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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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noch genau. Davies war … nun ja, berüchtigt gewesen. Er galt als Draufgänger, der sich nur zu oft über Mark lustig gemacht hatte.
    „Soll das ein Scherz sein?“, fragte Mark.
    Pruwett-Davies griff über den Tisch und riss seine Brille an sich. Mit verschnupfter Miene setzte er sie sich wieder auf. „Ein Scherz?“ Er klang beleidigt. „Ich habe mein Leben – zumindest das letzte Jahr – ausschließlich der Brigade Männlicher Keuschheit gewidmet. Ich habe die BMK aufgebaut, von Grund auf. Und ohne jedwede Unterstützung von Ihnen, wie ich betonen möchte.“
    „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Sie früher waren.“
    „Ich weiß selbst, wie ich früher war.“ Er barg sein Gesicht in den Händen. „Bitte erinnern Sie mich nicht daran. Ich war ein Dummkopf, ein törichter, unverantwortlicher Idiot.“ Er seufzte schwer und ließ die Schultern hängen.
    Fast hätte er Mark leidgetan.
    „Es war mein Ernst“, murmelte Pruwett-Davies hinter seinen Händen, „als ich sagte, dass Sie mich gerettet hätten. Zugegeben, ich hatte mir Ihr Buch nur in der Absicht gekauft, herzlich darüber zu lachen. Doch schon nach dem ersten KAPITEL war mir nicht mehr nach Lachen zumute. Ich habe mich so geschämt! Ihr Buch hat mir die Augen geöffnet. Wie konnte ich mich einen Mann nennen? Ich war es nicht wert, einer zu sein. Nichts hatte ich zuwege gebracht, außer mich zu amüsieren und meinen Unterhalt zu verpulvern. Nachdem ich es gelesen hatte, versuchte ich mich der Wohltätigkeit zu verschreiben – vergebens. Niemand, der gute Werke tat, wollte etwas mit mir zu tun haben. Wie sich zeigte, war mein Ruf ruiniert.“ Pruwett ließ die Hände sinken und straffte die Schultern. „Und so nahm ich den Mädchennamen meiner Mutter an und suchte mir einen Vornamen aus der Bibel. Nicht dass wir uns falsch verstehen, ich habe eine amtliche Bekanntmachung in die Zeitung setzen lassen – mein Name ist rechtens, das ist nicht nur eine Laune. Peter Davies wusste nichts mit seinem Leben anzufangen, er hat sich zum Gespött gemacht. Jedidiah Pruwett hingegen, er hatte eine Berufung. Ihnen habe ich das zu verdanken. Sie haben meinem Leben einen Sinn gegeben, und den werde ich mir nicht nehmen lassen.“
    „Nun“, meinte Mark, „das habe ich auch keineswegs vor. Ich wollte nur … Ihren Eifer ein wenig dämpfen. Und verhindern, dass andere darunter leiden müssen.“
    Umständlich rückte Pruwett seine Brille zurecht. „Vielleicht ist die BMK ein wenig übers Ziel hinausgeschossen. Doch was soll ich sonst anfangen mit meiner Zeit?“
    Mark lehnte sich zurück. Irgendwie konnte er ihn ja verstehen, auch wenn ihm wenig der Sinn danach stand, Mitgefühl für ihn zu empfinden. Die BMK hatte Mark das Leben zur Hölle gemacht; Peter Davies war eine Plage gewesen. Aber irgendwie tat der Bursche ihm jetzt wirklich leid.
    „Eigentlich“, sagte Mark, „haben Sie Ihre Sache sehr gut gemacht. Wie viele Mitglieder hat die BMK jetzt?“
    „Mehrere Tausend.“
    „Und Sie haben die Satzung geschrieben, haben die Treffen vorbereitet und abgehalten, haben sich um den Druck von Mitteilungen und Pamphleten gekümmert. Das ist viel Verantwortung.“
    Pruwett nickte, schien indes kaum beschwichtigt. „Zudem habe ich die regelmäßigen Gruppengespräche organisiert sowie das System gegenseitiger Berichterstattung. Nur so kann man die Leute in der Spur halten, müssen Sie wissen. Ich möchte meinen, dass ich etwas verändert habe. Aber eigentlich wollte ich nur eine Chance, um mich zu beweisen. Da niemand bereit war, mir eine zu geben, musste ich mir selbst etwas einfallen lassen.“
    Nachdenklich legte Mark den Kopf zur Seite und betrachtete den Mann, und auf einmal kam ihm eine Idee – eine fantastische, geradezu grandiose Idee.
    „Pruwett“, sagte er, „liegt Ihnen die Sache der Keuschheit ganz besonders am Herzen, oder wollen Sie einfach nur etwas Gutes tun?“
    „Ich … weiß nicht, Sir … ich meine …“ Pruwett knetete seine Hände. „Sir, ich habe ja versucht, etwas anderes zu machen. Irgend etwas anderes. Aber niemand wollte mich haben. Sie könnten jemanden wie mich nicht gebrauchen, hieß es immer.“
    Mark lächelte zufrieden. „Da täuschen Sie sich, Mr Pruwett“, sagte er. „Ich könnte Sie sehr gut gebrauchen. England braucht Sie. Ich würde Sie gern jemandem vorstellen, der einen sehr interessanten und verantwortungsvollen Posten für Sie hätte.“
    Bis Jessica am Abend in ihre Wohnung zurückkehrte, hatte

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