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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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schnell aufgespürt; zu sehr war Weston ein Gewohnheitstier, als dass er ihm hätte entkommen können.
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, und Weston durchquerte im Laufschritt den Hyde Park, als Mark ihn stellte. Ironie des Schicksals, dass der gute Mann sich auf dem Weg zu einem Treffen befand, welches ihm den Posten in der Armenkommission sichern sollte. Lefevres Rückzug war heute bekannt gegeben worden; die Nachfolge sollte bald geregelt sein.
    „Weston“, rief Mark über die weite Rasenfläche.
    Weston blieb stehen und drehte sich mit fragender Miene um. Seine anfängliche Verwunderung wich Irritation, als er Mark auf sich zuhalten sah. Er presste die Kiefer aufeinander, zog die Mundwinkel herab.
    „Sir Mark.“ Er ließ es wie eine Beleidigung klingen.
    Doch seit Mark gestern Abend Jessicas Geschichte gehört hatte, wäre ihm jedes Wort aus Westons Mund wie eine Beleidigung erschienen. Entschlossen ging er auf Weston zu. „Wie ich höre, haben Sie Interesse an der Kommission.“
    Weston schaute grimmig und verschränkte die Arme vor der Brust. Zu dieser Stunde promenierten zahlreiche Spaziergänger im Park. Mark war sich darüber im Klaren, dass seine Anwesenheit Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Genau das hatte er erhofft. Mit einem Mal war er ganz ruhig. Er wusste, dass nun alles seinen Gang nahm, und ließ sich treiben.
    Lange würde er nicht warten müssen.
    „Was geht es Sie an?“, knurrte Weston.
    Mark lächelte. „Ich werde dafür sorgen, dass Sie den Posten nicht bekommen.“
    „Na, das will ich sehen, Sie scheinheiliger Tugendbold.“
    Mark bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Meinen Sie nicht, man könne sich für den Umstand interessieren, dass Sie eine Frau angeheuert haben, um mich zu verführen? Das wäre ein interessanter Nachtrag zu der jüngst veröffentlichten Serie. Doch wie wäre es dann um Ihre Reputation bestellt?“
    „Ich …“ Weston sah sich um und senkte die Stimme. „Das können Sie nicht beweisen.“ Er schluckte und setzte – etwas verspätet – nach: „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.“
    „Oh, ich könnte es sehr wohl beweisen“, sagte Mark. Aber er würde es nicht tun. Er wollte Jessica in dieser Angelegenheit nicht unnötig in den Mittelpunkt rücken. Sie würde sonst auf immer mit Westons Namen verbunden sein, und das hatte ihr nun wahrlich noch gefehlt.
    „Wie viel Macht hätten Sie wohl“, sagte Mark, „wenn die Leute erst um Ihre wahre Natur wüssten? Ein Mann, der zu feige ist, sich selbst die Hände schmutzig zu machen, der eine Frau anheuert, für ihn die Drecksarbeit zu erledigen, und sie hernach noch um den verdienten Lohn bringt?“
    Weston machte einen Schritt vor und ballte die Fäuste. „Ich bin kein Feigling. Legen Sie sich nicht mit mir an, Sir Mark. Ich warne Sie.“
    „Verstehe.“ Mark lächelte milde. Er hatte auch nicht vor, den Streit zu beginnen. „Das dachte ich mir schon. Sie haben Angst, fühlt man sich doch längst nicht mehr so stark, wenn man einen Gegner vor sich hat, der einem gewachsen ist.“ Seine Ruhe war nur trügerisch, in ihm war unbändiger Zorn, der sich seiner bemächtigt hatte. Aber sein Plan ging auf. Fast meinte er den Augenblick auszumachen, da es um Westons Beherrschung geschehen war. Er sah ihn die Hand zur Faust ballen, sah ihn ausholen … Mark hätte einen Schritt beiseitetreten, hätte Westons Schlag ausweichen können, so deutlich sah er alles auf sich zukommen.
    Aber dann wären nicht alle im Hyde Park Anwesenden Zeugen geworden, wie Weston ihn scheinbar grundlos geschlagen hatte. In seiner unendlichen Wut spürte Mark kaum den Schmerz. Sein Kopf flog zurück, die Wucht des Aufpralls warf ihn zu Boden. Über sich sah er das Geäst der Bäume, grünes Laub, das in den blauen Himmel ragte. Um ihn her hörte er Rufe der Entrüstung, Leute wandten sich um, wollten ihm zu Hilfe eilen.
    Behände sprang Mark auf.
    „Ich boxe – mehrmals die Woche“, ließ Weston ihn wissen und hob die Fäuste. „Ich schieße auch. Das war erst ein kleiner Vorgeschmack. Ich hatte Sie gewarnt.“
    „Ich boxe überhaupt nicht“, erwiderte Mark. Ganz still stand er da, der Gegensatz zum unruhig auf den Zehenspitzen wippenden Weston hätte größer nicht sein können. „Ich hatte auch nicht vor, neuen Streit mit Ihnen anzufangen. Eher hatte ich gehofft, einen alten beizulegen.“
    Mark hatte nie die Notwendigkeit gesehen, das Boxen zu erlernen – unabhängig von der Tatsache, dass neue Regeln galten, die dem Sport

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