Geliebte Korsarin
aufregendere Nachricht.
Der Aufruf aus Grand Cayman, ein gestohlenes Schiff mit einem entführten Mann an Bord, der Andreas Rainherr hieß, aufzubringen, beherrschte alle anderen Meldungen.
Sowohl Fernando Dalques, der noch immer nach der ANNETTE I und McDonald suchte, als auch dieser selbst hörten den Aufruf im Radio.
Natürlich empfing auch die ALTUN HA das Anblasen zur Treibjagd … Joanna und Rainherr saßen vor dem Rundfunkgerät und lauschten der Stimme des Radiosprechers. Oben, im Steuerstand, hatte Juan ebenfalls ein Radiogerät eingeschaltet.
»Deine Tochter Annette …«, sagte Joanna, als die genaue Beschreibung des Schiffes nun in der ganzen Karibik bekannt war. »Das ist das Ende, Andres …«
»Jetzt fängt es erst an!« Rainherr stellte das Radio ab. »Ich nehme die Kampfansage an!«
»Es wäre einfacher, nach Grand Cayman zu funken und die Wahrheit zu sagen.«
»Die Wahrheit? Fernando hat das Boot als gestohlen gemeldet. Man weiß, daß eine Joanna Tabora an Bord ist, aber die gibt es ja gar nicht. Du hast einen Paß auf Mary-Anne Tolkins! Wenn man das Boot aufbringt, wird man an Bord eine Kanone und ein Zwillings-MG entdecken … Wie willst du das erklären?«
»Ich sage es ja, wir sind verloren, Andres!«
Joanna lehnte sich weit zurück und schloß die Augen. »Deine Tochter hat uns vernichtet. Das hat sie fabelhaft gemacht. Aus kindlicher Angst …«
»Ich nehme die Herausforderung an!« wiederholte Rainherr laut.
Er setzte sich an das Funkgerät und stellte die Wellenlänge der ANNETTE I ein. Nach mehrmaligem Rufen meldete sich die Stimme des Bärtigen – weit weg. Man mußte den Verstärker ganz aufdrehen, um ihn zu verstehen.
»Hier Rainherr!« rief Andreas. »Holt mir Jim herunter!«
»Zum Teufel, wo seid ihr?« schrie der Bärtige. »Habt ihr schon gehört …? Sie jagen euch wie einen weißen Hai …«
»Wo ist Jim?« rief Rainherr zurück.
»Augenblick!«
Es dauerte eine knappe Minute, dann dröhnte McDonalds gewaltiger Baß aus dem Lautsprecher.
»Doktor! Wo ist unser Käpten?«
»Neben mir. Hören Sie jetzt gut zu, Jim …«
»Nein, hören Sie erst einmal gut zu, Käpten! Wir haben auf den Serrana Banks einen tollen Fang gemacht! Glatte vier Millionen Dollar an Bargeld und Schmuck! So im Vorbeigleiten. Wir haben zum erstenmal D5-Gas angewandt. Hatte ich zufällig bei mir. Funktioniert großartig! Die Leute fallen um wie die Fliegen, aber sind nach zwei Stunden wieder putzmunter. Ohne Nachwirkungen! Ist das ein Erfolg, Käpten? Wenn das so weitergeht, kommen wir am Ziel an und haben das Boot randvoll mit Dollars und Klamotten!«
»Jim! Lassen Sie den Blödsinn!« sagte Rainherr laut.
»Das nennen Sie Blödsinn? Vier Millionen Dollar Blödsinn, Sir? Das große Geld schwimmt uns ja nur so vor der Nase herum! Wenn Sie's nicht brauchen … wir können's anlegen. Wo stecken Sie? Wann stoßen wir zu Ihnen? Haben Sie die Radiomeldungen gehört? Ich denke, mich kitzelt ein Zwerg! Was machen Sie denn auf Cayman Brac? Sie hatten uns doch gesagt …«
»Jim, das ist der letzte Funkspruch, bis wir uns wiedersehen. Wir tauchen unter. Für Sie gilt, was verabredet war. Das Ziel heißt S. Dort treffen wir uns.«
»Dalques sucht uns noch immer mit seinen Raketen!« Jim McDonald lachte dröhnend. »Ihr Boot, Sir, ist doch stabiler, als ich dachte. Es hält gut durch! Wir haben saubere Fahrt gemacht! Wo ist der Käpten?«
»Hier!« sagte Joanna in das Mikrofon.
»Don Fernando ist stinksauer. Er hat Luis de Vegas angehauen, um ihn auf seine Seite zu ziehen. Und was hat Luis geantwortet? ›Werd Schlangenmensch und leck dich selbst …‹ Gut, was? Fernando hat getobt. Aber er ist kaltgestellt. Wenn Sie nach S. kommen, so steht alles zu Ihrem Empfang bereit. Dort sind Sie sicher, Käpten. Und Geld bringen wir genug mit. Sie müssen nur bis dorthin durchbrechen können …«
»Das gelingt uns, Jim!« Dr. Rainherr blickte auf die Uhr. Wenn ein Peilflugzeug sie abhörte, könnte man sie orten …
»Nur wird es etwas länger als geplant dauern, Jim. Gute Fahrt …«
»Sir, noch ein Wort …«, schrie McDonald.
»Ende!«
Rainherr schaltete ab, Joanna umarmte ihn von hinten und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Ihr schwarzes Haar hüllte seinen Kopf ein wie ein Schleier.
Sie sagte: »Das ist nun aus Dr. Andreas Rainherr, dem großen Erfinder, geworden! Der Eigner eines Gespensterbootes, das in der ganzen Karibik gejagt wird! – Hast du das nötig?«
»Ich liebe dich …«
»Wie
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