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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an seine Brust. »O Gott!«
    Der Aufprall auf dem Meer war fürchterlich. Es war, als habe man das Flugzeug auf eine Metallplatte geschleudert. Mit einem Knall zerplatzte es zu einer Wolke aus Wasser und Metallteilen, aus denen plötzlich eine Feuerlohe schoß.
    Der gläserne Kabinenteil mit Fernando auf dem Sitz wurde vom Meer zurückgeworfen wie ein glitzernder Ball, schnellte noch einmal hoch in die Luft, drehte sich und klatschte dann aufs Wasser zurück, außerhalb des brennenden Benzinteppichs und dem in tausend Metallfetzen zersplitterten Rumpf. Das Leitwerk schwamm mitten in den Flammen.
    Mit zusammengepreßten Lippen beobachtete Rainherr, wie die gläserne Kabine mit dem vom ersten Aufprall ohnmächtig gewordenen Dalques erneut auf das Wasser fiel und dann sofort versank.
    McDonald, der neben der Waffenkiste kniete, zog sich ächzend hoch.
    »Abdrehen, Sir?« fragte er tonlos.
    Dr. Rainherr schüttelte den Kopf. »Mit voller Kraft zurück nach Saba, Jim! Da gibt es nichts mehr zu suchen und zu retten!«
    »Sie haben das Duell gewonnen, Sir. Gratuliere!«
    »Seien Sie still, Jim!« Rainherr lehnte sich an die Brückenwand. Er blickte nicht zurück, wo noch immer ein großer brennender Fleck auf dem Meer schwamm. »Mir ist speiübel. Ich werde lange brauchen, um das zu überwinden.«
    Er verließ den Kommandostand, ging unter Deck und warf sich auf Mary-Annes Bett.
    Die Motoren dröhnten. Das Schiff schoß mit äußerster Kraft über die See.
    Warum muß einem Frieden immer ein Sterben vorausgehen? dachte er. Warum ist die Vernunft des Menschen hier so begrenzt?
    Er starrte gegen die Kabinendecke, dachte immer wieder an Fernandos schrecklichen Tod und unterdrückte das Gefühl, sich erbrechen zu müssen.

XX
    Man kann nicht sagen, daß Dr. Casillas eine dunkle Ahnung beschlich, als Fernando Dalques am Abend nicht in Belize landete.
    Auch als nach langen Versuchen, ihn über Funk zu erreichen, keine Verbindung zustande kam, dachte Casillas noch nicht an eine Katastrophe, sondern daran, daß Fernando auf Puerto Rico gelandet sei – was er öfters tat – und dort über Nacht bliebe. Am nächsten Morgen würde er dann, ausgeschlafen und vollgetankt, die Suche nach der ALTUN HA fortsetzen oder sogar Saba anfliegen.
    Trotzdem tat Dr. Casillas etwas, was er früher aus eigenem Antrieb nie getan haben würde. Er kam den Gedanken und Handlungen seines Chefs Dalques zuvor.
    Don Fernandos persönliche Rache an Dr. Rainherr interessierte ihn wenig. Für Dr. Casillas kam es darauf an, die Firma zu retten, falls sie noch zu retten war. Er machte sich keine Illusionen über das, was geschehen würde, wenn Mary-Anne Tolkins wirklich bei diesem Rainherr bliebe und ihren Anteil aus der Firma abzöge …
    Das würde für die Firma einen vollen Zusammenbruch bedeuten und auch für ihn selbst das Ende eines leidlichen Wohllebens. Mit über 50 Jahren war es für ihn ausgeschlossen, ganz von vorn und ganz von unten von neuem anzufangen.
    Er erinnerte sich an die Stunde, in der der gefangengenommene Andreas Rainherr im Funkraum der Villa mit seiner Tochter auf Cayman Brac gesprochen hatte.
    Am späten Abend, als Dr. Casillas sicher sein konnte, daß Don Fernando nicht mehr zurückkehren würde, sondern irgendwo übernachtete – wie er glaubte –, suchte er im Funkraum in den Notizen und fand tatsächlich – von Dalques' Hand notiert – die Frequenz, über die man das Haus Dr. Rainherrs erreichen konnte.
    Es ist nur ein Versuch, dachte Casillas, und setzte sich vor die große Funkanlage. Wenn dieser Rainherr verwundbar ist, dann nur über seine Tochter! Das hatte auch Don Fernando richtig erkannt. Nur machen wir es jetzt eleganter – wir kratzen an der Seele herum und benutzen nicht den Hammer.
    Er stellte den automatischen Sucher ein, der – elektronisch gesteuert – die Frequenz mit optimaler Stärke festhielt und dafür sorgte, daß alle Nebengeräusche weggefiltert wurden. Dann stellte er den Lautsprecher an und griff nach dem Mikrofon.
    »Cayman Brac Nummer V-17-9, bitte melden! Nummer V-17-9 bitte melden …«
    Dr. Casillas hatte Geduld, es ging für ihn ums Überleben.
    Endlich, nach einer Stunde fast, ertönte dünn und trotz der elektronischen Filter von atmosphärischen Störungen unterbrochen, eine helle Mädchenstimme im Lautsprecher über Casillas' Kopf. Die Stimme kam nach dem langen Rufen und Warten so unvermittelt, daß Casillas zusammenzuckte.
    »Hier V-17-9 auf Cayman Brac! Melden Sie sich! Was wollen Sie?

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