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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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war nichts Achtbares je von Dauer gewesen. Sie konnte das Gute nicht bewahren, ja, es war fast, als richte sie selbst es immerfort zugrunde. Er würde sie nicht retten können – sie aber würde ihn zerstören.
    Bis Mark schließlich zu ihr kam, hatte sie sich in eine regelrechte Panik hineingesteigert. Sie wäre längst auf und davon, damit sie ihn niemals wiedersähe, vor ihrem eigenen Verlangen konnte sie aber nicht flüchten.
    Als er sie anlächelte, wich alle Kälte von ihr. Er nahm ihre Hände, und sie fühlte sich sicher. Sie wusste, es war nur ein Wunschtraum, eine Illusion, an die sie glauben wollte, weil sie jeden Trost gebrauchen konnte, so vergänglich er auch sein mochte.
    „Ich habe ausgezeichnete Nachrichten“, sagte er vergnügt. „Ich habe einen geradezu idealen Bewerber für die Armenkommission gefunden. Weder Weston noch ich taugen für den Posten. Doch glücklicherweise gibt es einen jungen Burschen, der voller Eifer ist und nur darauf brennt, Gutes zu tun, und zudem einiges an organisatorischer Erfahrung vorweisen kann. Er erfreut sich sogar einer gewissen Bekanntheit und Popularität. Ich brauchte ihm nur den Vorschlag zu unterbreiten und die nötigen Kontakte herzustellen. Somit gibt es nichts mehr, was mich nun in London hält. In drei Tagen heiraten wir – und dann …“
    „Heiraten?“, rief sie ganz außer sich. „In drei Tagen?“
    „Aber ja, wie oft muss ich es noch sagen? Sei unbesorgt. Dir kann nichts geschehen.“
    Nein, aber ihm. Sie würde ihn ruinieren. Sie würde seine Familie ruinieren. Sie würde der Keil sein, mit dem Weston alle familiären, alle wohlwollenden Bande auseinandertrieb.
    „Wie auch?“, sagte er. „Ich liebe dich. Daran hast du hoffentlich keine Zweifel.“
    Nein, das hatte sie nicht. Sie wusste, dass er sie liebte, und das machte ihr vielleicht am meisten Angst. Es war ein Wunder, das sie immer noch nicht recht begreifen konnte. Wie konnte es geschehen, dass Londons begehrtester Junggeselle sich ausgerechnet in sie verliebt hatte? Wie sehr musste es wehtun, wenn er aufhörte, sie zu lieben, wenn er sich von ihr abwandte, weil er erkannte, um welchen Preis diese Liebe nur zu haben war, wenn er ihr Vorhaltungen machen würde, was sie ihn und seine Familie gekostet hatte …
    „Mark“, sagte sie mit schwacher Stimme. „Hör mich an. Du kannst die Welt nicht ändern. Ich …“
    „Du bist die Frau, die mich im Zielschießen besiegt hat, die mich in Grund und Boden reden kann – und das liebe ich an dir. Ich liebe dich, Jessica. Und ich glaube, du liebst mich auch. Worauf sonst kommt es an?“
    „Du bist der Bruder eines Dukes. Ein Ritter Ihrer Majestät. Und ich bin eine Hure.“
    Er packte sie beim Handgelenk. „Nenn dich nicht so. Ich ließe niemals zu, dass jemand anderes so über dich spricht. Warum soll ich dann dir es gestatten?“
    „Gut, nennen wir mich eben eine gefallene Frau.“
    „Glaubst du, das würde etwas für mich verändern? Meine Mutter hat immer gesagt, es gäbe keine gefallenen Frauen. Dafür aber Männer, die sie gestoßen haben.“
    Bei dem Blick, mit dem er sie ansah, hätte sie schreien mögen. Aber nun konnte sie wenigstens widersprechen. Er täuschte sich, außerdem war ihr nach Streit zumute. Sie kam nicht an gegen die Dunkelheit, die sie wieder erfüllte.
    Jessica holte tief Luft und gelangte zu einer Erkenntnis. Gewinnen könnte sie gegen George Weston nicht, aber sie könnte ihm das Spiel verderben. Wenn Mark von ihr ginge, wenn er sie einfach verließe … Weston könnte ihm nichts anhaben. Alle Anspielungen, die er machen würde, alle Anzüglichkeiten schriebe man einfach Westons Eifersucht zu. Es war eigentlich ganz einfach. „Nein, Mark. Mich hat niemand gestoßen. Ich bin gefallen.“
    „Aber du wurdest verführt, Jessica. Und dein Vater – dein eigener Vater! – hat dich verstoßen und als tot ausgegeben.“
    „Ich wurde verführt, doch ich wurde nicht gezwungen“, erwiderte Jessica ruhig. „Ich hätte Nein sagen können.“
    „Du warst vierzehn.“
    „Genau, ich war vierzehn. Alt genug, um zu wissen, was ich tat. Du selbst warst der Meinung gewesen, du hättest im Alter von zehn Jahren zwischen richtig und falsch unterscheiden müssen. Ich wusste genau, was dieser Mann tat, und ich ließ es geschehen.“ Sie sah ihn an und drängte ihn stumm, ihr zu glauben. Wenn er jetzt ginge, wäre sie im Nu verschwunden. Sie würde die Stadt verlassen. Weston würde vergeblich auf sie warten, und Marks Reputation

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