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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Kirchgang nach Hause zu begleiten.“
    Darauf wusste sie nichts zu sagen.
    Er zwinkerte ihr zu. „Bis dann.“

7. KAPITEL
    A ls es am folgenden Tag an Jessicas Tür klopfte, tat ihr Herz einen kleinen Sprung. Die Nachbarn besuchten sie nicht, Lieferungen erwartete sie keine, und der Briefträger hatte sich noch nie zu ihrem Haus verirrt.
    Wenngleich der Name, den das Mädchen ihr zuflüsterte, ihr bekannt vorkam, wusste sie ihn doch nicht einzuordnen. Leicht irritiert folgte sie ihrer Dienerin ins vordere Zimmer, wo ein kleiner, schmächtiger Mann Platz genommen hatte. Sein Haar war rotbraun und wuchs ihm vor allem in Form eines buschigen Schnurrbarts. Sein Rock war zerknittert, die Krawatte schlampig gebunden. Als er sie sah, runzelte er die Stirn und warf einen Blick auf seine Taschenuhr – als sei sie zu spät zu einer Verabredung gekommen.
    Er steckte die Uhr wieder ein, klopfte auf seine Rocktasche, als wolle er sich vergewissern, dass sie noch da sei, und bequemte sich endlich, sich von seinem Stuhl zu erheben.
    „Kann ich etwas für Sie tun?“, fragte Jessica.
    „Das wage ich zu bezweifeln“, kam es gereizt zurück. „ Sie für mich ? Ha.“
    Den Mund hatte er grimmig zusammengepresst, die Schultern hochgezogen. Er hätte bedrohlich wirken können, wäre er nicht einen halben Kopf kleiner gewesen als sie.
    Jessica war einiges an Beleidigungen gewohnt, nicht indes in ihren eigenen vier Wänden.
    „Dann verzeihen Sie bitte.“ Sie ging zur Haustür und öffnete sie. „Sind wir einander überhaupt vorgestellt worden?“
    Der Mann verschränkte die Arme. „Was soll die Frage? Sie wissen doch, dass wir einander nicht vorgestellt wurden“, schleuderte er ihr entgegen. „Und Sie wissen verdammt noch mal auch, was ich Ihnen gesagt hatte – zur Erinnerung: Ich bin Nigel Parret, der Parret, vom London’s Social Mirror .“
    Jetzt erinnerte sie sich, in der Tat. Parret war der Mann, der die meisten Artikel über Sir Mark veröffentlicht hatte. Man könnte sagen, dass der Erfolg seiner Zeitung auf nichts anderem fußte. Natürlich hatte sie sich jeden seiner Beiträge aufmerksam zu Gemüte geführt.
    Von Westons Angebot hatte sie zuerst durch eine Frau erfahren, die vergebens versucht hatte, Sir Mark zu verführen. Um trotzdem an Geld zu kommen, hatte sie sich eine Geschichte ausgedacht – womit sie keineswegs die Erste gewesen wäre. Parret war der Sache nachgegangen und hatte sämtliche Geschichten widerlegt, indem er nachweisen konnte, dass Sir Mark und besagte Frauen sich zur angegebenen Zeit nicht am selben Ort befunden hatten. Parret hatte es einem Freund von ihr erzählt, von dem wiederum Weston davon erfahren hatte. Niemals, so Parret, würde er einer Frau glauben, Sir Mark verführt zu haben, wenn sie nicht seinen Ring zum Beweis hätte. Bei fraglichem Ring handelte es sich um einen breiten Goldreif mit dunklem Stein, angeblich ein Erbstück seines Vaters. Nie hatte man Sir Mark ohne diesen Ring gesehen.
    Aber was zum Teufel wollte Parret jetzt von ihr?
    „Hier treiben Sie sich also herum“, sagte Parret, „wollen abgrasen, was ich so mühevoll beackert habe – und fragen nicht mal um Erlaubnis! Nach allem, was ich im Dorf so höre, haben Sie ein Exklusivinterview mit ihm gelandet.“
    „Wovon sprechen Sie eigentlich?“
    „Ach, nun tun Sie nicht so unschuldig“, schnaubte er. „Solche wie Sie kenne ich zuhauf – sich anderer Leute Vertrauen erschleichen, Männer auf Abwege führen, die ihr ganzes Leben noch nicht gefehlt haben.“
    Es ließ sich nicht leugnen, dass seine Bemerkungen ins Schwarze trafen. „Das reicht. Guten Tag, Sir.“ Jessica nahm ihn beim Ellbogen und drängte ihn zur Tür hinaus. Ehe sie ihm selbige vor der Nase zuschlagen konnte, hatte Parret schon wieder den Fuß in der Tür.
    „Glauben Sie bloß nicht, Sie könnten mich so leicht loswerden! Nicht nachdem Sie ihn mir gestohlen haben. Jawohl, Sie hören richtig.“ Er nickte nachdrücklich. „Gestohlen! So nenne ich das. Diebstahl! Stiehlt meiner Tochter glatt das Brot vom Teller.“
    „Sir, Sie vergessen sich. Ich muss doch sehr bitten …“
    Mr Parrets kahler Schädel hatte sich gerötet, wie ein kleines Ei mit Sonnenbrand sah er aus.
    „ Ich muss doch sehr bitten! Dass ich nicht lache. Sie haben hier um gar nichts zu bitten! So, und jetzt will ich wissen, für wen Sie arbeiten.“
    Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt und die schmächtige Brust gebläht. Jessica wich alles Blut aus den Wangen. Er

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