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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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nähme keinen Schaden. Er würde es überleben, und seine Familie würde ihm helfen, über sie hinwegzukommen.
    „Aber …“
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Ich will diesen Mann nicht von aller Schuld freisprechen, aber es war letztlich meine Entscheidung. Ich wollte fallen. Es war meine Entscheidung, mit ihm nach London zu gehen. Es mag töricht und falsch von mir gewesen sein, aber du minderst mich herab, wenn du mir die Verantwortung für mein Handeln absprechen willst. Du würdest es so aussehen lassen, als sei mir alles nur zugestoßen, als hätte ich nichts dagegen tun können.“
    „Jessica“, sagte er, nun sichtlich verwirrt, „ich wollte doch nicht sagen, dass du keiner eigenen Entscheidung fähig bist, sondern nur …“
    „Was soll ich denn denken, wenn du mich für so rein und unberührt wie frisch gefallenen Schnee hältst? Ich war kein Kind, Mark. Ich wusste, was ich tat. Wenn du mir die Verantwortung für meine Entscheidungen abnimmst, sprichst du mir auch die Fähigkeit ab, welche zu treffen. Ich bin kein kleines Mädchen, das vor dem bösen Wolf gerettet werden muss. Ich bin eine erwachsene Frau. Es steht dir nicht zu, meine Probleme lösen zu wollen, ohne mich auch nur um meine Meinung zu fragen.“
    Sie brauchte ihren Zorn nicht einmal vorzutäuschen. Sie war wütend – wütend, dass es wieder nicht sein sollte, dass das Glück sich ihr einmal mehr entzog.
    Irritiert schüttelte er den Kopf. „Jessica, ich will dir doch nur helfen.“
    Das wusste sie. Wenn sie ihm Westons Brief zeigte, würde er gewiss sofort zur Tat schreiten. Genauso gewiss war indes auch, dass Weston aller Welt die Wahrheit verkünden würde.
    „Du kannst nicht ändern, wer oder was ich bin“, fuhr sie fort. „Du kannst mich allenfalls ein paar Tage glauben machen, dass jemand jemals etwas anderes als eine Hure in mir sehen könnte. Und was wird geschehen, wenn all das als die Illusion enthüllt wird, die es ist? Dann stehe ich wieder mit leeren Händen da, klein und nichtig wie zuvor. Nur dass diesmal auch du es erkennen und dich meiner entledigen wirst.“
    „Hör auf.“ Er fasste sie bei den Schultern. „Hör endlich auf damit. Könnte ich mich deiner so einfach entledigen, hätte ich es vor Wochen getan. All die Jahre habe ich vergebens auf die Frau gewartet, mit der ich mein Leben verbringen wollte. Jetzt habe ich sie gefunden. Hör auf, dich verrückt zu machen. Ich liebe dich.“
    Doch das machte alles nur schlimmer. Nun hatte sie erst recht das Gefühl, ihn zurückweisen, gegen ihn ankämpfen zu müssen. Wenn sie ihm jetzt vertraute, was würde es bringen? Alles Gute, was hätte sein können, würde ihr nur wieder genommen. Mit ihrer eigenen Enttäuschung könnte sie leben, mit der seinen nicht.
    „Du glaubst nur, mich zu lieben. Du liebst dieses Wunschbild einer perfekten Frau, der von der Gesellschaft übel mitgespielt wurde. Doch das bin ich nicht. Du liebst nicht mich . Ich habe Fehler gemacht, ich habe falsche Entscheidungen getroffen, ich habe mich zu dem gemacht, was ich bin – niemand anderers. Ich bin es, die allen Widerwärtigkeiten zum Trotz ihr Leben gelebt, die alle Anfeindungen überlebt hat. Du bekennst dich zu deinen Sünden, aber die meinen willst du mir nicht zugestehen.“
    „Jessica.“ Mark hob beschwichtigend die Hände.
    „Ich habe meinen Lebensunterhalt damit verdient, Männer zu manipulieren, sie dazu zu bringen, viel Geld für etwas auszugeben, das sie für ein paar Shilling am Hafen hätten bekommen können. Wenn du nicht auch das in mir sehen kannst, dann nur, weil du nicht genau hinsiehst. Du willst es nicht sehen. Du liebst ein Trugbild.“
    „Du musstest überleben. Wer will es dir verdenken? Ich gebe dir keine Schuld.“
    „Aber warum nicht?“, flüsterte sie, der Verzweiflung nah. „Wenn doch ich selbst mir die Schuld gebe.“
    Als sie an jenem Tag versucht hatte, ihn zu verführen, hatte er ihr mit einem unbefangenen Grinsen versichert, dass er sich eigentlich ganz gern möge. Nun wusste sie, was er damit meinte. Er war mit sich im Reinen. Und das, mehr noch als Weston, mehr noch als ihre Reputation und all ihre Ängste, was die Zukunft bringen möge, schien ihr auf einmal der unüberwindbare Unterschied zwischen ihnen.
    Sie liebte ihn. Aber sich selbst würde sie niemals lieben. Und sie ertrug es nicht, so lange bei ihm zu bleiben, bis sein Respekt für sie schwände, bis er sie mit denselben Augen sähe wie sie sich selbst. Lieber wollte sie sich die

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