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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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daß der oder die Mörder gründlich gearbeitet hatten.
    Die Arbeiter, die Don César sehr verehrt hatten, kamen gleich mit einem Motiv: Es waren staatliche Mörder! Der Staat wollte sich die Ölvorkommen und die Smaragdmine auf diese Weise aneignen.
    Revolutionsparolen wurden laut, die Polizisten wurden bedroht, die Arbeiter rotteten sich zusammen. Als man den Cadillac verlassen auf der Straße nach Bogota fand, war allen die Sachlage klar: Hier sollte ein organisierter Mord verschleiert werden! Der Staat wollte die Gewinne von dem Öl allein kassieren!
    Raimondo Vargas befand sich in großer Not. Er mußte Joanna finden.
    Und Joanna ahnte in ihrem Abflußrohr, daß der unbekannte Mörder, von dem sie nur wußte – Bernardo hatte es ihr gesagt, als er beim Vater war –, daß er Vargas hieß, sie jetzt jagte wie das seltenste Wild der Erde.
    Ebenso klar war ihr aber auch, daß die Polizei sie nicht würde schützen können. Wer wußte denn, wer den Mörder bezahlte?
    Wie die Revolutionäre dachte auch in diesen Stunden Joanna Tabora: Dahinter steckt der Staat. Um Milliarden nicht zu zahlen, ist das Auslöschen einer Familie beinahe verständlich.
    Sie dachte auch noch nach Tagen und Wochen so, weil weder die Polizei noch eingesetzte Militäreinheiten sich sonderlich Mühe gaben, nach dem Mörder zu fahnden. Man hatte seinen Wagen – aber ohne Fingerabdrücke. Der Wagen war zugelassen in Houston/Texas, also drüben in den USA!
    Wie und wo sollte man da suchen?
    Und trotzdem! Das war kein Gangster, der reihum geschossen hatte in der Hoffnung, im Haus der Taboras genug Geld zu finden. Warum hätte er sonst die Söhne im Maissilo und in der Bananenplantage ermordet? Dafür fand man keine Erklärung.
    Aber Joanna wußte: Wenn sie jetzt auftauchen und sich als einzige Überlebende des Massakers melden würde, dann hatte sie die Chance, höchstens 24 Stunden zu überleben! Wer im Haus und auf den Feldern die gesamte Familie Tabora bis auf sie ausgelöscht hatte, der verfolgte größere Ziele als einen normalen Raub!
    Zunächst blieb Joanna zwei Tage und zwei Nächte lang in der Betonröhre über dem Felsenfluß. Dann kroch sie vorsichtig zurück ins Haus, das von außen versiegelt war, nachdem man die Toten weggeschafft hatte, öffnete das ihr bekannte Geheimfach ihres Vaters im Schreibtisch, holte dort den Tresorschlüssel heraus und räumte den Tresor leer. Es war nicht viel … 35.000 kolumbianische Pesos.
    Don César hatte nie viel davon gehalten, Bargeld im Haus zu haben – trotz Tresor. Er bezahlte lieber bargeldlos mit Scheck. Nur an den Wochenenden kam Geld ins Haus, um die Arbeiter zu entlohnen … und dann stand auch immer ein Polizist mit einer Maschinenpistole im Lohnbüro.
    Noch einmal wartete Joanna zwei Tage und zwei Nächte in der Röhre, bis sie in der Felsschlucht hinunter in den Fluß sprang und dann auf abenteuerlichen Bergpfaden in die kleine Stadt Caucassia kam.
    Hier, an der Straße von Cartagena, einem der wenigen Highways von Kolumbien zu den Häfen an der karibischen Küste, nahm sie ein Lastwagen mit, der Reis an die Küste brachte.
    Der Fahrer, ein Mestize, wollte kein Geld dafür. Er verlangte als Lohn für seine Gefälligkeit lediglich, daß er Joanna an die Brüste fassen durfte. »Vielleicht gefällt es uns, und wir machen mehr!« sagte er grinsend. »Wir können jederzeit in den Wald abbiegen, meine Süße.«
    Es war das erstemal, daß sich Joanna von einem Mann berühren ließ. Der Lastwagenfahrer durfte ihre Brüste betasten, als er ihr aber unter den Rock greifen wollte, schlug sie ihn mit ihrer kleinen Faust auf die Nase.
    »Schon gut«, knurrte der Mestize. »Du bist mir sowieso zu dünn! Ich habe gern was in der Hand. Bei dir reicht's gerade für die Fingerspitzen. Und das andere? Süße, ich würde dich glatt auseinandersprengen! Sei friedlich, Kleine. Ich liefere dich in Cartagena ab … aber wenn du denkst, du könntest da das große Glück machen, mußt du noch zehn Pfund zunehmen. Im Hafenpuff will der Seemann Fleisch sehen – und kein Gerippe!«
    In Cartagena fand Joanna Tabora Unterkunft bei einer Señora Palmar.
    Madame Palmar unterhielt kein Bordell. Sie war vielmehr Besitzerin, Designerin und Stecherin eines Tätowierungssalons. Voller Stolz nannte sie sich ›Künstlerin‹, denn neben den schablonisierten Tätowierungen entwarf sie individuelle Hautverzierungen.
    Es gab keinen Tätowierungswunsch, den Señora Palmar nicht erfüllte. Nur ausgesprochene Obszönitäten

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