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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auf und zog ihr Kleid aus. »Was heißt Thule?«
    »Eine Insel im grauen Nordmeer. Die letzten Ostgoten – so sagt die Sage – zogen sich nach der Vernichtung ihrer Heere in Italien nach Thule zurück. Ihren toten König Teja nahmen sie mit.«
    »Ja! Dann nenne unser Schiff Thule.« Sie stand vor ihm, zart, von betörender Schönheit, in einem Mantel aus schwarzem Haar. »Vielleicht kehren wir auch nie mehr zurück …«
    Drei Stunden später rauschte mit hoher Bugwelle, in voller Fahrt, die weiße Motoryacht THULE auf Kuba zu. Die schwedische Flagge wehte am Heck.
    Die ›Jardines de la Reina‹, dieses Korallenparadies südlich des Golfs von Ana Maria, über 180 km lang und 60 km breit, ein Labyrinth von tausend Inseln und Inselchen, Atollen, Riffen und unbewohnten flachen Eilanden, lag noch vier Stunden von ihnen entfernt.
    Vier Stunden größter Gefahr. Vier Stunden, von denen jetzt jede Minute abfiel wie ein klebriger Tropfen. Vier Stunden, die wie ein Teil der Ewigkeit waren.
    »Militärflugzeuge!« meldete Juan nach einer Stunde. »Von Backbord.«
    »Komm!« sagte Rainherr heiser und zog Joanna zum Sonnendeck. Dort schallte aus einem Radio laute Tanzmusik. »Die erste Probe, ob alles klappt!«
    Eine Rotte von Starfightern schoß aus dem blauen Himmel herunter und brauste im Tiefflug über das Meer, dem Boot entgegen. Es waren Jäger aus Jamaika. Heulend rasten sie heran.
    Rainherr hatte Joanna umfaßt. Sie trug ein leuchtend rotes, langes Kleid, und eng umschlungen tanzten sie miteinander auf dem Sonnendeck. Als die Jäger an ihnen vorbeidonnerten, winkten sie lachend hinauf, ohne den Tanz zu unterbrechen.
    Deutlich wehte die schwedische Flagge am Heck. Die Buchstaben THULE leuchteten in der Sonne auf dem weißen Schiffsrumpf.
    Noch einmal kamen die Jäger zurück, heulten an dem Schiff vorbei und stießen dann fast senkrecht in den wolkenlosen blauen Himmel.
    »Gelungen!« sagte Rainherr und drückte Joanna noch fester an sich.
    Sie begann plötzlich zu schluchzen. Die ungeheure Nervenspannung löste sich in einem Weinkrampf. »Sie haben uns erkannt! Sie werden jetzt melden …«
    »Nein! Sie haben es uns abgenommen! Sie werden melden: Schwedisches Boot mit Kurs Nord-Ost. Uninteressant! Wie gut, daß Starfighterpiloten keine Geschichtsexperten sind! Schweden und Thule – das paßt nämlich gar nicht! Thule gehört zu Island …«
    »Und das sagst du erst jetzt?« schluchzte sie.
    »Weißt du überhaupt, wo Island liegt?«
    »Nein.«
    »Siehst du! Und die, die uns suchen, wissen es auch nicht.« Er umfaßte sie und küßte ihr die Tränen aus den Augen. »Noch drei Stunden, Liebling, und wir sind in den Gärten der Königin! Heute nacht werden wir unter Orchideen schlafen …«
    Sie erreichten ihr Ziel bei einem Abendrot, das diese ganze Zauberwelt aus Koralleninseln, Riffen, Blumengärten und ins Meer hineinwachsendem Dschungel mit einer goldenen Haut überzog. Joanna war es, als führen sie in eine unirdische Traumwelt hinein.
    Die See schillerte von grün, rot bis orange, die Inselchen mit ihren tropischen Bäumen und Sträuchern, in denen sich die Orchideen und Bougainvilleas in allen Farben und mit riesigen Blüten emporrankten, bildeten ein fast undurchdringliches Paradies mit unzähligen, schmalen und breiteren Wasserläufen, durch die man fast lautlos glitt, nur begleitet von dem leisen Plätschern des goldenen Wassers an der Bordwand und den hier gedämpft klingenden Lauten der Natur: Kreischen der Papageien, Quaken der Ochsenfrösche, Schwirren der Kolibris, Warnrufe kleiner gefleckter Affen – es war, als sei hier alles Leben nur dem Frieden zugetan und jeder übermäßig laute Ton störe die paradiesische Schönheit …
    Joanna und Andreas saßen vor dem Steuerhaus in zwei Korbsesseln und ließen sich von Juan in diese Zauberlandschaft fahren.
    Noales, der die Karibik wie kaum ein anderer Seemann kannte, tastete sich mit Hilfe von Radar- und Sonarecho durch das Labyrinth der Inselchen und Korallenriffe. Es war eine geradezu artistische Leistung, in das Innere der Gärten der Königin vorzudringen, ohne mit den tückischen Riffen in Berührung zu kommen.
    Nach einer halben Stunde glitten sie mit gedrosseltem Motor mitten durch den Märchenwald aus Mangroven und Riesenfarnen, Blüten und Wasserrosen, umflossen vom Licht der versinkenden Sonne, das blutrot den ganzen Himmel und das ganze Land überzog.
    Die beiden waren stumm vor Staunen und Ergriffenheit. Es gibt eine Schönheit, wie nur die

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