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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ihre Sache.«
    »Und nun komme ich aus Texas.«
    »Es gibt viele Menschen mit traurigen Schicksalen …«, sagte César ein wenig spöttisch. Der Mann ist ein Verrückter, dachte er. Wie konnte ihn Bernardo zu mir vorlassen?
    »Ich komme im Auftrag einer der größten Gesellschaften der Welt, die ein reges Interesse an Ihrem Ölvorkommen und Ihren Smaragden hat.«
    »Gestorben!« Tabora winkte ab. »Die Reisespesen hätten Sie sich sparen können.«
    »Bitte, sprechen Sie das Wort ›gestorben‹ nicht so leichtfertig aus, Don César«, sagte Raimondo Vargas. »Meine Firma bietet Ihnen für Ihre Anteile eine Abstandssumme von einhundert Millionen Dollar.«
    »Das ist doch wohl ein schlechter Witz!«
    »In drei Raten. Die erste bei Vertragsunterzeichnung, die zweite bei Beginn der vollen Förderung, die dritte ein Jahr danach.«
    »Total verrückt.«
    »Das sagte ich auch, als man die hundert Millionen ansetzte.« Vargas lächelte freundlich. »Ich hätte fünfzig Millionen für ausreichend gehalten.«
    »Stehen Sie auf, nehmen Sie Ihren Aktendeckel, packen Sie ihn in Ihre Tasche und marschieren Sie hinaus!« sagte César kalt. »Mein Sohn kann Ihnen eine gute Psychiatrische Klinik in Bogota nennen. Ich glaube, Sie haben sie nötig.«
    Raimondo Vargas tat, wie ihm César befohlen hatte.
    Er erhob sich, nahm seinen Aktenordner vom Tisch, steckte ihn aber nicht in seine Tasche, sondern klappte den Deckel auf.
    Eine Pistole mit Schalldämpfer lag darin, und ehe César Tabora Alarm schlagen konnte, starrte er schon in die tödliche Schußöffnung. Sie zielte genau zwischen seine Augen.
    »Meine Organisation«, sagte Raimondo Vargas, immer noch sehr freundlich, »unternimmt keine geschäftlichen Transaktionen, ohne sich vorher genau über den Partner zu erkundigen. Man muß ja schließlich wissen, ob man es mit einer integeren Person zu tun hat. Sie gehören zu den Partnern, Don César, die uns am liebsten sind. Ehrlich, geradeheraus, mutig, risikofreundlich … und in geordneten Familienverhältnissen lebend. Darf ich rekapitulieren? Sie haben keinen Bruder, keine Schwester, überhaupt keine auswärtigen Anverwandten. Ihre hiesige Familie besteht aus Ihrer Frau Gemahlin, aus drei Söhnen, von denen Bernardo im Haus ist, und zwei Töchtern mit Namen Joanna und Reja. – Habe ich jemand vergessen?«
    »Nein!« knirschte Tabora. »Doch ja, mich!«
    »Sie haben Humor, Don César. Die Rechtslage – wir halten viel von juristisch einwandfreier Abwicklung – ist so, daß bei Ihrem Hinscheiden Ihre Frau und die fünf Kinder erben. Und je mehr sich diese Familie verringert, um so mehr erben die Übrigbleibenden. Bliebe nun – rein theoretisch – keiner übrig, wäre also überhaupt kein Erbe mehr vorhanden, verfiele alles dem Staat. Wäre das nicht ein Jammer?«
    Vargas krümmte den Finger, als César eine Bewegung machte.
    »Ganz ruhig, Don César. Keinen Laut, keine Bewegung.«
    Er schob das Aktenstück wieder über den Tisch. »Sie haben noch gute Augen. Bitte, lesen Sie, was da liegt. Na? Ein Paß auf den Namen Amerigo Tabora. Ihr Bruder aus Panama …«
    »Ich habe keinen Bruder …«, keuchte Tabora.
    »Aber doch ja! Hier ist ja sein Paß! Kein gefälschter, ein vollgültiger echter Paß. Ausgestellt vom Paßamt in Panama.«
    »Mit Ihrem Bild, Vargas!«
    »Genau. Ich bin offiziell Ihr Bruder und der Alleinerbe. Sie sehen, die Welt ist voller Kuriositäten, Überraschungen und Unmöglichkeiten, die möglich gemacht werden können. Eine der größten Überraschungen aber, die ein Mensch erleben kann, ist sein plötzlicher Tod. Buenos días, Don César.«
    Die Pistole mit dem Schalldämpfer gab einen leisen, puffenden Laut von sich, ein kleines ›plopp‹.
    César Tabora spürte nur einen heftigen Stoß gegen seine Stirn … als er hinter dem Schreibtisch umfiel, war er bereits tot. Das Loch saß genau zwischen seinen Augen.
    Raimondo Vargas packte den Aktenordner in seine Aktentasche, verschloß sie ohne Eile, nahm seine Visitenkarte vom Tisch, steckte den Paß auf den Namen Amerigo Tabora in die Innentasche seines grauen Maßanzugs und verließ Césars Arbeitszimmer.
    Die Pistole mit dem Schalldämpfer behielt er in der rechten Hand.
    In der Halle des Hauses traf er auf Bernardo, den ältesten Sohn der Familie. Wortlos hob Vargas die Waffe und drückte ab. Bernardo griff sich leise aufstöhnend ans Herz und sank auf die Marmorfliesen.
    Auch er spürte den Sturz schon nicht mehr. Wenn Vargas schoß, handelte es sich um

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