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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Frage. Niemand wird es erfahren!«
    Sie ging um ihn herum zum Tisch, setzte sich auf das Polstersofa und griff zur Flasche. »Jetzt trinke ich auch aus der Flasche«, sagte sie versonnen.
    »Bitte! Besaufe dich!«
    Er sah sie an. Ich lasse dich nicht weg, dachte er. Ich werde um dich mit allen Mitteln kämpfen – und gegen jeden Widerstand! Das ist jetzt kein Pygmaliontick mehr, kein Missionsbewußtsein gegenüber einer Piratin wider Willen … Das ist jetzt einfach die große tiefe Liebe zu einem Menschen, von dem ich weiß, daß er zu mir gehört. Eine Frau, ohne die mein weiteres Leben arm sein würde …
    »Besauf dich, bis du umfällst! In alten Büchern steht, daß man den Piraten vor dem Angriff Rum zu trinken gab, um sie aufzuheizen. Halb besoffen waren sie grausamer … Vor allem aber hemmungsloser! Aber dazu brauchst du ja keinen Cognac …«
    Sie wurde um einen Ton bleicher und verkrampfte die Hände. Sie wußte, er spielte auf die Nacht in dem verrotteten Fischerboot an, am Strand von San Pedro. Diese eine Nacht, diese einzige Nacht, in der sie wirklich zum erstenmal nur ihrem Gefühl gelebt hatte. Vulkanische Leidenschaft in den Armen dieses Mannes, den sie besaß und der doch so unerreichbar war.
    »Weißt du, daß du mich zum Mord reizen kannst?« fragte sie dumpf. »Was willst du auf Saba?«
    »Dort mit dir leben – weiter nichts.«
    »Auf Saba? Unmöglich!«
    »Warum? Leben auf dieser Insel keine Menschen? Ich habe mich informiert: Saba soll einen vollständig erhaltenen altniederländischen Charakter haben. Bottom sieht aus wie eine kleine holländische Stadt, mit Gärtchen um die Häuser, mit sauberen Straßen und mit Frauen, die schöne Spitzendeckchen nach altholländischer Tradition herstellen. Die Männer sind Fischer und Schiffsbauer. Eine Idylle – hinübergerettet aus vergangenen Jahrhunderten. – Warum kann ich da nicht leben? Mit dir?«
    »Du hast eine Tochter!« rief Joanna verzweifelt.
    »Seit sechzehn Jahren!«
    »Sie braucht dich, den Vater!«
    »Ich lebe auf keinem anderen Stern. Ich werde immer für sie da – immer für sie erreichbar sein. Sie hat nie Sorgen gelitten, sie ist aufgewachsen wie eine wertvolle Blume, von allen umsorgt; sie hat bisher nur die Schönheiten des Lebens kennengelernt, bis auf das eine schreckliche Erlebnis mit ihrer Mutter …«
    »Und das vergißt sie nie! Ihre Mutter ist für sie eine Heilige geworden, und jeder, der kommt, um dieses Bild auf eine andere Seite zu hängen, wird bis ins tiefste gehaßt. Ja, Annette haßt mich … abgrundtief!«
    »Ich weiß es doch. Sie hat es ja klar gesagt.«
    »Und trotzdem bist du auf mein Schiff gekommen?«
    »Ich habe Annette geantwortet: ›Werde älter, dann wirst du es verstehen.‹ Und sie wird es begreifen!«
    »So einfach machst du es dir?«
    »Das Leben, Joanna, ist im Grunde genommen einfach und ohne Komplikationen. Nur die Menschen machen daraus ein weltumspannendes Drama oder eine Komödie, ganz, wie es ihnen gefällt. Das liegt wohl in der Natur der Menschen, daß sich ihr Geist gegen einfache Problemlösungen zunächst sträubt. Gäbe es sonst Politiker? – Je komplizierter sie das Zusammenleben der Menschen gestalten, um so mehr werden sie selbst beachtet! Das ist es ja, was mich ankotzt … Verzeih, Liebling … Aber darum möchte ich gerade bei uns alles auf eine einfache Grundformel zurückführen. Und die heißt: Ich liebe dich!«
    »Mein Gott, ich liebe dich doch auch!« sagte sie laut. »Aber ich kann nicht zulassen, daß du Annette dafür aufgibst. Ich weiß, was es heißt, allein … so grauenhaft allein zu sein!«
    »Sie wird eines Tages zu uns kommen.«
    »Eines Tages! Und an dieser Zwischenzeit kann sie seelisch zerbrechen.«
    »Vielleicht ist sie auch schon klüger geworden? Ich glaube, Annette neigt mehr zum Verstandesmenschen. Sie hat wohl das Äußere von ihrer Mutter, aber das präzise Denken hat sie von mir.«
    »Ach? Du kannst präzise denken?« Sie neigte den Kopf und nagte an der Unterlippe. »Was wird sie tun, wenn sie merkt, daß wir beide abgefahren sind?«
    »Zunächst nichts.« Rainherr blickte nachdenklich durch das breite Salonfenster auf die nächtliche, vom Mondschein beleuchtete See. Fast spiegelglatt war das Meer. Das war die Windstille, die frühere Seefahrer genauso fürchteten wie den Sturm. An einer solchen wochenlangen Windstille wäre fast Kolumbus – und damit die Entdeckung Amerikas – gescheitert. »Nichts! Denn sie hat einen Dickkopf wie ihr Vater. Sie wird

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