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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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die Härte nehmen sollten. Vielleicht lag es daran, dass er als Kind auf den Straßen Bristols gelebt hatte. Er hatte sich auf rauerem Pflaster durchschlagen müssen als in einem Londoner Boxring.
    Als Weston zum nächsten Treffer ausholte, wich Mark aus, packte Westons geballte Rechte und ließ ihn zu Boden gehen.
    Weston lag da wie ein Fisch auf dem Trockenen und schnappte nach Luft. Mark stand lässig an einen Baum gelehnt und wartete.
    „Das war unfair. Sie haben mir ein Bein gestellt“, schnaufte Weston. „Bilden Sie sich bloß nicht ein, so könnten Sie mich schlagen.“
    Mark brauchte sich nicht lange auf die nächste Runde zu gedulden. Schon stand Weston wieder auf den Beinen. Marks Lächeln schien ihn zu provozieren. Mit Gebrüll stürzte er sich abermals auf ihn. Mark stand nicht der Sinn danach, sich mit dem Mann zu prügeln. Wieder trat er beiseite, packte den andern fast beiläufig beim Arm. Weston hatte Kraft, das ließ sich nicht leugnen. Und er war schnell – weshalb es auch nicht wunder nahm, dass sein Lauf nicht zu bremsen war und er frontal in den Baum prallte, an dem Mark eben gelehnt hatte.
    Ansporn und Jubelrufe wurden um sie herum laut.
    Und Mark war noch nicht einmal außer Atem.
    Langsam drehte Weston sich um. Er war etwas wackelig auf den Beinen. Mit einer Hand tastete er nach seiner Nase, nach seinem Mund, dann spuckte er aus – und starrte ungläubig auf den Zahn, der mit herausgeflogen war.
    „Du gottverdammter Schweinehund“, fluchte er und ging erneut zum Angriff über. Diesmal war er vorsichtiger und hielt mehr Abstand. Und doch, als er das nächste Mal vorschnellte, trat Mark geschwind hinter ihn und rammte ihm seinen Ellenbogen in den Nacken. Noch während Weston zu Boden ging, packte Mark seinen Arm und riss ihn nach oben. Deutlich meinte er den dumpfen Laut zu hören, mit dem Westons Schulter aus dem Gelenk kugelte.
    Eins musste man Weston lassen: Er schrie nicht, sondern verzog nur schmerzlich das Gesicht. „Pax“, flüsterte er. „Pax. Aufhören, bitte. Wenn ich das gewusst hätte …“ Geschlagen schlich er davon und ließ sich an einen Baum sinken.
    Mark folgte ihm.
    „Es ist mein Ernst, Sir Mark.“ Weston sprach so leise, dass Mark ihn kaum verstehen konnte. „Ich gebe auf. Ich gebe mich geschlagen.“
    Dunkel konnte Mark sich an das letzte Mal erinnern, da er völlig die Beherrschung verloren hatte. Es war in Eton gewesen, und er hatte sich mit Mitschülern geprügelt, die als gemeine Raufbolde galten und alle schikanierten. Er hatte sie geschlagen, allesamt. Sie hatten um Gnade gefleht, aber er hatte nicht aufhören können. Noch Jahre später hatte er sich seines unbeherrschten Zorns geschämt. Er hatte gelernt, sein Temperament und seine Leidenschaften zu fürchten. Sie waren ihm steter Beweis, dass auch er jener Maßlosigkeit verfallen konnte, die seine Mutter zugrunde gerichtet hatte.
    Doch nun, als er Weston so vor sich kauern sah, ging ihm noch etwas anderes auf. Nachdem er die Jungen in Eton verprügelt hatte, war Ruhe gewesen. Nie wieder hatten sie sich an Schwächeren vergriffen. Er hatte sich ganz grundlos geschämt. Gerechter Zorn konnte durchaus sein Gutes haben. Manches Übel ließ sich nur aus der Welt schaffen, indem man Gleiches mit Gleichem vergalt. Eine befreiende Erkenntnis. Und so ließ er seinen Gefühlen freien Lauf, sah nicht länger ein, warum er sie hinter die imaginäre Glaswand bannen und sich beherrschen sollte. Drohend baute er sich vor Weston auf.
    „Ich weiß über alles Bescheid“, sagte er mit gefährlich ruhiger Stimme. „Ich weiß, was Sie Jess Farleigh angetan haben.“
    „Was ich Ihr angetan habe?“ Weston lachte kurz auf. „Ich habe sie angeheuert, um Sie zu verführen, und das elende Miststück hat sich mit meinem Geld …“
    Mark packte den Mann beim Schopf und riss an seinem Haar. Weston jaulte vor Schmerz auf. „Ich spreche von dem Tee“, zischte Mark.
    „Autsch!“ Vergebens versuchte Weston, seinem Griff zu entkommen. „Himmelherrgott, fängt sie immer noch mit dieser alten Geschichte an? Ich habe ihr nur die Qual ersparen wollen, die Entscheidung selbst treffen zu müssen.“
    „Sie haben sie der Entscheidung beraubt. Sie hätten sie beinah umgebracht!“
    „Das war ein Versehen.“
    Mark rauschte das Blut in den Ohren. Er packte Westons Kopf und knallte ihn gegen den Baumstamm.
    „Au!“, stöhnte Weston. „Sie können den Posten haben. Was schert mich die Kommission. Aber hören Sie endlich auf, ehe

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