Das können Sie leicht sagen. Hier gibt es keine. Aber ich verspreche Ihnen: Ich besorge einen Elefanten, und den werden Sie dann auch fressen! Unter meiner Aufsicht!«
    »Ich nehme an!« Dr. Meier schlug in Rainherrs ausgestreckte Hand ein. »Ich kenne doch diese Kerle …«
    »Das ist vielleicht Ihre Stärke, aber bei mir geht es um tiefere Dinge, Dr. Meier.«
    »Sehen Sie gar nicht, daß ich bei ›Meier‹ jedesmal zusammenzucke? Da liegt mein Schicksal! Ich bin nämlich Berliner! Begreifen Sie, was das heißt?«
    »Nein …«
    »Dachte ich mir. Es gibt nur wenige Menschen mit einer empfindsamen Seele … Einer davon bin ich! Hurra, der Braten!«
    Ein Boy kam mit einem großen Tablett herein.
    Sofort duftete die ganze Wohnhalle nach gebratenem Fleisch.
    Meier XXIII winkte den Boy heran, nahm sich zwei riesige vorgeschnittene Stücke von dem Tablett und legte sie auf seinen Teller.
    »Pardon, Mary-Anne …«, sagte er danach. »Oder Joanna – ist ja wurscht. Ich habe seit drei Tagen nur Fisch gegessen. Meine Patienten sind ausnahmslos Fischesser. Es ist fürchterlich! Ich bin direkt scharf auf Fleisch!«
    Er räusperte sich und wandte sich wieder Dr. Rainherr zu. »Berlin, Uhlandstraße …«
    »Kenne ich«, sagte Rainherr.
    »Dort bin ich geboren. Als Sohn ehrbarer Eltern. Nur … mein Vater hieß Meier. Eugen Meier III. Das war noch zu ertragen. Mich aber nannte er Fritz, nach einem Erbonkel! So wurde aus mir – aus dem Telefonbuch wurde es ersichtlich – Fritz Meier XXIII. Ich frage Sie – wer kann das ertragen? Ich konnte es nicht. Allein die behördliche Anrede – Herrn Dr. Fritz Meier XXIII … Ich bin die Wände hochgegangen! Mein zartes Gemüt machte mich einfach krank. Nach dem Staatsexamen und den klinischen Jahren ging ich zur See. Als Schiffsarzt. Wissen Sie, was ein Schiffsarzt ist? Ein besserer Irrenwärter, ein Dompteur, ein Potenzprotz! Das hielt ich zwanzig Jahre lang durch, ohne mir das Rückgrat zu erweichen. Dann kam ich nach Berlin zurück, machte eine Praxis auf, bekam einen neuen Telefonanschluß … und schaute ins Telefonbuch. Was sehe ich? Ich war Dr. Fritz Meier XXXII – der zweiunddreißigste! Nichts wie weg! Ich wäre eingegangen!«
    Er aß mit schnellen Bissen große Stücke – wie ein Raubtier bei der Zoofütterung. Der Boy hatte unterdessen die Sauce, Salate verschiedener Art und Süßkartoffeln mit Kümmel serviert.
    Dr. Meier schwieg und schmatzte zufrieden.
    »Nach langen Irrfahrten erreichte ich Saba. Hier war ich Dr. Meier I«, sagte er nach dem

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