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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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erwiesen hatte, rief er einen Diener herbei. Schweigend verfolgten sie, wie der den Rest aufwischte.
    „Tragen Sie sich mit dem Gedanken, eine aktivere Rolle bei der BMK zu übernehmen?“, fragte Pruwett schließlich. „Wir würden uns sehr freuen, Sie in unserer Mitte zu haben.“
    Erfreut sah er indes nicht aus. Vielmehr wirkte Pruwett unglaublich nervös.
    „Ich empfinde großen Respekt für Sie“, setzte er nach, und das glaubte Mark ihm aufs Wort.
    „Ich fühle mich geschmeichelt, zumal ich nicht damit gerechnet hätte, dass überhaupt jemand sich mein Buch zu Herzen nimmt, ganz zu schweigen von wahren Heerscharen junger Männer.“ Mark beobachtete sein Gegenüber eindringlich. „Haben Sie vielen Dank, doch – und es betrübt mich, das sagen zu müssen – die BMK entspricht nicht meinen Vorstellungen.“
    Anders als erwartet, schien Pruwett fast erleichtert, das zu hören, und entspannte sich ein wenig. „Umso mehr freut es mich, dass wir uns endlich begegnet sind. Ich verspreche auch, nichts mehr zu verschütten, wenn Sie noch etwas mit mir trinken.“
    Mark seufzte. „Nun, ich weiß nicht genau, wie ich es sagen soll. Mir ist bewusst, dass Sie nur die besten Absichten haben. Aber als ich sagte, die BMK entspräche nicht ganz meinen Vorstellungen, meinte ich … nun ja, dass mir missfällt, was Sie da tun.“
    Pruwett erbleichte. Mark fühlte sich schäbig, aber manchmal war es am besten, nicht unnötig lange um eine Sache herumzureden, wenn man etwas erreichen wollte.
    „Laut der Satzung der BMK sind Frauen der Feind, den Männer um jeden Preis meiden sollten. Diese Einstellung ist im Grunde die Wurzel des Problems.“
    „Bei allem Respekt, Sir, aber das war nicht meine Absicht. Es ging mir vor allem darum, Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln, etwas zu finden, das Männer von Anstand und Moral verbindet.“
    „Ja, aber auf Kosten der Frauen, indem Sie sie beleidigen, verleumden und ausschließen.“ Mark runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht, warum Sie nicht einfach … Weshalb braucht es einen Club, um keusch zu bleiben?“
    „Damit Männer gemeinsam etwas unternehmen können. Sonst bleiben nur wieder die Bordelle, um zusammen Spaß zu haben.“
    „Und was soll Spaß daran machen, andere Mitglieder wissen zu lassen, vor wie vielen Tagen man zuletzt unkeusch war?“, fragte Mark mit einem verständnislosen Kopfschütteln.
    „Dabei geht es wiederum nicht um Spaß, sondern um Maßstäbe der Rechtschaffenheit.“ Pruwett rückte seine Brille zurecht. „Ohne diese gäbe es nichts als Heuchelei. Die Treffen, die geheimen Handzeichen, Sir, all das dient dazu, die Männer zu einen, in ihnen den Wunsch zu wecken, der Keuschheit den Vorzug zu geben über … über die Verderbnis.“
    „Ah“, sagte Mark. Irgendetwas irritierte ihn zutiefst an des jungen Mannes Augen.
    „Sehen Sie sich doch um.“ So langsam kam Pruwett richtig in Fahrt. „All diese Männer hier, sie haben etwas zu tun. Es sind die Erstgeborenen. Aber denken Sie an die Zweit- und Drittgeborenen, junge Männer, die zu viel Geld, zu viele Freiheiten und zu wenige Verpflichtungen haben. Sie haben keinen Platz im Leben, keine Berufung, und deshalb verschwenden sie es und fallen dem Laster anheim. Ohne Ziel und Sinn leben sie dahin. Einen Sitz im Parlament werden sie nie einnehmen, nie einem Ausschuss angehören. Nichts können sie vorweisen, einzig ihren guten Namen und ein Leben voller Ausschweifungen. Diesen Männern wollte ich eine Aufgabe geben, damit ihr Dasein einen Sinn hätte.“ Er schluckte. „Vor allem wollte ich mir selbst eine Aufgabe geben.“
    „Wollen Sie damit sagen, Sie hätten die BMK gegründet, weil Ihnen langweilig war?“
    Pruwetts Augen weiteten sich hinter seinen Brillengläsern. Und nun wusste Mark auch, was ihn eben so irritiert hatte. Für gewöhnlich ließen Brillengläser die Augen eines Menschen kleiner oder in eulenhafter Vergrößerung erscheinen. Pruwetts Augen hingegen waren normal groß.
    Mark streckte die Hand aus und nahm ihm die Brille ab, hielt sie sich vor die Augen.
    „Sir …“
    „Das ist Fensterglas“, stellte Mark fest und sah zu Pruwett hinüber. Ohne die Brille im Gesicht wirkte seine Nase viel größer. Mark versuchte, sich den Bart wegzudenken … „Davies?“, fragte er ungläubig. „Peter Davies?“
    Pruwett – oder Davies? – sank auf seinem Stuhl zusammen. Nichts war von seiner Haltung geblieben. Natürlich hatten ihre Wege sich in Oxford gekreuzt! Mark erinnerte sich

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